Berliner Anarchisten hauen dem Überwachungsstaat aufs Maul

Erstveröffentlicht: 
28.01.2013

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, entwickelt sich auch Deutschland mit Überwachungstechniken, Drohnen, Kameras etc. mehr und mehr zum Überwachungsstaat, was viele Leute befürworten, einige aber auch beunruhigt. So zum Beispiel Camover, eine Gruppe, deren Anhänger durch Berlin rennen und Überwachungskameras in Stücke schlagen. Ihr Slogan: „Freiheit stirbt mit Sicherheit”.


Vor Kurzem haben sie sogar einen Wettbewerb gestartet, der andere dazu anstiften soll, sich an der Aktion zu beteiligen. Bis zum 19. Februar, passend zum europäischen Polizeikongress, sollt ihr Überwachungskamera abreißen und das ganze dokumentieren.   
Wir haben uns mit ihnen unterhalten.

VICE: Hey, Camover—warum seid ihr so aggro?
Camover: Uns war langweilig. Nein ... Spaß. Wir stehen einer Konsumgesellschaft kritisch gegenüber, in der Menschen die Meinung, die sie von den Medien präsentiert bekommen, einfach so akzeptieren. Sie vergessen, für sich selbst zu denken. Darum dachten wir, dass es lustig wäre, die Leute dazu zu motivieren, nachts rauszugehen und diese nervigen Kameras zu beseitigen.

Was habt ihr also gegen CCTV?
Wir sind eine gemischte Gruppe: Ladendiebe, die dem Kapitalismus entkommen und nicht gefilmt werden wollen, Fahrgäste, die nicht auf Schritt und tritt verfolgt werden wollen, und Anarchisten, die sich gegen jegliche Art von Kontrolle wehren. Der Staat braucht die Macht der Kontrolle, damit wir merken, dass „er“ da ist und weiß, was wir tun. Wir kämpfen für die Freiheit, unabhängig zu leben, also lasst uns mit der Zerstörung von Kameras anfangen.

OK! Habt ihr oft Probleme mit der Polizei?
Nein, es ist schwierig, uns zu stellen, weil wir die Kameras zerstören.

Genial! Wie sollte ich eine Kamera zerstören?
Mit einem Feuerlöscher. Was auch Spaß macht, ist, eine Kamera abzubrechen, so dass du sie in den Händen halten kannst.

 

Wie ist es am effektivsten?
Entweder hilfst du jemandem mit einer Räuberleiter oder besorgst dir ein Seil, damit du die Kamera mitnehmen kannst. Auf diese Weise gibt es garantiert keinen weiteren Ärger. Aber wenn du das machst, musst du etwas über die Linse ziehen oder sie kaputt machen, um sicherzugehen, dass sie nicht weiter sendet.

Wie viele Kameras habt ihr zerstört?
Wir haben keine Ahnung, wie viele wir schon zerstört haben. Es ist kein großes Ding, so eine Kamera kaputt zu machen—du kannst es oft auf dem Nachhauseweg machen.

In eurem Video gibt es eine Szene im Zug. Der andere Fahrgast sah ziemlich passiv aus. Wie reagiert die Öffentlichkeit in der Regel?
Anfangs sind die Leute meist ziemlich schockiert über unser brutales Verhalten und die Tatsache, dass wir alle schwarz gekleidet sind und Masken tragen. Das ist schade, denn wir sind fast alle Anarchisten und versuchen, so wenig Gewalt wie möglich an den Tag zu legen. Wir attackieren Gegenstände, keine Menschen—Polizisten und Nazis zählen nicht. Die meisten schauen weg. Manche benachrichtigen die Polizei. Aber manchmal applaudieren uns Leute. Das fühlt sich gut an. Aber am besten ist es, wenn andere Leute mitmachen.

Verschwendet ihr nicht eigentlich das Geld der Steuerzahler? Die Regierung wird ja zwangsläufig neue Überwachungskameras installieren, wenn ihr sie entfernt.
Ist es nicht die Regierung, die das Geld der Steuerzahler verschwendet, wenn sie die Kameras ersetzt, die wir zwangsläufig wieder entfernen werden?

 

Touché. Das hängt ja auch alles mit dem europäischen Polizeikongress, der im Februar in Berlin stattfinden wird, zusammen? Erzähl mir davon.
Es ist ein Treffen von bis zu 2000 hochrangigen Polizeibeamten, die denken, sie könnten definieren, was gut und böse ist.

Weshalb treffen sie sich?
Sie tauschen sich aus, damit sie dir staatliche Unterdrückung soweit aufbauen können, dass es unmöglich wird, sich dagegen zu wehren. Sponsoren wie Siemens, Panasonic und IBM werden dort ihre Lösungsvorschläge präsentieren.

Warum seid ihr dagegen?
Wir mögen keine Polizisten.

Was du nicht sagst. Was noch?
Der Kongress hat überhaupt nichts mit demokratischen Entscheidungen und der Sicherheit der Menschen zu tun. Es dreht sich alles um die Sicherheit der Regierung und die kapitalistische Wirtschaft, die die Ausbeutung von Menschen und Gewinnmaximierung gewährleistet. Außerdem scheinen die es lustig zu finden, mit Tasern auf Schwarze zu schießen. Es wird eine mächtige und aggressive Demonstration dagegen geben, denn Politiker, Wirtschaftsschweine und Polizisten müssen verstehen, das wir ihre Position nicht akzeptieren werden.

Danke, Camover!