Diskussion über Nazis in der Dresdner Menschenkette am 13. Februar

Erstveröffentlicht: 
15.02.2014

Das Einschleichen von Neonazis in dieMenschenkette am 13. Februar sorgt für Diskussionen. Am Donnerstagabend veröffentlichten die Rechtsextremen via Twitter ein Foto, das mutmaßlich einen der ihren Arm in Arm mit der Oberbürgermeisterin zeigt, das Gesicht des Mannes ist dabei allerdings unkenntlich gemacht. Nach Schätzungen von Dresden Nazifrei könnten sich mehr als 100 Neonazis in die Menschenkette eingereiht haben.

 

Stadt-Sprecher Kai Schulz reagierte am Freitag gelassen. Die Nazis seien offenbar zu feige, sich und ihre politische Meinung erkennen zu geben, sagte er. Diejenigen würden sich selber ad absurdum führen. Zudem sei das Motiv der Menschenkette klar. Wenn sich Nazis darin einreihen, protestierten sie gewissermaßen gegen ihr eigenes Gedankengut.



Mehr als 11.000 Menschen haben an der diesjährigen Menschenkette rund um die Dresdner Innenstadt beteiligt. Foto: Franziska Viebach

 

Das Bündnis Dresden Nazifrei kritisierte den Vorfall hingegen deutlich. Die Menschenkette sei infrage gestellt, wenn sich Nazis in diese problemlos einreihen könnten, sagte Bündnis-Sprecher Silvio Lang. Er kritisierte vor allem, dass die Stadt ihre Ordner nicht ausreichend geschult hätte, zum Beispiel was rechte Szenekleidung und Codes angeht. „Da hätten wir uns im Vorfeld eine klarere Positionierung gewünscht.“ Nach Informationen des Bündnisses seien Ordner angewiesen worden, auffällige Personen zu ignorieren.

 

Stadt-Sprecher Schulz konnte diesen Vorwurf auf Anfrage allerdings weder bestätigen noch dementieren. Er verwies aber darauf, dass die Ordner einfache Bürger seien, keine ausgebildeten Konfliktmanager. Wenn es diese Anweisung gegeben habe, dann nur zum Schutz der Ordner selbst. Eine der an dem Abend beteiligten Ordnerinnen teilte DNN-Online am Nachmittag mit, es habe sehr wohl die Anweisung gegeben, Nazis in der Menschenkette an Polizei und Standpunktleiter zu melden.

 

Dieses Foto schoss ein Mitarbeiter von DNN-Online von dem besagten Vorfall.

 

Der Oberbürgermeisterin gab auch Nazifrei-Sprecher Lang keine Schuld. Er selbst gab zu, dass auch er die betreffende Person vor Ort nicht als Nazi hätte identifizieren können. Ein Mitarbeiter von DNN-Online, der den Vorfall zufällig aus der Nähe beobachtete, berichtet von zwei jungen Männern Mitte 20, die die Oberbürgermeisterin während des Aufbaus der Menschenkette am Donnerstagabend in freundlichem Ton um ein Handy-Foto gebeten hatten. Beide gaben sich dabei begeistert, das Stadtoberhaupt zu treffen. Szenetypische Kleidung trugen beide nicht.

 

Orosz willigte offenbar ohne Zögern ein und scherzte noch mit dem jungen Mann, ob er auch geprüft habe, dass sie wirklich echt sei. Bei den Umstehenden, darunter mehrere sächsische Staatsminister, herrschte gelöste Stimmung.

 

Stadtsprecher Kai Schulz kündigte an, dass die AG 13. Februar, die die Menschenkette organisiert, natürlich auch solche Vorfälle auswerten werde. Der Zweck der Menschenkette sei weiter klar. Wegen einer Handvoll Nazis aufzugeben, wäre seiner Meinung nach ein Armutszeugnis.