[Köln] Großeinsatz im Agnesviertel: so reagierte Kalle auf die Zwangsräumung

Erstveröffentlicht: 
16.04.2014

Monatelang kämpften die Menschen im Agnesviertel für Mieter Karl-Heinz Gerigk (54). Doch am Mittwoch war es nun soweit: Kalle, wie er überall genannt wird, ist raus aus seiner Wohnung in der Fontanestraße 5. Die Zwangsräumung wurde vollstreckt, der Schlüssel an den Gerichtsvollzieher übergeben.

 

Erneut waren viele Unterstützer vor Ort. Mit einem strikten Einsatzkonzept sorgte die Polizei jedoch dafür, dass die Zwangsräumung diesmal stattfinden konnte. Seit zwei Uhr nachts war die Straße abgesperrt worden. Nur noch Anwohner und Journalisten hatten vor Ort Zutritt.

 

Ein paar Aktivisten schafften es dennoch vor und in das nun ehemalige Wohnhaus von Kalle. Eine Sitzblockade vor der Haustür wurde ohne Zwischenfälle aufgelöst. Sieben Personen ließen sich widerstandslos wegtragen. Nicht ganz ohne Zwischenfälle verlief die Räumung des Treppenhauses. Laut Polizei setzten sich einige Aktivisten stark zur Wehr. Sie mussten teilweise in Handfesseln herausgetragen werden. Ein Mann erlitt eine Platzwunde. Er begab sich in ärztliche Behandlung.

 

alle zeigte sich "wahnsinnig gerührt" von der großen Unterstützung, Er war jedoch betrübt, dass es zwischen einigen Aktivisten und der Polizei zu Auseinandersetzungen kam.

Seine Wohnung musste er räumen, weil sein Vermieter Eigenbedarf angemeldet hatte. Dagegen hatte der 54-Jährige geklagt, jedoch ohne Erfolg. Nun will er erstmal bei Freunden unterkommen und sich dann nach einer neuen Wohnung in der Nähe umschauen. Kalle: „Ich bin ja nicht weg, ich bin nicht aus der Welt. Ich bleibe hier in meinem Viertel.“

 

EXPRESS war vor Ort und berichtete live!


10.00 Uhr: Es ist soweit: Kalle ist raus aus seiner Wohnung. Der Einsatz im Agnesviertel neigt sich dem Ende entgegen. Die Polizei rückt nach und nach ab. Kalles Sachen haben alle einen Platz gefunden, er selbst kommt jetzt erstmal bei Freunden unter. Auch wenn die Wohnung nun weg ist, Kalle verspricht. „Ich bin aus der Nachbarschaft nicht weg.“

 

9.20 Uhr: Die letzten Aktivisten wurden aus dem Haus getragen. Dort hatten sich noch etwa 20 Personen aufgehalten. Einige von ihnen sollen laut Polizei starken Widerstand geleistet haben. Der Mann, der sich eine Platzwunde zuzog, habe wild um sich getreten und geschlagen. Anschließend ließ er sich auf eigenen Wunsch im Krankenhaus behandeln. Die Polizei hat von sämtlichen Personen, die sich nicht freiwillig entfernt hatten und weggetragen werden mussten, die Personalien aufgenommen.

 

Der Gerichtsvollzieher hat sich von Kalle inzwischen die Schlüssel übergeben lassen und die Wohnung begutachtet. Der georderte Umzugswagen kann aber wohl leer wieder abdüsen. Die wenigen verbleibenden Sachen, die Kalle noch in seiner Wohnung hatte, kann er wohl erst mal bei Nachbarn unterbringen. Der genaue Ablauf soll nun geregelt werden.

 

EXPRESS hatte die Gelegenheit, mit Kalle zu sprechen. Er sei "wahnsinnig gerührt" von der erneut großen Unterstützung, zeigte sich aber betrübt, dass bei dem Polizeieinsatz. jemand verletzt wurde. Er wolle sich genau informieren, wie es dazu kommen konnte.

 

8.40 Uhr: Beim Heraustragen der Personen aus dem Haus geht es offenbar nicht ganz so friedlich zu wie vorhin beim Auflösen der Sitzblockade. Polizisten haben gerade die ersten beiden Aktivisten in Handfesseln nach draußen getragen. Einer von ihnen hat eine Platzwunde am Kopf. Für ihn soll ein Krankenwagen gerufen werden.


8.25 Uhr: Die Sitzblockade vor dem Haus wurde aufgelöst. Die Polizei hat die Aktivisten weggetragen. Im Treppenhaus des Gebäudes befinden sich aber wohl etwa 15 weitere Aktivisten. Diese werden nun von der Polizei darauf hingewiesen, dass im Zweifelsfall rausgetragen werden müssen. Unterdessen hat ein Schlüsseldienst das Haus in Begleitung einer Hundertschaft betreten. Draußen ist ein Umugswagen vorgefahren.

 

8:10 Uhr: Obwohl die Polizei bereits in der Nacht die Straße gesperrt hatte, haben acht Aktivisten jetzt eine Sitzblockade vor der Haustür gebildet – sie waren schon vor dem Auftauchen der Polizei im Haus. Etwa 60 Beamte der Hundertschaft sind vor Ort, wollen die Aktivisten jetzt wegtragen.

 

 8 Uhr: Die Räumung war für 8 Uhr angesetzt – und der Gerichtsvollzieher ist auch schon da. Unbemerkt hat er das Haus betreten. Wird Kalle ihm nun den Schlüssel überreichen?

 

7:30 Uhr: Ein Straßenfest gegen die Räumung: Schon am frühen Morgen ist im Agnesviertel viel los, es haben sich bereits etwa 100 bis 150 Aktivisten versammelt – und auf der aufgebauten Bühne gab es bereits den ersten Auftritt: Rolly Brings sang seinen Kalle-Song. Das Lied wurde extra für die Aktion geschrieben.

 

 Auch Kalle hat sich bereits am frühen Morgen schon blicken lassen. „Ich bin begeistert von der Unterstützung“, sagt er. Er habe lange überlegt, ob er weiter in seiner Wohnung bleibt, ist nun aber froh, dass er es gemacht hat. Doch sobald der Gerichtsvollzieher kommt, ist sein Leben in der Fontanestraße wohl vorbei. „Ich werde ihn höflich hineinbitten und ihm meinen Schlüssel geben“, sagt Kalle.

 

7:20 Uhr: Damit die Räumung diesmal reibungslos abläuft, hat die Polizei bereits in der Nacht Vorkehrungen getroffen: Bereits um 2 Uhr waren Beamte vor Ort, sie haben Drängelgitter vor der Haustür aufgestellt, die Fontanestraße wurde an beiden Seiten gesperrt, nur Anwohner und Journalisten haben Zutritt.