Griechische Polizei vertuscht Folter von Bankräubern

Erstveröffentlicht: 
05.02.2013

 

Mit retuschierten Fotos wollte die griechische Polizei offenbar Folterungen verheimlichen. Es mehren sich die Anzeichen für eine Radikalisierung unter Griechenlands Ordnungshütern.  

 

Am ersten Februar ereignete sich in der griechischen Provinzstadt Velvedo ein Banküberfall, dessen Umfang, Planung und Brutalität von einer gesteigerten Gewaltbereitschaft der griechischen Anarchistenszene zeugt. Aber nicht das prägt die Debatte, die die griechischen Medien beherrscht – sondern die Tatsache, dass die Täter nach ihrer Festnahme von Polizisten verprügelt wurden.

Noch mehr wird darüber geredet, was die Polizei dann tat: Sie veröffentlichte Fotos der selbst ernannten Freiheitskämpfer, nachdem die Bilder digital verändert worden waren und so keine Spuren mehr von Misshandlungen zeigten. Amnesty International fordert Ermittlungen wegen Folter, der Innenminister ist ratlos, wie es zu dem Photoshop-Versuch kommen konnte.

Alles begann am Morgen des 1. Februar. Insgesamt acht junge Männer überfielen in der griechischen Provinzstadt Kozani zwei Bankfilialen. Zwei von ihnen gehören der seit 2008 bekannten, gewalttätigen Anarchistengruppe "Feuerzellen" an. Sie waren schwer bewaffnet, fünf Fluchtfahrzeuge standen bereit, eine Geisel wurde genommen.

Die Gewaltbereitschaft war hoch, alles sehr gut geplant und getrieben von dem Gedanken, dass es revolutionär sei, Geld zu stehlen. Am Ende wurden vier der Täter nach einer Verfolgungsjagd gefasst. 

 

Polizei spricht von "dynamischer Operation"

 

Die Polizei sprach von einer "dynamischen Operation" und sagte später, dass es zu einem "Kampf" mit den Tätern gekommen sei. Laut des Anwalts und der Familie eines der Täter, Nikos Romanos, stimmt das nicht. Romanos sei erst in der Polizeistation gefoltert worden, zwei Stunden lang.

"Er musste mit gefesselten Händen niederknien, man stülpte ihm einen Sack über den Kopf, und so wurde er zwei Stunden lang schwer geprügelt", sagte sein Anwalt.

Die Familien der Täter und manche Medien veröffentlichten unretouchierte Fotos der Angeklagten. Es kann demnach kaum Zweifel geben, dass die Polizei versucht hat, die Prügelspuren zu verdecken. Aber wieso überhaupt die Bilder veröffentlichen? "Ich kann mir das alles nicht erklären", sagte Innenminister Dendias. "Ich frage mich selbst, wie Sie auch – warum die digitale Änderung, warum überhaupt die Veröffentlichung?"

 

Faschisten nennen die Polizei "heldenhaft"

 

Viel Verständnis hatte hingegen die faschistoide Partei Goldene Morgendämmerung. Nachdem die linke Opposition im Parlament Untersuchungen forderte, erklärte die Partei, die "jämmerlichen Lumpen" der Linksparteien sollten lieber "den Mund halten" – die Polizisten hätten heldenhaft gegen bewaffnete Linksterroristen gehandelt, ohne Blut zu vergießen.

Noch beunruhigender vielleicht als die Misshandlungsdebatte ist aber die Frage, wohin Griechenlands desillusionierte Jugend steuert. Dem Finanzminister wurde vor Kurzem eine Gewehrkugel per Post zugesandt. Eine Radikalisierung der Jugend ist unverkennbar.

Es gibt zahlreiche Hinweise, dass die Radikalisierung längst auch auf die Polizei übergreift. Wahlanalysen nach den vergangenen Wahlen ergaben, dass die Morgendämmerung starken Zuspruch unter Polizisten hatte.