Burschenschaft Arminia verlässt Dachverband

Erstveröffentlicht: 
10.01.2013

Burschenschaften

 

Nachdem sich im Dachverband der Deutschen Burschenschaften die stramm Völkischen durchgesetzt haben, tritt nun auch die Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia aus. Die rechtsextremen Entgleisungen führender Burschenschaftler wurden ihr einfach zu viel.

 

Von Felix Helbig

 

Frankfurt – Die Deutsche Burschenschaft, der Dachverband von bislang etwas mehr als 100 Burschenschaften, kämpft seit Monaten um ihre Zukunft. Hintergrund ist ein Streit über rechtsextreme Tendenzen im Verband, der sich an der Mitgliedschaft eines chinesischstämmigen Burschen bei einem alljährlichen Burschentag in Eisenach entzündet hatte. Völkisch geprägte Burschenschaften hatten dort die Einführung eines sogenannten „Arier-Nachweises“ gefordert.

 

Bei einem Sondertreffen in Stuttgart setzte sich im November der völkische Flügel um die Burschenschaftliche Gemeinschaft, die ihre Basis in Österreich hat, im Dachverband durch. Ihre Mitglieder besetzten seither wesentliche Ämter in der Deutschen Burschenschaft. In den Wochen nach dem Sonderburschentag traten daraufhin 14 gemäßigte Bünde aus dem Dachverband aus, darunter auch die Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia. Dem Dachverband gehen damit neben Mitgliedern auch wichtige Finanzmittel verloren.

Das Verbindungshaus an der Paul-Ehrlich-Straße im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen ist in den vergangenen Jahren immer mal wieder zum Ziel von Farbbeutelwerfern geworden, vor allem für linke Studierende residiert hier der Feind. Es ist insofern unwahrscheinlich, dass sie der jüngste Beschluss der Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia besänftigen wird: Nach dem Rechtsruck in der Deutschen Burschenschaft ist der Bund nun aus dem Dachverband ausgetreten. Man kann das als Ausweis der Liberalität deuten. Für die Linken werden die Burschen weiter Rechte sein.

Die Verhältnisse sind kompliziert im Dachverband von noch etwa 100 Burschenschaften mit mehreren tausend Mitgliedern. Michael Nehring, Sprecher der Arminia, aber sagt, der Sonderburschentag im November in Stuttgart habe gezeigt, dass die mehr als 100 Jahre währende Mitgliedschaft des eigenen Bundes im Dachverband „so nicht mehr tragbar war“. Noch im Dezember beschlossen die Frankfurter Burschen deshalb ihren Ausstieg.

Die Deutschen Burschen seien zu nah an den Rechtsradikalen

Man habe sich nach so langer Zeit durchaus schwergetan mit der Entscheidung, sagt Nehring. Das Treffen in Stuttgart, bei dem auch Vertreter des etwa 120 Mitglieder starken Frankfurter Bundes dabei gewesen seien, habe aber gezeigt, „dass die Probleme nicht gelöst worden sind“. So habe es zwar einige Anträge zur Liberalisierung des Dachverbands gegeben, die aber allesamt scheiterten. Auch hätten die Deutschen Burschenschaft es nicht geschafft, sich offen von Rechtsradikalen in ihren Reihen zu distanzieren. Stattdessen habe man eine vage Formulierung zum Nationalsozialismus beschlossen. „Das einzig Positive war, dass dieser unsägliche Arier-Paragraf nicht durchgekommen ist“, sagt Nehring.

An ihm hatte sich in den vergangenen knapp zwei Jahren die Auseinandersetzung im Dachverband öffentlich entzündet. Bei einem Burschentag in Eisenach hatten stramm rechte Burschenschaften gefordert, die Aufnahme von Burschen mit nichtdeutscher Herkunft künftig auszuschließen. Grund war die Mitgliedschaft des chinesischstämmigen Mannheimer Burschen Kau-Ming Au.

Führender Burschenschafter bezeichnete Nazi-Gegner als "Verräter"

In der Folge hatten Medien, darunter auch die Frankfurter Rundschau, immer wieder über rechtsextreme Entgleisungen führender Burschenschafter berichtet. Darunter auch die Einlassung des Chefredakteurs der „Burschenschaftlichen Blätter“, der den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als „Landesverräter“ und seine Hinrichtung durch die Nationalsozialisten als somit „juristisch gerechtfertigt“ bezeichnet hatte. Daraufhin hatte sich innerhalb des Dachverbands eine Initiative gegründet, die offen gegen die Rechtsextremen anging – zumindest bis zum Stuttgarter Sondertreffen. Da setzten sich dann erneut die völkisch geprägten Burschen durch.

Die Arminia hat nun ihre Konsequenz gezogen. Es sei dem Bund „nicht gelungen, unsere Vorstellungen von burschenschaftlichem Leben, von der Umsetzung burschenschaftlicher Grundsätze und von einem geeinten Verband umzusetzen“, heißt es in einer Mitteilung. Im Vordergrund der Verbindung stehe „der Lebensbund als Gemeinschaft von Alten Herren und aktiven Studenten“. Für das Verhältnis zum Dachverband gilt das nun nicht mehr.

 


 

Die Organisation

Die Deutsche Burschenschaft, der Dachverband von bislang etwas mehr als 100 Burschenschaften, kämpft seit Monaten um ihre Zukunft. Hintergrund ist ein Streit über rechtsextreme Tendenzen im Verband, der sich an der Mitgliedschaft eines chinesischstämmigen Burschen bei einem alljährlichen Burschentag in Eisenach entzündet hatte. Völkisch geprägte Burschenschaften hatten dort die Einführung eines sogenannten „Arier-Nachweises“ gefordert.

Bei einem Sondertreffen in Stuttgart setzte sich im November der völkische Flügel um die Burschenschaftliche Gemeinschaft, die ihre Basis in Österreich hat, im Dachverband durch. Ihre Mitglieder besetzten seither wesentliche Ämter in der Deutschen Burschenschaft. In den Wochen nach dem Sonderburschentag traten daraufhin 14 gemäßigte Bünde aus dem Dachverband aus, darunter auch die Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia. Dem Dachverband gehen damit neben Mitgliedern auch wichtige Finanzmittel verloren.