Kripo verhindert Neonazi-Anschlag

Jürgen Winkler von der Kripo Lörrach zeigt die Rohrbombe, mit der vermutlich der Bombenanschlag ausgeübt werden sollte. Neben Chemikalien fanden die Ermittler auch Feuerwaffen.
Erstveröffentlicht: 
28.08.2009

Erfolg für die Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Lörrach: Nach Ermittlungen und einem anonymen Schreiben haben die Beamten einen 22-jährigen Mann festgenommen, der im Verdacht steht, einen Bombenanschlag geplant zu haben. Das teilten die Beamten in einer Pressekonferenz mit.


Auf dem Tisch in der Polizeidirektion Lörrach liegen Sturmfeuerwaffen, Anleitungen zum Verhalten in vermintem Gelände, Bücher über Nitroglycerin und Dynamit – und jede Menge Flaschen oder Dosen mit chemischem Inhalt. „Wie viele verschiedene Chemikalien wir gefunden haben, weiß ich nicht“, sagt Volker Sominka von der Kriminalpolizei Lörrach. Aber sicher ist: Was sie in einer Kombination ergeben hätten, hätte viele Menschen schwer verletzen, oder töten können.

Die Kriminalpolizei ermittelt bereits länger im rechtsextremen Milieu, einige Verdachtsmomente erhärteten sich, bis am Sonntag ein anonymes Schreiben bei der Polizei eingegangen war. Darin ist von einem geplanten Bombenanschlag, vermutlich auf die Gruppierung „Antifa“ in Freiburg, die Rede. „Es hat uns die Anhaltspunkte, die wir hatten, bestätigt“, berichtet Engelbert Brüstle, Leiter der Kriminalpolizei Lörrach. Am Mittwoch durchsuchten die Beamten die Wohnung des 22-Jährigen und nahmen ihn fest. „Alle anwesenden Personen haben sich kooperativ verhalten“, sagt Volker Sominka. Nach bisherigen Erkenntnissen hat der junge Mann seit Monaten legale Chemikalien in größeren Mengen beschafft und sich wohl damit beschäftigt, eine Bombe herzustellen. Die Experten des Landeskriminalamtes (LKA) Stuttgart gehen davon aus, dass die Bombe eine Sprengkraft gehabt hätte, die 15 Menschen schwer verletzt oder getötet hätte, vergleichbar mit einer Handgranate. Diese Bombe hätte der Neonazi in zwei bis vier Stunden bauen können. „Die Rohrbombe, ein etwa 15 Zentimeter langes, hohles Stahlrohr, wird mit dem Sprengstoff gefüllt.
 

Dann wird sie verschlossen und mit einem Zündkabel versehen. Anschließend, und das ist das Verheerende, werden kleine Metallkügelchen, die in Plastik verpackt sind, aufgeklebt“, sagt Kripobeamter Jürgen Winkler. Die Detonation hätte eine tödliche Wirkung entfalten können. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollten die Beamten keine Angaben machen, ob der Festgenommene alleine handelte oder mit einem Netzwerk im Hintergrund. „Momentan ermitteln wir gegen einen Verdächtigen, nämlich gegen den Festgenommenen“, erklärt Staatsanwalt Otto Bürgelin.

Der Polizei war der junge Mann aus Weil am Rhein bereits länger bekannt. Er ist in „Kameradschaften“ in der Region aktiv. Die „Freien Kräfte“ Lörrach führten ihn in ihrer Mitgliederliste.
Neonazi plant Bombenanschlag (2:37)

Der Vorwurf des Staatsanwaltes lautet: „Verbreitung einer Sprengstoffexplosion in fortgeschrittener Tathandlung.“ Das bedeutet, es gibt Beweise, dass der Tatverdächtige bereits gehandelt hat. Seit Donnerstagmittag sitzt der Neonazi in Untersuchungshaft, es wurde Haftbefehl erlassen. Zu den Vorwürfen schweigt der 22-Jährige. „Ihm droht bei einer Verurteilung wegen Vorbereitung einer Sprengstoffexplosion Strafmaßnahmen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren“, erklärt der Lörracher Staatsanwalt Otto Bürgelin. Hinzu kommt der Besitz eines Schweizer Sturmgewehrs, das dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegt. Bei Verstoß drohen dem 22-Jährigen Strafen zwischen einem und fünf Jahren.