In der Nacht zum 1. Mai 2009 ist eine Mitstreiter_in, Zoe, 24 Jahre alt, beim Hantieren mit Natriumchlorat (geeignet zum Bau von explosiven Gegenständen und Rauchpulver – je nach Gemisch) in Chambery in Frankreich ums Leben gekommen. Ein weiterer Mitstreiter, Mike, wurde dabei schwer verletzt und lag im künstlichen Koma auf der Intensivstation im Krankenhaus. Jetzt nach über 3 Jahren, nach Anti-Terror Ermittlungen, nach einem Gerichtsverfahren in dem Mike verurteil wurde, musste er am 7. Januar seine Haftstrafe antreten. Wir fühlen uns mit ihm, seinen Worten, seinen anti-autoritären Ideen verbunden
und wollen ihm unsere Solidarität zeigen. Wir wollen in nächster Zeit über seine Situation sowie über seine konsequente Haltung
dem Gericht gegenüber berichten. Hier nun eine aktuelle Nachricht von Mike aus dem Knast.
Schreibt Mike, zeigt euch solidarisch und lasst der Wut freien lauf!
Freiheit für alle!
Das Herz im Käfig, die Wut im Herzen…
Neuigkeiten von Mike aus dem Knast in Chambéry Seit dem 7. Januar sitze ich eine viermonatige Haftstrafe aufgrund der Herstellung eines Sprengsatzes im Jahr 2009 ab, bei dessen versehentlicher Explosion meine Mitstreiter_in Zoé ums Leben kam und ich schwer verletzt wurde. Ich will kein Mitleid bei euch erregen. Ich bin kein unschuldiges Opfer, dass sich mit einer verhältniswidrigen Rechtssprechung konfrontiert sieht, sondern einer von vielen, der sich nicht mit der tristen Realität, die diese Gesellschaft für ihn bereithält, abfinden wollte und den der Staat einsperrt um seine Kontrolle auszubauen und seine Autorität zu wahren.
Ich bin kein revolutionärer Vorkämpfer, dessen Beispiel alle folgen sollen, und der leiden will um die Revolte der Mitstreiter_innen zu entfachen.
Ich bin nur ein Mensch, auf der Suche nach kollektiver Emanzipation durch die Zerstörung der sozialen Strukturen und der Normen von denen der Staat und das Kapital profitieren. Im Sinne meiner revolutionären Wünsche lehne ich die Trennung zwischen „politischen“ und „sozialen“ Gefangenen ab und bezeichne mich als „politischen Gefangenen“, genauso wie alle anderen eingesperrten Menschen auch.
Ich bin nur ein menschliches Wesen, das nach Freiheit hungert und versucht gemäß der eigenen anti-autoritären Einstellung zu leben und zu kämpfen, in einer Gesellschaft die auf Unterdrückung und Herrschaft aufgebaut ist. Nun muss ich logischerweise die Konsequenzen meiner Entscheidungen hinnehmen.
Wenn meine Situation Wut auslöst, steht es jede_r frei, danach zu handeln und dieser Wut Ausdruck zu verleihen.
Auf dass die Wut nicht hinter Angst verschwindet, es lebe die Revolte!!! Nieder mit dem Knast und dieser mit Scheiße zubetonierten Welt,
Freiheiht für alle!
P.S.: Während dieser Monate, in denen ich eingesperrt bin, ist es möglich mir an diese Adresse zu schreiben:
Michaël Dupanloup
N°23 007
M.A de Chambéry
151 rue Belledonne
73011 Chambéry
France
Für alle, die nie wissen, was sie Gefangenen schreiben sollen: Ihr könnt auch beim großen Postkartenwettbewerb mitmachen, der nicht einmal die Lächerlichkeit fürchtet...