Größter Polizeieinsatz rund um das Gedenken des Tages der Zerstörung. Neonazis nicht nur in Pforzheim - sondern auch in Mühlacker.
Olaf Lorch-Gerstenmaier und Ramona Deeg
Pforzheim/Mühlacker
Rund
1600 Polizeibeamte, darunter Alarmhundertschaften der
Bereitschaftspolizei des Landes und 300 Beamte der Bundespolizei -
geschätzte Kosten: rund eine Millione Euro - haben am Samstag Pforzheim
in eine Festung verwandelt. Noch nie wurden so viele linke Autonome
erwartet, um dem friedlichen Protest der Pforzheimer gegen die jährlich
am 23. Februar stattfindende Fackel-"Mahnwache" von Neonazis
zusätzlichen Schub zu verleihen - was die Polizei in Pforzheim zum
größten Einsatz ihrer Geschichte veranlasste.
Sowohl die zentrale
Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof als auch die friedliche Demo auf der
Bahnhofstraße und die abendliche Kundgebung auf dem Marktplatz wurden
überschattet vom Durchbrechen von mehr als 450 Linken in die Nordstadt
in Richtung Wartberg. Die Polizei hatte das Plateau, auf dem die
Rechtsextremisten - rechtskonform - ihre Fackeln kurz entzünden durften,
weiträumig abgeriegelt. An der Kieselbronner Straße prallten die
mittlerweile 600 Demonstranten - darunter viele friedliche Bürger,
teilweise mit Kindern - und Polizei erstmals aufeinander. Westlich des
Wartbergs riegelte die Polizei einen Acker auf der einen Seite ab und
kesselte rund 400 Demon-stranten ein. Teilweise standen diese fünf
Stunden in der Kälte. Vier Demonstranten und zwei Polizisten wurden
leicht verletzt, es gab drei Festnahmen. Die "Mahnwache" fand wie
geplant statt.
Pforzheims OB Gert Hager, der bei einer Kundgebung des "Bündnisses Pforzheim nazifrei" auf dem Marktplatz Hauptredner war,
verurteilte die Ereignisse auf dem Wartberg entschieden - ebenso wie die
Bundes- und Landtagsabgeordneten. Allerdings mit dem Unterschied, dass
CDU und FDP Hager eine Mitverantwortung anlasten, weil die Demo aus dem
Ruder lief.
Nicht alle Neonazis zeigten - wie eigentlich geplant -
in Pforzheim Präsenz: Über 100 Anhänger des "Freundeskreises Ein Herz
für Deutschland" fuhren mit dem Zug, von Karlsruhe kommend, nach
Mühlacker weiter, und entzündeten dort mitgebrachte Fackeln. Allerdings
untersagte ihnen OB Frank Schneider, durch die Stadt zu ziehen.