Im Berliner Westen gehen 18 Autos in Flammen auf

Erstveröffentlicht: 
16.08.2011

Die Brandserie in Berlin setzt sich fort. In der Nacht zu Dienstag zündeten Unbekannte im Stadtteil Charlottenburg gleich elf Fahrzeuge an, sieben weitere wurden beschädigt. Die Polizeigewerkschaft fordert, dass eine höhere Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgesetzt wird.

 

Brandstifter haben in der Nacht zum Dienstag in Berlin-Charlottenburg insgesamt elf hochwertige Fahrzeuge der Marken Mercedes, BMW und Audi in Brand gesetzt. Zudem wurden sieben weitere Autos, ein Motorroller und ein Fahrrad durch die Flammen in Mitleidenschaft gezogen. Die Brandserie begann in Westend und endete in der Fasanenstraße. Diesmal wurden in der Lindenallee drei Fahrzeuge, jeweils zwei in der Gotha-Allee und in der Reußallee sowie je ein Auto in der Altenburger Allee, Eichenallee, am Witzlebenplatz und in der Fasanenstraße in Brand gesetzt.

Da ein politisches Motiv für die Brandstiftungen nicht ausgeschlossen wird, hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Menschen kamen bei den jüngsten Anschlägen nicht zu Schaden. Die Anzahl der von Brandstiftern seit Jahresbeginn zerstörten Autos stieg damit auf mehr als 250.

Der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Bodo Pfalzgraf, sagt dem Berliner Radiosender 104.6 RTL, dass die Polizei bei der Fahndung nach den Tätern auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen ist: „Wir müssen den Bürger an der Ecke haben, der hinsieht und sofort die Polizei alarmiert“. Die Beamten allein könnten der Täter nicht habhaft werden. Das Anzünden geschehe in Sekundenbruchteilen und die Polizei könne nicht jede Straße rund um die Uhr überwachen. „Wir brauchen deshalb auch eine deutliche Erhöhung der Belohnung, wenn jemand einen Hinweis gibt, der zu einer Verhaftung eines solchen Täters führt. Und wir brauchen natürlich grundsätzlich eine gesellschaftliche Situation, in der diese Gewalt allenthalben auch politisch geächtet wird“, so Pfalzgraf.

Brandstifter weiten Gebiet aus

Erst in der Nacht zum 12. Juli hatte es in Charlottenburg, ebenfalls beginnend in Westend, eine ähnliche Serie von Brandstiftungen gegeben. Dort wurden vier Fahrzeuge beschädigt, darunter ein Dienstfahrzeug der Bezirksverwaltung Pankow. Auch in Schöneberg hatten die Täter unweit des Nollendorfplatzes zugeschlagen. Unbekannte hatten in der Courbièrestraße einen geparkten Audi A4 angezündet. Der Geschäftsführer eines Lokals bemerkte die Flammen zuerst, alarmierte Polizei und Feuerwehr. Erheblich größeren Schaden richteten Brandstifter kurz darauf im Charlottenburger Norden an. Auf dem Gelände eines Autohandels an der Franklinstraße standen zwei Fahrzeuge in Flammen. Der oder die Täter hatten auf dem Betriebsgelände einen VW-Polo des Pankower Ordnungsamtes und einen Mercedes 190 in Brand gesetzt. Die von einem Anwohner alarmierte Feuerwehr löschte die Brände. Sie konnte aber nicht verhindern, dass ein neben dem Polo geparkter VW ebenfalls beschädigt wurde.

In der Nacht davor waren in den Berliner Stadtteilen Steglitz und Zehlendorf neun Fahrzeuge von Unbekannten in Brand gesetzt worden. In der Bolchenerstraße in Zehlendorf wurden fünf Autos anzündet - drei Fahrzeuge der Marke "Audi“ und zwei des Fabrikates "Mercedes". Sie brannten vollständig aus. Zwei weitere Autos, ein "Skoda“ und ein "Opel“, wurden durch das Feuer beschädigt. Danach brannte es in Steglitz: Angezündet worden waren jeweils ein Auto in der Gutsmuthstraße und ein weiteres Fahrzeug um die Ecke in der Hackerstraße.

Kaum Fahndungserfolge

Trotz eines erheblichen Fahndungsaufwandes tut sich die Polizei nach wie vor schwer, die Brandstifter zu fassen. Es ist eines der größten Probleme, dass die Tat ganz schnell, in nur wenigen Sekunden ausgeübt werden kann. Selbst wenn Verdächtige in der Nähe eines Tatortes gestellt werden und Beamte bei ihnen Spuren von Brandbeschleunigern finden, führt dies mitunter nicht zu einer Verurteilung. „Im Prinzip müssten die Täter bei ihren Straftaten beobachtet oder fotografiert worden sein oder von einer Überwachungskamera aufgenommen worden sein, um ihnen zweifelsfrei die Brandstiftung nachzuweisen“, sagte ein Beamter, der bereits mehrfach „frustriert mit ansehen“ musste, dass Tatverdächtige nicht belangt werden konnten oder mangels Beweisen frei gesprochen wurden.

 

Erst vergangene Woche wurde ein 43-Jähriger wegen eines politisch motivierten Brandanschlages zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, die jedoch – nach zweimonatiger Untersuchungshaft – zur Bewährung ausgesetzt wurde. Ihm wurde vorgeworfen, im Februar in Friedrichshain einen BMW angezündet zu haben. Dem arbeitslosen Mann wurde auferlegt, 300 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten. Der vorsitzende Richter zeigte sich überzeugt davon, dass der Angeklagte nicht rückfällig werden würde. Die Staatsanwaltschaft indes hatte für den wegen politisch motivierter Sachbeschädigung von Autos bereits vorbestraften Mann eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten gefordert.

Die Tatsache, dass die Brandstifter nicht mehr nur in den Stadtteilen Kreuzberg, Mitte, Friedrichshain und Lichtenberg zuschlagen wie noch 2007 und 2008, sondern zunehmend in der ganzen Stadt zündeln, erschwert die Arbeit der Polizei noch zusätzlich. Ihr fehlen die Vollzugsbeamten, um auch in früher verschont gebliebenen Wohngebieten in Zehlendorf, Steglitz oder Heiligensee ausreichend Fahnder einsetzen zu können. dpa/pol/mim