Wagner-Opern verbieten?

Erstveröffentlicht: 
23.01.2013

A. Paul Weber als lupenreinen Demokraten zu beschreiben, wäre sicher eine Geschichtsklitterung allerhöchsten Ausmaßes. Von seiner politischen Überzeugung her war er deutschnational bis zur rechten Wand, hat die Weimarer Demokratie bekämpft und für Dinters Buch über die Blutsünde eine Deckel-Lithographie geliefert. Aber es ist falsch, ihn als Nazi und Judenhasser anzuklagen, vielmehr hat er wegen Unbotmäßigkeit zwei Jahre im KZ verbracht. Anstatt die künstlerische Leitung der Drostei mit Kritik zu überziehen, sollten sich eben diese Kritiker in "beziehlichem Denken" üben, das heißt, ihre Äußerungen bis zur letzten Konsequenz zu Ende denken. Richard Wagner schrieb 1860 in seiner Schrift über das "Judenthum in der Musik": "Der Jude ist unfähig, weder durch seine äußere Erscheinung, seine Sprache, am allerwenigsten durch seinen Gesang sich künstlerisch kundzutun." (Zitat). Also in Zukunft alle Wagner-Opern verbieten und Bayreuth schließen?

 

Sehr geehrter Herr Propst, es wäre höchste Zeit, ihr "Gustav-Adolf-Werk" umzubenennen, denn gerade dieser König hat im Dreißigjährigen Krieg den Schweden-Trunk zu verantworten, eine der grausamsten Quälereien dieser Zeit.

 

Die Beispiele ließen sich fast unendlich fortsetzen. Und da, meine Damen und Herren Kritiker, begibt man sich auf glattes Eis, begibt man sich in die Nähe derer, die man eigentlich bekämpfen will. Auch der Name "Antifaschismus" ist in der DDR und der Sowjetunion derart pervertiert worden mit Hunderttausenden von Toten, dass die Bezeichnung "Antifa" nicht mehr verwendet werden dürfte - so segensreich die Absicht dahinter auch ist.

 

Frau Fricke, lassen Sie sich nicht beirren, verteidigen Sie die Kunst, wenn es Kunst ist. Und A. Paul Weber ist für mich ein Künstler, dessen Werk "Das Gerücht" von Arno Schmidt als beste Allegorie seit Leonardo da Vinci bezeichnet worden ist. Hier stellt sich doch wohl die Frage, ob eine Ausstellung von Bildern eine politische Aufarbeitung überhaupt leisten kann und soll.

 

Um Falschdeutungen vorzubeugen: Ich bin seit über 40 Jahren überzeugtes Mitglied der SPD.

Uwe Martensen, Pinneberg