Holger G., einer der mutmaßlichen Helfer der Zwickauer Terrorzellle, war auch in Hannover vernetzt. Fotos zeigen ihn als Teilnehmer bei Neonazi-Aufmärschen in Berlin und Braunschweig. Der Rechtsanwalt des Verdächtigen, Stefan Hachmeister, ist seit Tagen für Stellungnahmen nicht zu erreichen.
Hannover. Als vor gut drei Wochen bekannt wurde, dass Holger G., einer der mutmaßlichen Helfer der Zwickauer Terrorzelle, möglicherweise aus den Reihen der hannoverschen Neonazi-Szene stammt, war die Aufregung in der Landeshauptstadt groß. Denn die Behörden hatten den 37-Jährigen, der den Rechtsterroristen Ausweise zu Verfügung gestellt und ihnen möglicherweise auch eine Waffe beschafft hat, nicht auf dem Radar. Sie hatten ihn als harmlose Randfigur eingestuft, sammelten deshalb keine Informationen über ihn.
Der Rechtsanwalt des Verdächtigen, Stefan Hachmeister, wurde nicht müde zu betonen, dass sein Mandant schon lange aus der Neonazi-Szene ausgeschieden sei. Seit dem Jahr 2004 habe Holger G. mit all dem nichts mehr zu tun gehabt, erklärte der Jurist bei jeder sich bietenden Möglichkeit. Inzwischen gibt es große Zweifel an der Richtigkeit dieser Aussage. In der vergangenen Woche sind der HAZ Fotos zugespielt worden, die Holger G. im Mai beziehungsweise im Juni 2005 als Teilnehmer von Neonazi-Aufmärschen in Berlin und Braunschweig zeigen.
Zudem liegen Informationen vor, dass der 37-Jährige zusammen mit anderen Rechtsradikalen, die heute der Gruppierung „Besseres Hannover“ zugerechnet werden, auch in einen Vorfall im Dezember 2005 in Garbsen verstrickt gewesen ist. G. hatte sich damals gemeinsam mit Marc-Oliver M., Benjamin P., Patrick H. und zwei weiteren Neonazis einen Demonstrationszug von Schülern und Antifa-Gruppen gegen rechte Gewalt angesehen, um von den Demonstranten „Fotos zu machen“, wie der 37-Jährige später angab. „Als wir dort standen, ist die Polizei gekommen und hat unsere Personalien aufgenommen“, sagte Holger G. aus.
Auch Beamte der Abteilung Staatsschutz sollen vor Ort gewesen sein. Ein Aufeinandertreffen der linken Demonstranten mit den rechten Störern verhinderten die Polizisten nicht, wobei bis heute unklar ist, was sich an diesem Nachmittag an der Kreuzung Auf der Horst/Berenbosteler Straße genau abgespielt hat. Den Demonstranten zufolge soll aus der Gruppe der Neonazis eine Flasche auf den Protestzug geworfen worden sein. Die Neonazis dagegen gaben an, aus der Demo hätten sich 40 Personen gelöst und seien unvermittelt auf die rechten Zuschauer losgerannt. Diese ergriffen die Flucht. Marc-Oliver M., der mit dabei war, stieg später zum NPD-Chef Hannovers auf, verließ die Partei aber dann im Streit.
Vieles spricht dafür, dass Holger G. auch nach diesem Vorfall und nach seinem Umzug nach Lauenau seine Kontakte mit der rechten Szene Hannovers weiter gepflegt hat. So tauchte auf seinem inzwischen gelöschten Profil bei Facebook in der Freundesliste beispielsweise Benjamin P. wieder auf – der ebenfalls an der Provokation in Garbsen beteiligt gewesen ist.
Holger G.s Anwalt Hachmeister ist seit Tagen für Stellungnahmen nicht zu erreichen. Er weilt bis auf Weiteres im Urlaub. Von den Morden und Bankrauben der Zwickauer Terrorzelle habe sein Mandant nichts gewusst, hatte der Anwalt gesagt. Es steht aber fest, dass Holger G. den Tätern seinen Führerschein und seinen Reisepass überlassen hat. Zudem soll er Wohnmobile für die Gruppe angemietet haben.