Solidarität mit dem sozialen Zentrum Es.Col.A (Porto, Portugal)

Freiraum2008

Derzeit kristallisiert sich die Auseinandersetzung um die Es.Col.A zu einem Fokus der Kämpfe um ein „besseres Leben“ heraus. Es wird öffentlich über Besetzungen von Gebäuden und Felder debattiert und zunehmend auch umgesetzt.
Gegen die Ansätze geht der portugiesische Staat derzeit mit massiver Repression vor. So wurden mehrere Menschen, die am 19. April gegen die Räumung friedlich protestiert haben, angeklagt. Die juristischen Kosten sind immens und für die AktivistInnen kaum zu bewältigen.

 

Am 10. April 2011 wurde in Porto (Portugal) eine ehemalige Grundschule besetzt und zu einem selbstverwalteten sozialen Zentrum gemacht. In öffentlichen Versammlungen (gemeinsam mit den Menschen aus dem Stadtviertel) wurde debattiert und basisdemokratisch entschieden. Alle Aktivitäten des Sozialen Zentrums Es.Col.A waren kostenlos und basierten auf freiwilliger Arbeit und Materialspenden. Da – viel stärker als etwa in vielen autonomen Zentren in Deutschland – die AnwohnerInnen eingebunden sind, existierten im Zentrum viele Angebote wie etwa Lernunterstützung für SchülerInnen, Spielgruppen für Kleinkinder und eine Stadtteilbibliothek. Die Es.Col.A wurde außerdem von zahlreichen Initiativen genutzt, von Computer- und NetzaktivistInnen bis hin zu Selbstversorgungskollektiven und war seit Beginn der Besetzung im Viertel verankert. Trotz dieser Verankerung ließ die Stadtverwaltung als Eigentümerin des Gebäudes die Besetzung am 10. Mai durch die Polizei räumen – unter den Protest der AnwohnerInnen. Nach einer langen und intensiven Kampagne wurde die Räumung Ende Juli 2011 wieder rückgängig gemacht.

Das Projekt kehrte wieder in das Gebäude zurück und die Aktivitäten wurden wieder aufgenommen und entsprechend der Bedürfnisse der Menschen im Stadtteil erweitert: Es fanden Kurse und Seminare für Alphabetisierung, Musik, Malerei, Schach, Yoga, Capoeira usw. statt. Im sozialen Zentrum gab es inzwischen ebenfalls eine Stadtteilküche, eine Fahrradwerkstatt, eine Stadtteilbibliothek, Internetzugänge, Theateraufführungen und ein Kino.
Nachdem die Aktivitäten eine Zeit lang ungestört stattfinden konnten, drohte die Stadtverwaltung ab Anfang 2012 damit, das Zentrum Ende März 2012 räumen zu lassen. Diese Drohung führte zu einer großen Solidaritätskampagne mit der Es.Col.A in ganz Portugal. Der angesetzte Räumungstermin am 31. März verstrich und es sah so aus, als würde die Stadtverwaltung über die weitere Nutzung verhandeln wollen. Während allerdings noch debattiert und verhandelt wurde, ließ die Stadtverwaltung von Porto das Zentrum am 19. April durch einen massiven Polizeieinsatz räumen. Der friedliche Widerstand und Protest gegen die Räumung wurde gewaltsam niedergeschlagen. Dabei kam es zu mehreren Festnahmen und Verletzen.

Die Räumung erregte Aufsehen in Portugal und in den landesweiten Medien wurde sehr kritisch über das Vorgehen der Stadtverwaltung und der Polizei berichtet. In einigen portugiesischen Städten kam es zu spontanen Protesten. Eine öffentliche Wiederbesetzung wurde für den 25. April, den Jahrestag der Nelkenrevolution, angesetzt. An der öffentlichen Wiederbesetzung beteiligten sich mehrere tausend Menschen und die Polizei griff nicht ein. Zeitgleich besetzten AktivistInnen in Lissabon ein Gebäude, das sie zu einem sozialen Zentrum gestalteten, und in Coimbra wurde ein Feld besetzt, um es kollektiv zu bewirtschaften.

Die Stadtverwaltung von Porto ließ sich allerdings von der landesweiten Kritik an der Räumung und der breiten Solidaritätswelle für die Es.Col.A nicht beeindrucken und das Zentrum wurde am nächsten Tag, den 26. April, wieder von der Polizei geräumt. Die AktivistInnen ihrerseits werden diese Politik nicht hinnehmen. Derzeit kristallisiert sich die Auseinandersetzung um die Es.Col.A zu einem Fokus der Kämpfe um ein „besseres Leben“ heraus. Es wird öffentlich über Besetzungen von Gebäuden und Felder debattiert und zunehmend auch umgesetzt.

Solidarität muss Bargeld werden

Gegen die Ansätze geht der portugiesische Staat derzeit mit massiver Repression vor. So wurden mehrere Menschen, die am 19. April gegen die Räumung friedlich protestiert haben, angeklagt. Die juristischen Kosten sind immens und für die AktivistInnen kaum zu bewältigen. Anwaltskosten von mehreren tausend Euro sind bei einem Mindestlohn von unter 500 Euro für reguläre Vollzeitstellen eine zu große Bürde. Es wird in Portugal Unterstützung für die Betroffenen zusammengetragen, aber eure (nicht nur finanzielle) Solidarität ist essentiell. Jeder Betrag, noch so klein, ist ein sinnvoller Beitrag dazu.

Spenden bitte auf das folgende Konto einzahlen:

FAU-Düsseldorf
Volksbank Rhein-Ruhr eG
Kto.: 111 252 000 5
BLZ : 350 60 386
IBAN: DE25 3506 0386 1112 5200 05
BIC: GENODED1VRR
Verwendungszweck: Escola

Solidarität (neben der finanziellen Unterstützung) ist sehr willkommen. Hinweise auf Aktionen, Veranstaltungen usw. bitte per Mail an: es.col.a.da.fontinha@gmail.com

Weitere Informationen:
Es.Col.A - Espaço coletivo autogestionado
http://escoladafontinha.blogspot.pt/