Drop: Bildhauersymposion gefällt Anti-Rommel-Aufschrift nicht

Das Reinigungskommando hat blitzsaubere Arbeit geleistet: Der Angriff der Gegner des Heidenheimer Rommel-Denkmals auf den rosafarbenen Kunst-Kaugummi wurde abgewehrt. Was sagen Künstlerin und Bildhauersymposion dazu?

 

Das städtische Reinigungskommando hat schnelle und saubere Arbeit geleistet: Der Angriff der Gegner des Heidenheimer Rommel-Denkmals auf den rosafarbenen Kaugummi an der Pressehaus-Kreuzung, der in der Nacht zum Dienstag gewissermaßen in eine Karikatur eines Denkmals umgewidmet worden war, wurde in der Nacht zum Mittwoch durch eben jenes Reinigungskommando zurückgeschlagen. Zwar ist der „Drop“, wie die Skulptur eigentlich heißt, noch so schmutzig wie zuvor. Aber dort, wo plötzlich die mit selbstklebenden Buchstaben installierte Aufschrift „Generalfeldmarschall Erwin Rommel“ geprangt hatte, ist er so blitzblank wie möglich.

 

Wie berichtet, hatte sich die Stadtverwaltung vor der Putzaktion nicht mit den Verantwortlichen des Heidenheimer Bildhauersymposions abgestimmt, unter dessen Fittichen die Skulptur der Berliner Künstlerin Vanessa Henn im Sommer 2010 aufgestellt worden war. Und mit der Künstlerin hatte im Vorfeld auch niemand gesprochen.

Immerhin hatte die Künstlerin, wie sie uns gegenüber auf Nachfrage mitteilte, eine Mail der Denkmalgegner erhalten mit der Anfrage, was sie von einer Aktion unter Verwendung ihres Kunstwerks halten würde. Ihr sei zugesichert worden, dass dadurch keine bleibende Schädigung des Werkes entstünde, und es sei ihr auch angeboten worden, eine Frist festzulegen, nach deren Ablauf die Schrift wieder zu entfernen sei. In Vanessa Henns Plazet hätten die Aktionisten den Vorteil gesehen, nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion tätig werden zu müssen.

 

Vanessa Henn hatte geantwortet, dass sie ihr Einverständnis leider nicht geben könne, da unter anderem nicht nur sie, sondern auch der Verein Bildhauersymposion und die Firma C. F. Maier an der Entstehung der Skulptur beteiligt gewesen seien. Alle Beteiligten würden sich mit diesem Kunstprojekt im öffentlichen Raum identifizieren. Da sich das Kunstwerk eben auf diesen öffentlichen Raum beziehe, sei es nicht wünschenswert, dass durch eine gezielte politische Aktion sich die Bedeutung des Werkes nur darauf beschränke.

Zwar sei es ihr immer klar gewesen, so Henn, dass Graffiti oder andere Äußerungen des Alltagslebens an der Skulptur kleben blieben und diese sich so weiter auflade, auch mit politischer Konnotation, das sei so durchaus „erwartet und auch beabsichtigt“ gewesen. Ein Eingriff von der Art, für die sie um ihr Einverständnis gebeten worden sei, würde indes ihrer Ansicht nach das Ganze in nur eine spezielle Richtung kippen. Dies habe sie den Anfragern auch mitgeteilt.

 

Auf ihre Antwort auf die Anfrage der Aktionisten, so Vanessa Henn, habe sie keine Reaktion mehr erhalten. „Ich hoffe, dass die Leute meine Mail auch bekommen haben.“ Dass irgendwer und wer letztendlich auch immer tatsächlich eine Anti-Rommel-Denkmal-Aktion auf dem „Drop“ ausgeführt hatte, erfuhr die Künstlerin erst am Donnerstag im Zuge des Telefonats mit uns. Ihre Meinung hierzu: „Ich finde, man kann prinzipiell als Künstler nicht einfach die Genehmigung erteilen, die künstlerische Arbeit als Plakatträger für politische Äußerungen zu benützen. Wenn es dann aber doch geschieht, so ist das zu akzeptieren und ich kann damit leben. Die Aktion zeigt, dass der ,Drop‘ eine Art Leinwand ist für vielerlei Äußerungen, seien es die ,Tags‘ der Kids oder eben auch der politische Unmut, der sich kundtut. Die Stadt hat mit der schnellen Beseitigung der Schrift ihrerseits ihre Position klargemacht.“

 

Und wie steht man eigentlich in den Reihen des Bildhauersymposions zur Beschriftung und Entschriftung des „Drops“? Die Vereinsvorsitzende Gabriele Rogowski äußert zunächst mal eine „objektive Meinung“ dahingehend, „dass man, wie auch Vanessa Henn sagt, tatsächlich davon ausgehen musste und muss, dass, wie ja tatsächlich auch geschehen, im Laufe der Zeit irgendwelche Reaktionen und Äußerungen des Alltags im Wortsinn an der Skulptur kleben bleiben würden“. So weit, so gut.

 

Im konkreten Fall hat Gabriele Rogowski allerdings auch eine eindeutige „subjektive Meinung“. Und die klingt so: „Ich bin froh, dass die Schrift entfernt worden ist. Denn man mag zwar trefflich darüber streiten können, ob Rommel ein Denkmal in Heidenheim verdient oder nicht. Aber Rommel ist nun einmal ein ganz berühmter Sohn Heidenheims – und das Denkmal existiert. Ich persönlich habe die Beschriftung des Kaugummis als menschenverachtend empfunden, nicht wegen des Kaugummis und der Arbeit von Vanessa Henn, um die es mir dabei nur ganz, ganz am Rande geht, sondern weil es gute Gründe gibt, Rommel wertzuschätzen. Die Verwendung einer der auf dem Rommel-Denkmal ähnelnden Schrift bei der Aktion lässt ja auch Rückschlüsse zu. In meinen Augen hat sich die Initiative gegen das Rommel-Denkmal durch diese Aktion selbst disqualifiziert und ihrer Sache einen Bärendienst erwiesen.“