Am Sonntag, den 28. April 2013 wurde der bekannte und sichtbarste russische Antifaschist Aleksej Gaskarov in Moskau verhaftet. Es wird beschuldigt sich an „Massenunruhen“ am 6. Mai beteiligt zu haben und als Rädelsführer die Demonstrant*innen zur Gewalt aufgefordert zu haben. An diesem Tag fand eine Demonstration gegen die Fälschung der Wahlen zur Föderalen Duma im Dezember 2011 und der Wiedereinsetzung Vladimir Putins am 6. Mai statt, die von paramilitärischen Spezialeinheiten von OMON auseinander getrieben wurde. Am diesem Tag sollen mehr als 600 Menschen festgenommen worden sein. Im Zuge der Ermittlungen nach den Auseinandersetzungen wurden und werden immer wieder mal mehr mal weniger bekannte Aktivist*innen verhaftet und verschwinden für Monate im Knast. Gaskarov ist nun schon der achtundzwanzigste Beschuldigte.
Ljoscha Gaskarov wurde am 18. Juni 1985 geboren. Seit seiner Schulzeit ist er politisch aktiv und engagiert sich in antifaschistischen Strukturen. Während der Protestkampagne gegen die Zerstörung des Waldes von Khimki im Sommer / Herbst 2010 wurde er zusammen mit Maxim Solopov verhaftet. Es kam damals bei einer nichtangemeldeten Demonstration mehrerer hundert Menschen zur Stadtverwaltung von Khimki zu militanten Aktionen. Die Behörden unterstellten beiden die Verantwortung für die Proteste getragen zu haben. Im Herbst 2010 wurden Gaskarov und Solopov dank einer großen internationalen Protestkampagne aus der Haft entlassen und im Sommer 2011 von allen Vorwürfen freigesprochen.
Die aktuellen Vorwürfe gegen Gaskarov entspringen erneut der blühenden Phantasie der OMON-Beamt*innen und Mitarbeiter*innen des sogenannten Zentrum gegen Extremismus. Statt in den eigenen Reihen gegen den Beamten zu ermitteln, der Ljoscha am 6. Mai brutal zusammen geschlagen hat, wollen andere Beamt*innen gesehen haben, wie er zugeschlagen haben soll. Videos und Bilder der Demonstration beweisen aber eindeutig, daß er versucht hat zu deeskalieren und Demonstrant*innen vor Polizei-Übergiffen zu schützen.
Ljoscha Gaskarov wurde spätestens seit den Protesten im Dezember 2011 eine der prominentesten und sichtbarsten Antifaschist*innen in Russland. Er trat auf der ersten Großdemo am 24. Dezember in Moskau gegen die Fälschungen der Wahlen auf. Er zeigte bei der jährlichen antifaschistischen Demonstration in Erinnerung an die Ermordung von Nastja Baburova und Stas Markelov am 19. Januar Gesicht gegen nationalistische Gewalt. Trotz der enormen Gefahr, die immer noch von militanten Nazis ausgeht, beteiligt er sich weiter an zivilgesellschaftlichen Protesten und antifaschistischen Aktionen.
Die Verhaftung von Aleksej Gaskarov ist der nächste Schlag der Behörden gegen antifaschistische Strukturen in Russland. Wieder ist einer der bekanntesten Antifaschist*innen betroffen. Im Zuge der Konzentration auf den Prozess um die Machenschaften des Nationalisten Aleksej Navalnij wird die Repressionsschraube gegen emanzipatorische Aktivist*innen weiter angezogen. Unsere Freund*innen in Russland brauchen wieder einmal unsere Unterstützung. Zeigt euch solidarisch! Seid aufmerksam! Und informiert andere!
[Der Text erschien im Rahmen einer Soli-Aktion in der Nordkurve Babelsberg im Fanzine "Ultra Unfug"]
Weitere Infos -> http://gaskarov.info