Neonazis eröffnen in Nürnberg ein “Nationales Zentrum”

In diesem Gebäude befindet sich das "Nationale Zentrum" in Nürnberg
Erstveröffentlicht: 
30.07.2012

Neonazis aus den Reihen des „Freien Netz Süds“ haben nun im Nürnberger Stadtteil Langwasser ein „Nationales Zentrum“ eröffnet. Damit erfüllen die Rechtsextremisten wohl die Forderung des FNS-Führungskaders Matthias Fischer, der bereits mehrfach für die Einrichtung von „nationalbefreiten Zonen“ plädiert hatte.

 

Was Neonazis bereits lange forderten, machten sie in Nürnberg jetzt wahr: Angehörige des bayernweit agierenden neofaschistischen Kameradschaftsnetzwerks „Freies Netz Süd“ gründeten in dem Stadtteil Langwasser ein sogenanntes „Nationales Zentrum“. In dieser Immobilie sollen fortan „Schulungs- und Vortragsveranstaltungen“ abgehalten werden und „Zusammenkünfte nationalgesinnter Deutscher“ stattfinden. Außerdem diene es als „Stadteilbüro“ für Sebastian Schmaus, seines Zeichens Stadtrat der NPD-Tarnorganisation „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ in Nürnberg und Aktivist des „Freien Netz Süds“, für das er immer wieder auch als Anti-Antifa-Fotograf tätig ist.

 

Ferner kündigen die Neonazis an, in dem Stadtteil, der von ihnen als „sozialer Brennpunkt“ bezeichnet wird, ihre „Aufklärungskampagnen zu intensivieren“ und hoffen, mittels des „Zentrums“ den „Wachstum und Ausbau nationaler Strukturen in ganz Nürnberg“ befördern zu können. Bei der Gründungsveranstaltung war dann neben Sebastian Schmaus auch Matthias Fischer aufgetreten. Fischer wiederholte seine Forderung nach der Errichtung von „nationalbefreiten Zonen“ abermals und sagte zudem, dass diese die „wichtigste Grundlage einer volkstreuen Widerstandsbewegung darstellen“ würden. „Durch die Etablierung von selbstverwalteten Räumlichkeiten werden Orte geschaffen, welche die Akzeptanz nationaler Aktivitäten in der Öffentlichkeit um ein vielfaches steigern können“, sagte Fischer bei der Eröffnung weiterhin.

 

Die „Antifaschistische Informations- Dokumentations- und Archivstelle München e.V.“ (a.i.d.a.) hat derweilen bereits Hintergrundinformationen recherchiert und berichtet, dass der Neonazi Norman Kempken für das neonazistische „Bund Frankenland e.V.“ die Lokalität, die sich in einem Keller befindet, gemietet haben soll. „Vermittelt“ worden sei das ganze laut a.i.d.a. über den Rechtsextremisten Rainer Biller, der beispielsweise erst kürzlich von einem Gericht verurteilt wurde, da er mit einer Aussage in Facebook die Opfer des NSU verhöhnt hatte. Zudem liege für den Raum keine „Gaststättenkonzession und Ausschankerlaubnis“ vor und der Mietvertrag solle auch keine öffentliche Nutzung zulassen, was jedoch in Teilen konträr zu der Meldung des „Freien Netz Süds“ steht, wie a.i.d.a. in seinem Artikel folgerichtig zusammenfasst.

 

Mit dem Lokal in Nürnberg erhält die bayerische Nazi-Szene jetzt einen zusätzlichen Treffpunkt, in dem sie sich weitestgehend unbeobachtet zusammenfinden können. Bislang bestand diese Möglichkeit für die Szene nur im oberfränkischen Oberprex. Fakt ist, dass dieses Nazi-Zentrum ein Problem für Nürnberg werden könnte, da davon auszugehen ist, dass sich Rechtsextremisten aus dem ganzen Freistaat zukünftig regelmäßig in der Stadt einfinden werden und die Neonfaschisten überdies einen eigenen Aktionsraum haben, den sie selbst kontrollieren können und in dem sie konspirative tagen können. Wie es weitergeht und ob die Stadt Maßnahmen ergreifen wird, gilt es derzeit abzuwarten. Ergeben sich neue Erkenntnisse, berichten wir selbstverständlich nach.