Wie die meisten es erwartet haben, gibt es bisher auf den Aufruf einer Koalition von über 50 verschiedener oppositioneller Gruppen zu einem „Generalstreik“, und zu einer Kampagne des „zivilen Ungehorsams“, kaum Resonanz außerhalb der Unis und dem engeren Kern der Widerstandsbewegung.
Zwar gab es einen „Bummelstreik“ in der Kairoer U- Bahn gestern, mehrere hundert Angehörige des Gesundheitswesens schlossen sich dem Streikaufruf ebenfalls an, Lastwagenfahrer blockierten einige wichtige Strassen, Angestellte einiger öffentlichen Verwaltungen legten die Arbeit nieder, aber das war es schon im wesentlichen.
Indessen gibt es an den Universitäten eine rege Beteiligung, es fanden auch schon mehrere Demos statt, aber innerhalb der organisierten Arbeiterschaft stossen die Aufrufe zum Streik auf geringe Resonanz, berichten Aktivisten aus den Betrieben.
Scheinbar haben sich die Teile der Oppositionsbewegung schon zu weit von der gesellschaftlichen Realität entfernt, um zu einer realistischen Einschätzung des eigenen Einflusses kommen zu können.
Vielleicht ist aber auch ein Teil der „Klasse“ nicht bereit, Gruppen zu folgen, die ein funktionelles Verhältnis zu ihr pflegen.
Einige der Oppositionsgruppen, die jetzt zum „Generalstreik“ aufgerufen haben, hatten sich im vergangenen Jahr gegen die zahlreichen Streiks und Arbeitskämpfe, die überall in Ägypten „grassierten“, in “Sorge um das Wohl Ägyptens“ positioniert.
Eben mit genau selbiger Begründung hatte sich am Freitagabend schon der SCAF, ebenso wie die Moslembrüder drei Tage zuvor, öffentlich gegen den Aufruf zum „Generalstreik“ gewandt.
Schon während der mehrere Tage andauernden Auseinandersetzungen nach dem Massaker von Port Said hatten einige der „Gruppen vom Tahrir“, darunter auch die in Deutschland vor allem wahrgenommende „Bewegung des 6. April“, eine undurchsichtige Rolle gespielt.
Während tausende von Ultras und aufgebrachten Aktivisten immer wieder versuchten, zum Innenministerium durchzudringen, gab es sehr schnell Aufrufe, die Kämpfe zu beenden, und zum Tahrir zurück zu kehren.
Später gingen einigen Gruppen dazu über, sich als „menschliche Schutzschilder“ zwischen den Bullen und den kämpfenden Gruppen zu postieren, um die Kämpfe zu beenden. Im übrigen in allen uns bekannten Fällen mit dem Rücken zu den Bullen.
Als Motiv für diese Interventionen darf nicht nur ein ehrliches Bemühen darum, den „Blutzoll“ unter den Kämpfenden gering zu halten, unterstellt werden, sondern auch der politische Wille, weiterhin die Hegonomie über die diffuse „Bewegung“ zu behalten.
Die Frage, ob der „Generalstreik“ schon als gescheitert zu betrachten ist, muss als noch offen beantwortet werden.
Bei allen gesellschaftlichen Mobilisierungen des vergangenen und neuen Jahres in Ägypten gab es immer einen hohen emotionalen Faktor.
In den letzten Tagen kam es bei allen Protesten, auch bei der Grosskundgebung vor dem Verteidigungsministeruim am Freitag mit über 10.000 Teilnehmern, zu keinen Auseinandersetzungen.
Sollte es aber in den kommenden Tagen genau dazu kommen, könnte sich das Bild schlagartig ändern.
recherchegruppe aufstand