Karlsruhe (ka-news) - Bundesweit angekündigt und zumindest in Karlsruhe erfolglos war am Montagabend ein als solcher bezeichneter "Flashmob" von Rechtsradikalen - sie wollten des Naziverbrechers Rudolf Heß gedenken. Statt Neonazis liefen auf dem Karlsruher Marktplatz rund 250 Gegendemonstranten auf.
Angemeldete Infostände auf dem Marktplatz
gab es vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und den Grünen, mit
Flaggen waren auch die Linken auf dem Marktplatz gut zu erkennen. Platzverweise gegen Antifa Während sich die Gegendemonstranten friedlich versammelten blieb der
angekündigte "Flashmob" von Neonazis aus. Die Polizei sprach dennoch
sechs Platzverweise als "Präventionsmaßnahme" gegen jugendliche
Antifa-Anhänger aus. Dies führte zu einem Wortgefecht zwischen Dietrich
Schulze von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und
der Polizei. Wenig später nahm auch die Linken-Bundestagsabgeordnete Karin Binder
Stellung zu diesem Vorfall und äußerte ihre Missbilligung: "Nur weil
diese Jugendlichen vielleicht ein wenig anders gekleidet sind als wir."
Auf die Frage, warum die Linke auf dem Marktplatz vertreten ist,
antwortet die Politikerin: "Wenn nicht wir Linken aufstehen, wer dann?"
Die Partei stünde für Toleranz, Aufstehen gegen Rechtsradikalismus sei
eine Frage der gesellschaftlichen Zivilcourage - gerade dabei "ist die
Linke gefragt". Fanprojekt nimmt Stellung: "Blau-Weiß statt Braun" Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Jung, der ausdrücklich
privat vor Ort war, vertrat die Meinung: "Besser wir sind hier als die
anderen." Er bezeichnete es als "geschmacklos, damit Wahlkampf zu
machen", die SPD habe sich bewusst gegen eine Parteiveranstaltung
entschieden. Jung lobt jedoch den "breiten demokratischen Konsens" in
der Fächerstadt - in Städten mit schwächerer Zivilgesellschaft sei
Rechtsradikalismus ein größeres Problem. Sein Fazit: "Wenn so etwas
heute hier angekündigt ist, muss man da sein." Die Grüne Jugend hatte bereits im Vorfeld dazu aufgerufen, den
Nazi-Flashmob durch Lärm machen zu stören. Außerdem verteilten die
Jungpolitiker Informationsmaterial und machten sich für eine "lebendige
Erinnerungskultur" stark. Der DGB verwies darauf, dass Frieden das
erklärte Ziel der Gewerkschaft sei. Vertreten war auch das
KSC-Fanprojekt; auf seinem Banner war zu lesen: "Blau-Weiß statt Braun
- KSC-Fans gegen Nazis".