Neonazi-Bombenbauer: Polizei sucht nach Mitwissern
Sieben Tage nach der Festnahme der 22-jährigen Weilers, der in der Wohnung seiner Stiefeltern Chemikalien gehortet hatte, aus denen sich mehrere Kilogramm Sprengstoff herstellen lassen würden, mit denen der Rechtsradikale möglicherweise einen Anschlag auf die antifaschistische Szene in Freiburg vorbereiten wollte, konzentrieren sich die Ermittlungen immer mehr auch auf die Frage, in wie weit er Mitwisser oder gar Hintermänner hatte.
Immerhin listen die Antifaschisten aus Freiburg, von denen, wie sie selbst bekennen, der anonyme Hinweis an die Polizei erging, in ihrer Dokumentation über die Machenschaften des Weilers noch eine ganze Reihe von Personen aus der rechten Szene auf, zu denen der junge Mann Kontakt unterhielt.
Seit Montag verstärken Spezialisten des Landeskriminalamtes die Ermittlungsgruppe der Polizei. Dabei spiele eine Rolle, so LKA-Pressesprecher Ulrich Heffner, dass die Aktivitäten aus der rechten Szene mit der möglichen Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags eine ganz neue Qualität erreicht hätten. Bisher galten solche Anschläge aus der rechten Szene als eher unwahrscheinlich.
Der 22-Jährige, der in Weil die Hauptschule absolvierte und an den sich Schulleiter Roland Gleibs als „absolut unauffällig“ erinnert, soll in den letzten Jahren eine besondere Stellung in der rechtsradikalen Szene eingenommen haben, wie die im Internet veröffentlichten Recherchen der Antifaschisten offenbaren. Als Stützpuntkleiter der Gruppierung „Junge Nationaldemokraten“ sei er unter Gesinnungsgenossen aufgetreten und soll aus seiner Weltanschauung seinen Mitschülern an der Berufsschule, er absolviert eine Ausbildung als Krankenpfleger, gegenüber keinen Hehl gemacht haben. Der anonyme Hinweis aus der antifaschistischen Szene auf den Weiler war offensichtlich nicht ganz selbstlos. Nach ihren eigenen Erkenntnissen hatte der Weiler in den vergangenen Monaten versucht, in die linke Szene einzudringen und deren „Kulturtreff in Selbstverwaltung“ in Freiburg auszuspähen. Hinweise darauf, dass die Aktivitäten des 22-Jährigen in absehbarer Zeit in einem Anschlag auf den Treff der linksalternativen Szene in Freiburg gipfeln sollten, waren wohl der Anlass, die Polizei einzuschalten. Bei der Staatsanwaltschaft Lörrach will man die „Mutmaßungen und Spekulationen“ rund um die Festnahme nicht kommentieren.
Strafrechtlich relevant sei bisher nur der unerlaubte Waffenbesitz, so Staatsanwalt Bürgelin. Noch untersucht werde, wie weit die Vorbereitungen zu einem Anschlag tatsächlich gediehen waren. Je nachdem würde dieser Tatbestand eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren nach sich ziehen.