KTS: Bürgerverein spricht von "rechtsfreiem Raum"

An dem, was sich rund um das autonome Kulturzentrum KTS abspielt, kommt Kritik von Anwohnern und Bürgerverei
Erstveröffentlicht: 
05.06.2011

Kulturzentrum

Es gibt Ärger rund um die KTS. Anwohner des autonomen Kulturzentrums auf dem Bahngelände an der Basler Straße beschweren sich über Lärm und, wie der Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre berichtet, "Szenen, die auf einen rechtsfreien Raum schließen lassen".

 

Der Bürgerverein hat sich an die Stadtspitze gewandt und fordert: "Das muss aufhören." Das Rathaus will darüber reden, die KTS zeigt sich gesprächsbereit.

Der Bürgerverein hat nicht zum ersten Mal ans Rathaus geschrieben. Die Nachbarn im Mietshaus jenseits der Bahnunterführung, berichtet Vereinschef Eugen Reinwald, klagen, dass KTS-Besucher nachts lärmen, in Kleingärten pinkeln und es am Haus schon wieder Graffiti und kaputte Fassadenplatten gibt. Im Herbst sei die Straße voll zerdepperter Flaschen und teils unbefahrbar gewesen. Reinwald: " Ich wurde von der Polizei darauf verwiesen, dass das ein Problem von Stadt und Bahn ist." Die Stadt hat das Bahngebäude für die KTS gemietet. Auf die soll sie einwirken, damit die Gäste nicht randalieren, fordert Reinwald: "Sie soll mit Konsequenzen drohen."

"Bei der KTS müssen wir mit Gewaltausbrüchen rechnen" Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid

Bei der Polizei gehe immer mal wieder eine Beschwerde wegen Ruhestörung ein, sagt Sprecher Karl-Heinz Schmid. Die KTS sei kein Einsatzschwerpunkt, aber ein Brennpunkt: "Bei der KTS müssen wir mit Gewaltausbrüchen rechnen." Die Polizei fahre bei Anrufen hin, "wenn nichts Wichtigeres ansteht" – Notrufe gingen vor Ruhestörung.

Bürgermeister Ulrich von Kirchbach, für die KTS zuständig, will die aktuelle Kritik vom Politischen trennen. "Das ist auch eine Debatte: KTS ja oder nein." Nach wie vor sei berechtigt, was die Stadt einst entschied: Neben der Hochkultur der Subkultur Raum zur Verfügung zu stellen. Er will die Beschwerde ansprechen. "Aber die werden ihre Gäste jetzt nicht mit einem Ordnungsdienst begleiten." Die KTS habe ein ähnliches Problem wie andere Veranstalter.

Es hat bereits Gespräche mit Anwohnern gegeben, weitere sind geplant, sagt einer, der in der KTS aktiv ist. Das Plenum habe diskutiert, was getan werden könne, wenn es zu laut werde – zum Beispiel Türen schließen. "Wir haben kein Interesse daran, dass die Nachbarn genervt sind." Aktuell montiere man Lichtstrahler, um mitzubekommen, wenn Leute über die Schienen ins Wohngebiet gehen. Die KTS werde sich nicht gegen Kompromisse sperren, sagt er: "Aber wie sollen wir auf die Gäste einwirken, wenn sie gegangen sind?" Das seien zum Teil Fremde.

 

 


 

 

Die KTS: 1994 wird in der früheren Vauban-Kaserne das Haus Nummer 11, dann Haus 34 besetzt und "Kulturtreff in Selbstverwaltung" genannt. Das Kürzel KTS steht ursprünglich für das (von linker Seite harsch kritisierte) Projekt "Kultur- und Tagungsstätte", das jetzige Konzerthaus, das so persifliert wird. Als das neue Quartier Vauban Platz braucht, mietet die Stadt das Betriebswerk der Bahn an der Basler Straße und stellt es der KTS zur Verfügung. 1999 ist Eröffnung. 2002 gibt’s Ärger, die Bahn kündigt 2004 den Mietvertrag, 2005 gibt’s einen neuen. Die Stadt trägt für den Verein Subkultur 90.000 Euro Miet- und Nebenkosten im Jahr.