[Antifa Café] Völkisches Krisenmanagement in Ungarn. Zur antisemitischen und antiziganistischen Entwicklung in der ungarischen Gesellschaft

Vortrag: Völkisches Krisenmanagement in Ungarn

Vor­trag und Dis­kus­si­on mit Karl Pfei­fer, Wien

Seit dem Re­gie­rungs­wech­sel von der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei (MSZP) zur rech­ten Fi­desz-​KD­NP von Mi­nis­ter­prä­si­dent Vik­tor Orbán 2010 ist in Un­garn Eth­no­na­tio­na­lis­mus zu­neh­mend struk­tu­rie­ren­des Mo­ment der of­fi­zi­el­len Po­li­tik ge­wor­den. Wäh­rend auf dem Ge­biet der Po­li­tik die Fi­desz-​KD­NP mit der rechts­ex­tre­mis­ti­schen Job­bik-​Par­tei kon­kur­riert, gibt es weit­ge­hen­de ideo­lo­gi­sche Über­ein­stim­mung zwi­schen den bei­den Par­tei­en. Die Re­gie­rung ver­sucht, sich im Aus­land als Be­schüt­zer der Juden und För­de­rer der Roma dar­zu­stel­len, wäh­rend sie im In­land oft ge­mein­sa­me völ­ki­sche Sache mit Job­bik macht bzw. deren Vor­schlä­ge ver­wirk­licht. Ei­ni­ge re­gie­rungs­na­he Me­di­en be­trei­ben of­fe­ne ras­sis­ti­sche Hetze. Neo­na­zi­ban­den kön­nen in Un­garn in dicht von Roma be­wohn­ten Orten un­be­hel­ligt auf­mar­schie­ren und deren Be­woh­ne­rIn­nen be­dro­hen und schi­ka­nie­ren. Di­rek­te An­grif­fe auf Jü­din­nen und Juden, etwa die For­de­rung nach einer Auf­lis­tung aller jü­di­schen Ab­ge­ord­ne­ten im Par­la­ment neh­men zu. In der Wirt­schafts­po­li­tik wird eine re­gres­si­ve Na­tio­na­li­sie­rungs­stra­te­gie ver­folgt, die mit­hil­fe an­ti­se­mi­ti­scher Töne Stim­mung gegen das Fi­nanz­ka­pi­tal macht. Wäh­rend­des­sen geht Orbáns Re­gie­rung gegen die Armen der Ge­sell­schaft, ins­be­son­de­re gegen Ob­dach­lo­se und Roma, vor.

 

Der Jour­na­list Karl Pfei­fer be­schäf­tigt sich seit vie­len Jah­ren mit dem Wie­der­er­star­ken von An­ti­se­mi­tis­mus und An­ti­zi­ga­nis­mus in Eu­ro­pa. In Wien ge­hört er dem Ku­ra­to­ri­um des Do­ku­men­ta­ti­ons­ar­chivs des Ös­ter­rei­chi­schen Wi­der­stands (DÖW) an und re­cher­chiert dort zu neo­na­zis­ti­schen Be­we­gun­gen. Er war jah­re­lang Re­dak­teur der Ge­mein­de , des Or­gans der Is­rae­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de in Wien, und Kor­re­spon­dent des is­rae­li­schen Ra­di­os. Im Früh­jahr 2013 ver­öf­fent­lich­te er sein au­to­bio­gra­fi­sches Buch Ein­mal Pa­läs­ti­na und zu­rück.

 

05.​11.​2103
19 Uhr
das­Ba­ecke­rei (Tan­nen­gas­se 1/Ecke Fel­ber­stra­ße, 1150 Wien)