Erinnerung
Überall trauern Menschen um Felix Helbig. Manche auf Facebook, manche für sich, zuhause, unter Freunden, manche irgendwo im Netz. So wie die Autonome Antifa Freiburg, die Kolleginnen und Kollegen vom Journal Frankfurt, die Grünen und viele mehr.
Süddeutschland gehört nicht zum angestammten Verbreitungsgebiet der FR. Da gibt es ganz andere Blätter, denen man traditionell den Vorzug gibt. Aber manchmal greifen auch Süddeutsche zur Rundschau, die sich nicht dem gewachsenen linksliberalem Milieu zurechnen.
Wenn zum Beispiel die Frankfurter Rundschau "braune Burschen demaskiert" und "Polizeispitzel enttarnt", dann greifen autonome Antifaschisten selbst im allerfernsten Freiburg zu der Zeitung mit dem ungewohnten grünen Band im Titel. Und dann lesen sie den Autorennamen Felix Helbig. Den haben die Freiburger in den letzten Jahren oft gelesen. Dass sie ihn jetzt im Blatt und online fanden, schockt sie so wie viele andere auch. Sie haben Worte für ihre Bestürzung gefunden:
Nachruf aus Freiburg auf Felix Helbig
Und auch die Kolleginnen und Kollegen vom Journal Frankfurt machen keinen Hehl aus ihrer Trauer um Einen, dem sie jahrein, jahraus auf Terminen, bei Pressekonferenzen, Recherchen, Hintergrundgesprächen und vielleicht auch im Stadion, in der Stadt, auf dem Weihnachtsmarkt, auf der Dippemess, egal wo begegnet sind.
Kollege Gerald Schäfer bringt es am Ende seines Textes vielleicht auf den Punkt:
Felix Helbig "sollte keine Nachricht sein. Er sollte weiterhin Nachrichten schreiben."
Die
Grünen der Mainmetropole kennen Felix Helbig von "FR-Kindesbeinen" an -
nicht wenige von ihnen haben parallel zu seinem Weg in der Rundschau
ihre Karriere in der Partei gemacht. Ihn nicht mehr unter uns zu wissen,
lässt auch sie innehalten im Polit-Alltag und mittrauern:
"Liebe Redaktion der Frankfurter Rundschau,
mit großer Bestürzung haben wir vom Tod Ihres Kollegen Felix Helbig erfahren. Es ist unfassbar und zutiefst traurig, dass Ihr junger Kollege so plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Wir durften ihn als leidenschaftlichen, scharfsinnigen und fröhlichen Menschen kennenlernen.
Mit Felix Helbig verliert die Frankfurter Rundschau einen hoch engagierten Redakteur, der viele Themen erst mit seiner Arbeit aufgedeckt, kritisch begleitet und zu einer gesellschaftlichen Debatte hat werden lassen. Er hat dafür gesorgt, dass Ungerechtigkeit und Rassismus nicht stillschweigend hingenommen, sondern öffentlich gemacht wurden. Er hat damit nicht nur politische Themen ins Zentrum der Debatte gerückt, die geführt werden müssen. Herr Helbig hat auch dafür gesorgt, dass die Opfer dieser Ungerechtigkeit ein Gesicht, eine Stimme bekommen. Wir sind Felix Helbig dankbar für seine Arbeit und seinen Mut.
Uns haben Ihr Nachruf und ihre Gedanken an Felix Helbig, die wir in der Rundschau nachlesen konnten, tief berührt und bewegt. Er war ein junger Journalist mit Leidenschaft und eine kritische Stimme der Rundschau und unserer Stadt. Mit ihm hat Frankfurt einen mündigen Bürger verloren und die Stadtgesellschaft eine scharfsinnige und engagierte Spürnase.
Oft waren es die Artikel und Recherchen von Herrn Helbig, die uns aufrüttelten und dazu veranlassten politisch aktiv zu werden, wie im Fall von Herrn Wevelsiep. Auch dafür sind wir ihm dankbar und auch darum werden wir ihn vermissen.
Wir trauern mit Ihnen und sind in Gedanken bei Ihnen, seiner Familie und seinen Freunden in dieser schweren Zeit. Und wir möchten Sie bitten, Felix Helbigs Angehörigen unser aufrichtiges Beileid auszurichten. Wir wünschen Ihnen allen viel Kraft.
Von ganzem Herzen und mit aufrichtiger Anteilnahme,
Martina Feldmayer und Omid Nouripour,
Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen"
Die Aktivistin Friedrun Hegazi schreibt:
"Liebes Stadtredaktion-Team,
betroffen habe ich vom Tod von Felix Helbig gelesen.
Wir hatten Kontakt als er zu der Polizeigewalt gegenüber Migranten recherchierte. Er war freundlich, offen, kompetent und professionell. Wir plauderten und ich sagte ihm, der Artikel, den er kurz zuvor über meinen Schwiegersohn geschrieben hatte, habe mir sehr gut gefallen. Wir lachten noch darüber, wie klein die Welt ist, denn er war erstaunt, dass Bakary Diakite mein Schwiegersohn ist und schien erfreut über meine Rückmeldung.
Dieses kurze Gespräch hat mich sehr für ihn eingenommen.
Wie schwer es für Sie, seine Kolleg/Innen, und erst für seine Familie sein muss, kann man nur erahnen. Ich wünsche Ihnen allen Kraft, mit dem Verlust des Journalisten und des Menschen, Freundes und Kollegen zurecht zu kommen."
Die Journalistin und Bloggerin Carmen Treulieb verfasst am 16. Februar einen Eintrag auf ihrem Blog UmamiBücher, in dem sie gesteht: "Dass mir der Lokalteil der Frankfurter Rundschau in den letzten Jahren wieder so einen Spaß gemacht hat, lag neben den “alten Hasen” Claus-Jürgen Göpfert und Stefan Behr vor allem an ihm: Felix Helbig."
Und Andreas Nöthen bloggt am gleichen Tag auf seiner Seite zu Rödelheimer Themen zum Tode Felix Helbigs unter anderem: "Seine Themen waren die, die mitunter wehtun, die bequeme Lokaljournalisten gerne einmal kleinreden oder lieber gleich beiseite schieben. Die Eisen, so schien es, konnten nicht heiß genug sein. Solch mutige Leute findet man selten. Erst recht, wenn sie erst 32 Jahre alt sind."
Zum Kontrast: Ex-Rundschaukollegin Anne Lorenc (Kürzel: abi) schickt der Redaktion an eben jenem Tag einen handschriftlichen Brief (ja, so etwas gibt es noch und es ist kein minderes Medium als ein Blog), in dem sie ihre "Fassungslosigkeit, das Entsetzen und die tiefe Trauer" der FR teilt. Sie zollt dem Toten ihren Respekt mit den Worten: "Felix gehörte zu den Kollegen, die - neben der Professionalität - mit ihrem liebenswürdigen Wesen, ihrer Fröhlichkeit und Lebensbejahung viel dazu beigetragen haben, dass wir mit Freude unsere Arbeit getan haben."