Nach einer Umfrage wäre auch bei 14-17-Jährigen Jugendlichen die Union die stärkste Partei, aber Grüne und Piraten würden mehr Stimmen als bei den Wahlberechtigten erzielen
Erstwähler sind für die Wahlteilnahme nicht so sehr zu begeistern, zumindest liegt die Wahlbeteiligung nicht nur in Deutschland deutlich unter der der älteren Jahrgänge. Damit überlassen die jungen Menschen, deren Anteil sowieso sinkt, den älteren Menschen die Entscheidung über die politische Ausrichtung.
Die Initiative U18, organisiert vom Deutschen Kinderhilfswerk, dem Deutschen Bundesjugendring, Landesjugendringen, vielen Jugendverbänden und dem Berliner U18-Netzwerk, will den Jugendlichen die Teilnahme an den Wahlen schmackhaft machen und fordert sie auf, schon mal ihre Stimme bei der U18-Bundestagswahl und U18-Landtagswahl in Bayern abzugeben. Wahltag ist morgen. Auch diese Wahlergebnisse werden veröffentlicht – noch am Wahlabend. Bis heute können noch Wahllokale angemeldet werden, die Unterlagen gibt es online.
Das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap hat schon zuvor eine repräsentative Umfrage unter 14-17-Jährigen durchgeführt. 516 Jugendliche wurden zwischen 7. August und 7. September telefonisch befragt, gibt also keine Auskunft über die Endphase des Wahlkamps, die Fehlertoleranz liegt bei bis zu 4,4 Prozent.
Erstaunlich ist, dass 36 Prozent der Jugendlichen der Union ihre Stimme geben würden. Damit ist die Union ebenso wie bei den wahlberechtigten Bürgern die stärkste bzw. beliebteste Partei, was allerdings auch bedeuten könnte, dass bei diesen die Eltern noch einen größeren Einfluss haben könnten. Die SPD käme auf 24 Prozent. Die Linke kommt unter den Jungen nicht so gut an und kommt nur auf 4 Prozent, die FDP ist noch schlechter und liegt bei 3 Prozent. Dafür würden die Grünen immerhin 18 Prozent erzielen und die Piraten 9 Prozent. Am wichtigsten ist den Jugendlichen wenig überraschend Bildung/Schule, an zweiter Stelle kommt der Umweltschutz. Arbeitsmarktpolitik oder Gleichberechtigung/Bürgerrechte bilden das Schlusslicht.
Sonderlich für Politik interessieren sich die Jugendlichen allerdings noch nicht, vielleicht antworten sie auch ehrlicher als Erwachsene, sie stecken natürlich weitgehend auch noch nicht im Erwerbsleben und dessen Realitäten. 23 Prozent interessieren sich sehr stark oder stark für Politik, 58 Prozent nur wenig, also praktisch eigentlich nicht, darf man wohl interpretieren, und 19 Prozent ist die Politik völlig egal.
Wenn dann aber 65 Prozent ja sagen, wenn sie gefragt wurden, ob Jugendliche mehr Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse haben sollten, dann könnte dies die Diskrepanz zwischen wirklichem Interesse und abstraktem Wunsch andeuten, aber auch natürlich Ausdruck davon sein, dass sie sich vielleicht mehr für Politik interessieren würden, wenn sie größere Einflussmöglichkeiten hätten. 65 Prozent wünschen auch mehr politische Mitbestimmung. Für die Initiative ist dies jedenfalls eine Bestätigung für ihr Wahlprojekt U18: "Als wir U18 vor 17 Jahren ins Leben gerufen haben, wollten wir erreichen, dass sich Kinder und Jugendliche mit Politik beschäftigen, selbst Antworten auf politische Fragen finden und aktiv an Veränderungsprozessen mitwirken“, erklärt Marcus Lehmann, Gründer des Projekts.
Florian Rötzer