Samstag,
4. April, zweiter Tag des Nato-Gipfels: Das Geschehen verlagert sich
von Baden-Baden zurück nach Straßburg. Die Reporter der Badischen
Zeitung sind vor Ort und informieren aktuell. Hier der Ticker.
Fotogalerie | Video
19:33 Uhr, Straßburg:
Laut Augenzeugenberichten war das Ibis-Hotel doch nicht wie zuerst
angegeben geschlossen. Demnach musste die französische Polizei am
Nachmittag Hotelgäste befreien, weil ein offenbar gewaltbereiter Mob
ihnen die Ausgangstür versperrte.
19:25 Uhr, Straßburg/Kehl: Einsatzkräfte erklären,
dass die Brücke "Pierre Pflimin" noch bis mindestens 20 Uhr, eher
länger gesperrt sein wird. Der nächste offene Rheinübergang ist derzeit
auf Höhe Lahr.
19:18 Uhr, Straßburg: So sieht es in Straßburg aus
19:05 Uhr, Straßburg/Kehl: Inzwischen ist die Feuerwehr wieder in Straßburg im Einsatz. Der Einsatzleiter dementiert alle Gerüchte, die Einsatzkräfte seien weg gerannt. Man habe sie evakuieren müssen, da gewalttätige Demonstranten sie angegriffen hätten.
18.52 Uhr, Freiburg:
Die deutsche Polizei sieht sich in ihrer Taktik beim Nato-Gipfel
bestätigt. "Es hat sich gezeigt, dass die starke Polizeipräsenz, unser
entschiedenes Vorgehen sowie die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen
berechtigt waren", sagte der Einsatzleiter der Polizei in der
Freiburger Kommdandozentrale, Bernhard Rotzinger. "Dadurch haben wir
verhindert, dass Gewalttäter aktiv werden konnten." Der Einsatz von
14.600 Polizeibeamten aus ganz Deutschland sei "angemessen" gewesen.
18:10 Uhr, Straßburg: Das Hotel Ibis und die
Touristen-Information sind dem Feuer überlassen worden, melden unsere
Reporter aus Straßburg. Überall auf der Straße lägen Löschschläuche
herum, weit und breit sei aber kein einziger Feuerwehrmann mehr zu
sehen, hat Constance Frey beobachtet. Das bestätigt die Beobachtungen
von Helmut Seller, die Kehler Feuerwehr und einige französische
Kollegen seien regelrecht vor den Krawallen geflüchtet.
18:02 Uhr, Straßburg: BZ-exklusiv: 300 Demonstranten
versuchen offenbar, in ein Chemiewerk am Rhein einzudringen, um dort an
gefährliche Stoffe zu kommen. Die Lage wird wieder brenzliger.
17:58 Uhr, Freiburg: Auch die Freiburger Feuerwehr war in Straßburg im Einsatz. BZ-Redakteur
Joachim Rödererer hat direkt nach dem Einsatz mit dem stellvertretendem
Chef der Freiburger Berufsfeuerwehr, Philipp Golecki, gesprochen.
17.56 Uhr, Kehl: Die Polizei berichtet, dass der
vorgezogener Ostermarsch um 17 Uhr offiziell beendet worden sei. Auf
dem Kundgebungsplatz "Läger" hielten sich noch 1000 Menschen auf. Auch
um den Bahnhof befänden sich noch Versammlungsteilnehmer, die immer
mehr abwanderten.
Die Abfahrt der Friedenslok, mit der 800 weitere Teilnehmer Kehl
verlassen, ist für 18.30 Uhr vorgesehen. Insgesamt sei die Versammlung
in Kehl friedlich verlaufen.
17:50 Uhr, Kehl: Die Freiburger Feuerwehr, die in Kehl
im Einsatz ist, hat offenbar das Feuer im alten Zollhaus gelöscht. Der
Wasserwerfer der deutschen Polizei hat die brennenden Barrikaden auf
der Europabrücke gelöscht. Das Ibis-Hotel steht dagegen immer noch in
Flammen.
17:40 Uhr, Kehl: Löschen auf der französischen Seite
der Europabrücke? Keine Chance. Die Kehler Feuerwehr flüchtet zurück
auf die deutsche Seite in die Einsatzzentrale – zusammen mit 12
französischen Kollegen, die das brennende Ibis-Hotel und die alte
Zollstation löschen wollten.
17:20 Uhr, Straßburg: Die Polizei in Straßburg hat bei
militanten NATO-Gegnern Schusswaffen sichergestellt. Die scharfen
Waffen seien am Nachmittag bei Randalierern entdeckt worden, hieß es
laut Agenturmeldungen aus französischen Sicherheitskreisen.
17:15 Uhr, Straßburg: Der Demonstrationszug dünnt sich
langsam aus. Einzelne Nato-Gegner haben Panikattacken oder Atemnot.
Obwohl sie mit erhobenen Händen der Polizisten gegenüber gestanden
haben, wurde ihnen Tränengas direkt in die Augen gesprüht. Eine Frau
ist von einem Gummigeschoss am Bein getroffen worden.
17:05 Uhr, Straßburg: Eine weitere Rauchsäule ist
sehen. Noch ist unklar, wo es jetzt wieder brennt. Immer wieder bricht
unter den Demonstranten Panik aus, wenn die Polizei anrückt. Eine Frau
bekommt Atemnot. Bei den Demonstranten handelt es sich keineswegs nur
um Randalierer. Unter der Gruppe sind auch 50-jährige
Friedensaktivisten, die zwischen die Fronten geraten sind.
17:00 Uhr, Straßburg: Hunderte von Demonstranten
laufen mit erhobenen Händen an den Polizisten vorbei. Zum Teil schießt
die Polizei weiter mit Tränengas. Viele Demonstranten haben bereits
mehrfach Tränengas abgekommen. Jetzt gibt es erste Verhaftungen. Zwei
Chaoten werden Handschellen angelegt.
16:47 Uhr, Straßburg: Dramatisch Szenen in Straßburg.
Mitten auf der Rheininsel haben die Randalierer eine Barrikade aus
Holzplatten errichtet. Dafür haben sie bei einem Baugeschäft die
Scheiben eingeschlagen und die Waren geplündert. Die Polizei geht
massiv gegen die Chaoten vor. Alle nicht beteiligten Menschen ergreifen
mit erhobenen Händen die Flucht. Es herrscht Angst.
16:45 Uhr, Kehl: Die Kehler Feuerwehr und die
Berufsfeuerwehr aus Freiburg kehren mit ihren Einsatzwagen aus
Straßburg zurück. Der Einsatz ist für die Retter abgeschlossen.
Angeblich hat die französische Feuerwehr die Brände nicht bekämpft,
sondern die Gebäude einfach ausbrennen lassen.
16:42 Uhr, Kehl: Der Friedensmarsch in Kehl ist
offiziell beendet. Noch sind rund 1000 Teilnehmer vor Ort, aber in
einer halben Stunde wird hier alles leer sein, berichtet BZ-Redakteur
Huber Röderer.
16:30 Uhr, Straßburg: Mit Hubschraubern versuchen die
Sicherheitskräfte weiter sich einen Überblick über die Lage zu
verschaffen. Unablässig hört man das Rattern der Rotoren. Eine
Entspannung zeichnet sich nicht ab. Rund 200 bis 300 Randalierer halten
die Polizei mit ihrem Katz-und-Maus-Spiel weiter in Atem. Unsere
Reporterin hängt - ebenso wie die Randalierer - in dem Stadtteil fest.
Ein Entrinnen ist durch die gesperrten Brücken nicht möglich.
16:24 Uhr, Straßburg: Die Sicherheitskräfte greifen
wieder hart durch, nachdem die Randalierer eine Postagentur geplündert
haben. Die Chaoten ergreifen zwischen stehenden Zügen die Flucht.
16:15 Uhr, Straßburg: Die französische Polizei hat nun
auch alle Brücken, die nach Straßburg führen, gesperrt. Selbst
Menschen, die heim fahren wollen, kommen nicht mehr durch.
16:12 Uhr, Straßburg: Auch wenn sich Lage
zwischenzeitlich beruhig hat, bleibt das erklärte Ziel der
Demonstranten, in der Innenstadt zu demonstrieren. Das wird die Polizei
mit allen Mitteln verhindern. Die Sicherheitskräfte rechnen daher mit
weiteren Krawallen. Mittlerweile treffen immer mehr Schaulustige ein.
Die Menschen wollen sehen, was in ihrer Stadt vorgeht.
16:01 Uhr, Straßburg: Das fünfstöckige Ibis-Hotel in
der Nähe der Rheinbrücke ist komplett ausgebrannt. Das Hotel war heute
wohl wegen des Gipfels geschlossen, noch gestern hat dort ein Redakteur
der Badischen Zeitung genächtigt.
15:46 Uhr, Straßburg: Die französischen
Sicherheitskräfte riegeln Straßburg ab. Die Zubringer von der Autobahn
5 in Richtung Straßburg sind komplett gesperrt. Hier kommen keine
Autofahrer an den Polizeiposten vorbei.
15:43 Uhr, Straßburg: Die Lage ist extrem
unübersichtlich. Allerdings scheint sich die große Menge der
friedlichen Demonstranten - etwa 5000 Menschen – langsam
zurückzuziehen. Sie haben das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei
offensichtlich satt. Französische Medien melden, dass die brennende
Zollstation von der deutschen Polizei gelöscht wurden sein soll.
15:36 Uhr, Freiburg: Die Randale in Straßburg hat noch
keine Auswirkungen auf die Polizeieinsatzzentrale in Freiburg. Hier
warten die Sicherheitskräfte ab. Noch haben sie keine Bitte um
Amtshilfe von französischer Seite erhalten. Über die Lage vor Ort sagt
ein Sprecher: "Wenn ich auf BZ-Online sehe, haben Sie mehr
Informationen als wir."
15:34 Uhr, Kehl: In Kehl soll es nun eine
Abschlusskundgebung geben. Der französische Präfektur hat derweil
untersagt, dass deutsche Demonstranten nach Straßburg ziehen. Dort sei
es viel zu gefährlich.
15:26 Uhr, Straßburg: Eilmeldung aus dem Pressezentrum
– der Däne Anders Fogh Rasmussen wird nun doch neuer
Nato-Generalsekretär. Am 1. August übernimmt er das Amt. Über die
politischen Ergebnisse des Gipfels werden wir weiter berichten – auch
wenn zur Stunde die Ausschreitungen stärker im Fokus stehen.
15:21 Uhr, Straßburg: Die zentrale Demonstration der
Nato-Gegner bewegt sich entlang des Rheinhafens in Richtung Norden.
Mehrere Zehntausend Menschen sind unterwegs, auch wenn erste Gruppen
gerade abbröckeln. Die Szenerie wirkt friedlich.
15:21 Uhr, Kehl/Straßburg: Die Kehler Feuerwehr
leistet Amtshilfe und fährt nach Straßburg, um die französischen
Kollegen zu unterstützen. Aus dem Zollhaus kommt nur noch schwarzer
Rauch; die anderen Brandherde zeigen grauen Rauch, dort laufen die
Löscharbeiten noch.
15.15 Uhr, Straßburg: Aus dem Dach des Ibis-Hotel
schlagen mittlerweile offen die Flammen in den Himmel. Sogar eine
Kirche wird von den Randalierern angegriffen. Dort treten die
Randalierer eine Tür ein. Unterdessen ist der offizielle Sammelplatz
komplett leer. Der friedliche Teil der Demonstranten hat sich nach
einer Tränengas-Attacke zerstreut.
15:02 Uhr, Straßburg: Unser Reporter Dominic Rock hat von der deutschen Seite aus das brennende Zollhaus in Straßburg gefilmt. Zum Video
15:08 Uhr, Kehl: In der Kehler Innenstadt sind die
4000 Teilnehmer der Demo zum Abwarten verdammt. Es geht nicht vor und
nicht zurück. Schwacher Trost für die Veranstalter: Spätestens um 18.40
Uhr fährt eine große Gruppe der Demonstranten mit einem Sonderzug heim.
14:59 Uhr, Kehl/Straßburg: Die deutsche Polizei kommt
jetzt ihren französischen Kollegen zur Hilfe und rückt mit mehreren
Wasserwerfern und Räumfahrzeugen auf die elsässische Seite der
Europa-Brücke vor.
14:47 Uhr, Straßburg: Neben dem Touristenbüro steht
auch eine Apotheke in Flammen. Beim Ibis-Hotel tritt dicker Rauch aus
dem Dach. Möglicherweise haben sich die Flammen schon in die oberen
Stockwerke vorgearbeitet. Mittlerweile ist die Feuerwehr eingetroffen.
Zwischen den Demonstranten und der Polizei gibt es eine Verschnaufpause
– seit 15 Minuten ist keine Tränengasgranate geflogen.
14:42 Uhr, Kehl/Straßburg: Auch auf der Europabrücke
schlagen inzwischen die Flammen hoch, wie der Rechtsanwalt Kirpes
telefonisch berichtet. Er selbst hält sich mit einem so genannten Legal
Team derzeit auf der deutschen Seite der Brücke auf. "Wir wollen nicht
zwischen die Fronten kommen." Er hält eine Eskalation für
wahrscheinlich.
14:31 Uhr, Straßburg: Nun brennt auch das Ibis-Hotel.
14:30 Uhr, Straßburg: Szenen wie im Bürgerkrieg: Die
Demonstranten feuern mit Raketen auf die Polizisten. Die Polizei
schießt mit Blendgranaten zurück. Rauchschwaden ziehen durch die
Straßen.
14:26 Uhr, Straßburg: Eine dicke Rauchwolke zieht
immer noch vom brennenden Zollhaus in den Himmel. An strategischen
Stellen hält die französische Polizei weitere Wasserwerfer bereit. Sie
vermuten, dass auch mit der Abschlusskundgebung die Randalierer noch
keine Ruhe geben werden.
14:18 Uhr, Straßburg: Die Lage in Straßburg eskaliert
weiter. Das Touristenbüro ist ebenfalls in Flammen aufgegangen. Nun
greift die Polizei hart durch und schießt wieder mit Tränengasgranaten.
Unsere Reporterin vor Ort muss sich in Sicherheit bringen.
14:11 Uhr, Kehl: Geordneter Rückzug der
Friedensdemonstranten. Die Polizei geleitet die Teilnehmer nun zurück
zum ursprünglichen Kundgebungsplatz, dem "Läger". Wie es dann mit dem
4000 Menschen weitergehen soll, ist völlig offen.
14:07 Uhr, Kehl: Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung. Die Polizei weicht anscheinend zurück.
14:00 Uhr, Straßburg: Auf der Europa-Brücke scheint
sich die Lage etwas zu beruhigen. Die Zollstation hingegen brennt
lichterloh. Das Gebäude ist nicht mehr zu retten. Unserer Reporterin
wird von einer französischen Kollegin berichtet, dass in der Nähe ein
Tourismusbüro zerstört worden sein soll. Die Lage ist außer Kontrolle.
13:59 Uhr, Kehl: Demonstrationsleiter Lachenmaier sagt
gegenüber BZ-Redakteur Helmut Seller: "Es ist nicht einsehbar, warum
uns die Polizei nicht zumindest auf die Brücke lässt." Das hat wohl
damit zu tun, dass die Lage auf der elsässischen Seite der
Europa-Brücke außer Kontrolle gerät. Doch auch unter den Demonstranten
in Kehl macht sich Unruhe breit. Wie es weitergeht? Das wird auf
höchster Polizeiebene entschieden.
13:50 Uhr, Kehl: Die Polizei rückt weiter vor und
wirft die Motoren der Wasserwerfer an. Auch berittene Polizisten sind
auf der Brücke zu sehen. Auf französischer Seite brennen weiter die
Barrikaden. Die Teilnehmer des Friedenszugs werden derweilen immer
ungeduldiger. Mit Lautsprecherdurchsagen bittet die Polizei die
Demonstranten weiter um Geduld. Sie sollen das Ergebnis der Delegation
abwarten.
13:40 Uhr: Der 60. Geburtstag der Nato wird
überschattet von Krawallen in Straßburg und Uneinigkeit über die neue
Nato-Führung. Doch über allem strahlt die Frühlingssonne: Tag 2 des Nato-Gipfels zum Durchklicken.
13:35 Uhr, Straßburg: Unter den Demonstranten in
Straßburg entsteht Unruhe. Die Teilnehmer beschimpfen sich wegen der
brennenden Barrikaden auf der Europa-Brücke gegenseitig. Einige halten
die Blockade des Friedensmarsches von Kehler Seite für nicht richtig.
Einer der Organisatoren berichtet unserer Redakteurin Constance Frey
von einem Journalisten, der nach Steinwürfen am Bein verletzt worden
sein soll.
13:30 Uhr, Straßburg/Kehl: Auf Europa-Brücke brennt
eine Barrikade, die sich unter anderem den Ortsschild von Straßburg,
Autoreifen und den Möbeln aus der ehemaligen Zollstation zusammensetzt.
Die Zollstation wurde nicht nur geplündert, sondern auch in Brand
gesetzt. Entgegen früherer Informationen brennt also offenbar nicht die
Tankstelle, sondern die Zollstation.
13:20 Uhr, Kehl: Am Ende des Friedenszugs wissen
vielen Demonstranten nicht, was vorne los ist. Sie stecken in den
Kehler Straßen fest. Einige versuchen, in Gesprächen mit der Polizei
mehr über die Situation zu erfahren.
Einen Stimmungsbericht mit Video-Bildern liefert BZ-Redakteurin Alexandra Sillgitt aus Kehl.
13.16 Uhr, Kehl/Straßburg: BZ-Redakteur Helmut Seller
meldet: "Auf der Straßburger Seite der Europa-Brücke ist eine
Rauchsäule zu sehen. 100 Meter hoch. Dicker, schwarzer Qualm." Die
Beobachtung steht aber wohl nicht in Zusammenhang mit dem Übergriff auf
die französische Tankstelle. Eine Polizistin sagt, das Feuer sei mitten
auf der Brücke ausgebrochen.
13:15 Uhr, Straßburg: Dem Vernehmen nach hat es auf
der Vauban-Brücke wohl heftige Ausschreitungen gegeben. Dort sollen
Blutflecken auf der Straße zu sehen sein. Außerdem soll eine Tankstelle
in der Nähe der Europa-Brücke völlig zerstört worden sein.
13:10 Uhr, Kehl: Mit Durchsagen erläutert die Polizei
die verfahrene Situation. Demnach stehen auf der französischen Seite
etwa 5000 Demonstranten und blockieren den Durchgang. Eine Delegation
aus dem Friedensmarsch soll von der Polizei durchgelassen werden, damit
sie sich von der Situation auf der anderen Seite der Brücke ein Bild
machen können.
13:05 Uhr, Kehl: Die Wasserwerfer auf der
Europa-Brücke drehen sich in Richtung Kehl. An der Absperrung setzen
die Polizisten in Kampfanzügen ihre Helme auf. Der Friedensmarsch
stockt und staut sich nun am Ausgang der Fußgängerzone. Die Teilnehmer
reagieren sehr besonnen. Es gibt Sprechchöre: "Lasst die Leute durch!"
13:03 Uhr, Straßburg: Die Sitzblockade in der Nähe des Pressezentrums hat sich aufgelöst. Die Nato-Gegner sind jetzt auf dem Weg zur Demonstration.
12:55 Uhr, Kehl: Nun riegeln auch noch 200 Polizisten
die Zufahrt zur Europa-Brücke ab. Nach Polizeiangaben handelt es sich
hierbei um einen "zweiten Sicherheitsriegel" für den Fall, dass die
Absperrungen auf französischer Seite überrannt werden. Zwei
Hubschrauber kreisen über der Szenerie. Die Anspannung steigt.
12:53 Uhr, Kehl: Als "taktische Vorsichtsmaßnahme"
bezeichnet Polizeisprecher Wolfgang Schoch das Auffahren der
Wasserwerfer. Mit einer Eskalation ins Kehl rechnet inzwischen niemand
mehr – die dortigen Demonstranten sind friedlich. Kopfzerbrechen
bereitet den Sicherheitskräften aber weiterhin das Heranrücken der
Chaoten aus Straßburg.
12:45 Uhr, Straßburg: Neue Nachrichten aus der
Elsass-Metropole: Die Demonstrationszug an der Vauban-Brücke hat sich
aufgesplittert. Ein Teil – offenbar die friedlich gesinnten Nato-Gegner
– bewegt sich zum Treffpunkt für die offizielle Großkundgebung, die in
Bälde beginnen soll. Der andere Teil – vermummte Randalierer – hat eine
Polizei-Absperrung niedergerissen und marschiert in Richtung
Europa-Brücke. Das erklärt auch die Nervosität der Beamten auf der
deutschen Seite.
12:42 Uhr, Kehl: Die Polizei spricht mittlerweile von
bis zu 4000 Teilnehmern in Kehl. Zur Großdemo in Straßburg werden am
Nachmittag etwa 10.000 Menschen erwartet.
12:35 Uhr, Kehl: Aufgrund der Ausschreitungen in
Straßburg hat die Polizei in Kehl die Europa-Brücke abgesperrt. Auf der
Brücke sind fünf Wasserwerfer in Position gegangen. In den Nebenstraßen
sind weitere fünf Wasserwerfer und diverse Panzerfahrzeuge aufgefahren.
Ein Durchkommen ist unmöglich, berichtet Helmut Seller. In Kürze müsste
dort der Demonstrationszug ankommen. Die Stimmung heizt sich auf.
Schlägt sie in Gewalt um? Diese Bedenken gibt es nun auch in Kehl.
12:30 Uhr, Kehl: Dieter Lachenmaier, der
Versammlungsleiter der Demo, erläutert der BZ die Auflagen der Polizei
für die große Abschlussdemonstration. Demnach dürfen die Teilnehmer
nicht laufen oder sprinten; keine Sitzblockaden machen; sich nicht
vermummen; keine Halstücher oder Kapuzen überziehen; keine
Wasserpistolen tragen; keine Hunde (auch keine kleinen) mitführen;
einen Mindestabstand von 1,5 Meter zu den Sicherheitskräften halten;
keine Staubwedel oder Klobürsten tragen.
12:19 Uhr, Straßburg: Jetzt überschlagen sich die
Ereignisse. Aus Straßburg wird ein neuer Brennpunkt gemeldet. Offenbar
versuchen mehrere Tausend Demonstranten, von der Vauban-Brücke zur
Europa-Brücke zu laufen – und werden von der Polizei aufgehalten. Das
berichtet jedenfalls der Offenburger Rechtsanwalt Reinhard Kirpes und
fügt hinzu: "Hier ist die Hölle los." Medienvertreter berichten von
Straßenschlachten.
12:15 Uhr, Kehl: In Kürze soll sich der
Demonstrationszug von Kehl in Richtung Straßburg bewegen. Die große
Frage, die sich hier alle Teilnehmer stellen: Werden die Franzosen die
Europa-Brücke - wie vereinbart – für Fußgänger öffnen?
12:07 Uhr, Straßburg: Wie ist es den 800 Gipfelgegnern
gelungen, sich in die Sperrzone in der Straßburger Innenstadt zu
schmuggeln? Offenbar sind sie in der Nacht in kleinen Gruppen von ihrem
Camp herübergewandert und haben dabei kleine Schleichwege benutzt. Die
Sitzblockade nahe des Pressezentrums wird von den Sicherheitskräften
mit Argusaugen bewacht, aber toleriert. Bevor viele Journalisten – die
sich mangels Tram zu Fuß aufgemacht haben – als Beobachter eingetroffen
sind, soll reichlich Tränengas eingesetzt worden sein – berichten
jedenfalls die Demonstranten.
12:05 Uhr, Kehl: Dort ist die Zahl der Demonstranten
mittlerweile auf 2500 angewachsen. In sommerlicher Wärme verläuft die
Kundgebung in geradezu kuscheliger Atmosphäre ab. Auf der Bühne sorgt
die Freiburger Gruppe Kult für gute Stimmung, berichtet BZ-Redakteur
Helmut Seller.
11:53 Uhr, Straßburg: Den Gipfel-Gegnern ist es doch
gelungen, wichtige Verkehrsstränge in der Straßburger Innenstadt zu
blockieren. Das meldet soeben BZ-Politikredakteurin Annemarie Rösch:
Zwei Gruppen – eine umfasst rund 500, die andere etwa 300 Menschen –
haben sich demnach auf einer Kreuzung eingenistet, über die sowohl
wichtige Zufahrtsstraßen zum Kongresszentrum als auch eine
Straßenbahnlinie verläuft. Während der Konvoi der Staatschefs mit einem
kleinen Umweg zum Ziel gekommen ist, sitzen viele Journalisten fest –
denn die sollten eigentlich mit der Tram ins Pressezentrum fahren. Das
ist zurzeit nicht möglich.
11:44 Uhr, Freiburg: Die Polizei-Einsatzleitung in
Freiburg meldet, dass am Morgen mehrere Menschen durch den Rhein in
Richtung Passerelle-Brücke schwimmen wollten. Sie wurden – genauso wie
ein mit fünf Personen besetztes Schlauchboot - von den
Sicherheitskräften abgefangen. Etwa zu gleichen Zeit mussten zwei
Heißluftballone in der Sicherheitszone wieder landen. Ein
Polizeihubschrauber hatte die verbotenen Flugmanöver beobachtet.
11:38 Uhr, Straßburg: Bei den 150 bis 200
Demonstranten in Schiltigheim gibt es erste Auflösungserscheinungen.
Die Aktivisten haben in der vergangenen Nacht große Strecken zu Fuß
zurückgelegt und sind entsprechend müde. Die Stimmung ist so friedlich,
dass einige Aktivisten während der Blockade eingeschlafen sind. Einige
Polizisten nutzen die Schutzschilde derweil als Hocker und
fotografieren sich gegenseitig. Übrigens: Die Sitzblockaden werden
ausschließlich von Deutschen organisiert. Franzosen kennen diese Form
der Protestkultur nicht.
11:23 Uhr, Kehl/Straßburg: Berlusconis Telefonat auf
dem roten Teppich hat für einige Irritationen gesorgt. Doch mit wem hat
der Italiens Ministerpräsident minutenlang gesprochen? Aus
italienischen Regierungskreisen sickert durch – es war sein türkischer
Amtskollege Recep Tayyip Erdogan. Thema des Gesprächs: DerStreit um den Generalsekretärsposten bei der Nato.
11:18 Uhr, Kehl: Nachdem die Staats- und
Regierungschefs Kehl verlassen haben, ist der Gipfeleinsatz für die
deutsche Polizei im Wesentlichen beendet. "Es lief alles nach Plan",
sagt ein Sprecher der Polizei-Einsatzleitung in Freiburg. Der Gipfel
sei ohne Störungen verlaufen, die Demonstrationen seien auf deutscher
Seite friedlich geblieben. Die in Kehl geltenden Sicherheitszonen sowie
mehrere Straßensperren sind aufgehoben.
11.11 Uhr, Kehl: Etwa 650 Demonstranten haben sich vor
dem Kehler Bahnhof formiert. Auf ihren Transparenten stehen Sprüche wie
"Milliarden für den Krieg - nicht für die Bildung". Wasserwerfer der
Polizei stehen zwar bereit, aber die Situation ist sehr friedlich. Das
zeigen auch die Verkaufsstände am Straßenrand. Dort kann man allerlei
Hippie-Bedarf kaufen: Schmuck, Fahnen und T-Shirts.
10:57 Uhr, Straßburg: Im Vorort Schiltigheim
blockieren etwa 60 Demonstranten friedlich eine Kreuzung und eine
Tramlinie. Ihnen gegenüber stehen nur etwa 20 Polizisten. Den Weg der
Delegationen zum Kongresszentrum haben die Demonstranten aber nicht
verzögern können. Als die Limousine mit dem amerikanischen Präsidenten
vorbeifährt, jubeln die Schaulustigen an der Straße.
10:45 Uhr, Kehl: Der Friedenszug aus
Nordrhein-Westfalen ist soeben angekommen - mitsamt den 659 Menschen,
die sich nach Angaben der Bundespolizei in ihm befinden. Hierbei
handelt es sich um Aktivisten verschiedener Friedensgruppen und anderer
Organisationen: Junge und auch ältere Menschen, die bei ihrer Ankunft
in Kehl Fahnen schwenken, etwa von der Linkspartei, der Gewerkschaft
Verdi oder selbstgemalte Transparente mit Aufschriften wie "Gemeinsam
sind wir stark". Auf den Straßen sind in 50-Meter-Intervallen
Polizisten stationiert, teils mit Hunden. Doch sie werden sicher nicht
gebraucht: Alles ist friedlich.
10:43 Uhr, Süd- und Mittelbaden: Die Autobahn 5 ist
wieder befahrbar. Durch die zwischenzeitliche Sperrung hat sich südlich
von Baden-Baden ein Stau auf fünf Kilometern Länge gebildet. Die
Polizei appelliert erneut an die Autofahrer, den Oberrhein weiträumig
zu meiden.
10:30 Uhr, Kehl: Auf der Europa-Brücke sind weiterhin
die schweren, schwarzen Fahrzeuge der Nato-Delegationen in Richtung
Frankreich unterwegs. Für den normalen Verkehr ist sie noch gesperrt.
Am Bahnhof wartet ein großes Polizeiaufgebot auf den so genannten
Friedenszug aus dem Norden, der in wenigen Minuten ankommen soll.
10:12 Uhr, Straßburg: Auch hier ist die Situation
weiter ruhig. Samba-Gruppen spielen auf der Straße und Demonstranten
tanzen vor den Sicherheitskräften. Derweilen bilden sich weitere kleine
Blockaden.
10:08 Uhr, Kehl/Straßburg: Fototermin. Im Hintergrund
sind die Passerelle und das deutsche Rheinufer zu sehen – eine Art
Abschiedsgruß der Politiker an Südbaden. Nun geht der Gipfel in
Straßburg weiter.
10:06 Uhr, Kehl: Einige Gipfel-Gegner haben sich auf
dem Markplatz niedergelassen. Großzügig gezählt dürften es 50 Menschen
sein, die dort campieren. Sie haben Plakate und Transparente
aufgehängt, auf einem steht "Truppen raus aus Afghanistan". "Alles sehr
müde hier", beschreibt unser Reporter Helmut Seller die Situation.
10:04 Uhr, Kehl/Straßburg: Die Staatschefs gedenken der Soldaten, die in den 60 Jahren des Nato-Bestehens gefallen sind.
10:00 Uhr, Kehl/Straßburg: Die Politiker erreichen das französische Rheinufer.
9:59 Uhr, Kehl: Die französische Kunstflugstaffel
donnert im Tiefflug über die Passerelle. Hinter sich her ziehen sie
einen Rauchschweif, der in den Farben blau, weiß und rot gefärbt ist,
den Nationalfarben Frankreichs. Alle Köpfen recken sich gen Himmel.
9:55 Uhr, Kehl: Großes Polit-Theater auf der
Rheinbrücke: Angela Merkel führt den Tross der Staatsoberhäupter in
Richtung Frankreich, Nicolas Sarkozy kommt ihnen entgegen. Bonjour.
Frankreich ist zurück im Schoß der Nato – das soll hier ausgedrückt
werden. Und Berlusconi telefoniert.
9:52 Uhr, Kehl: Die Politiker laufen in Richtung
Brücke. Das Gelände am Rheinufer ist weiträumig abgesperrt. Außer den
Staatschefs sind nur wenige Menschen in der roten Zone. Die Müllheimer
Schulkinder winken.
9:50 Uhr, Kehl: Blasmusik erklingt am Rheinufer - so
langsam scheint es loszugehen. Die Politiker hinken dem Zeitplan um
mehr als 45 Minuten hinterher. Berlusconi telefoniert und telefoniert.
9:49 Uhr, Kehl: Berlusconi telefoniert immer noch.
9:43 Uhr, Kehl: Anders Fogh Rasmussen kommt an. Der dänische Ministerpräsident will Nato-Generalsekretär werden – doch die Türkei wehrt sich dagegen. Trotzdem lächelt Rasmussen.
9:40 Uhr, Kehl: Silvio Berlusconi tanzt mal wieder aus
der Reihe. Der italienische Staatschef schlendert am Kehler Rheinufer
entlang und telefoniert mit seinem Handy, während sich alle anderen
streng ans Protokoll halten. Wen Berlusconi wohl an der Strippe hat?
9:36 Uhr, Kehl: Peu á peu tröpfeln die
Staatsoberhäupter ein. Merkel schüttelt eine Hand nach der anderen.
Wenn alle da sind, laufen sie über die Brücke – und treffen dort auf
Nicolas Sarkozy. Der französische Präsident ist der einzige
Gipfel-Teilnehmer, der gerade auf der linken Rheinseite weilt. Dort
wartet er auf Merkel, Obama & Co.
9:34 Uhr, Kehl: Der südbadische Frühling lässt die
Staats- und Regierungschefs bei ihrem Schaulaufen nicht im Stich. Die
Sonne strahlt über dem Rhein. Allerdings sind die Temperaturen mit 9
Grad noch etwas frisch. Hier geht’s zur BZ-Wettervorhersage.
9:30 Uhr, Kehl: Bald ist es soweit – der
symbolträchtigste Akt des Nato-Gipfels wird in Angriff genommen. Noch
sind aber nicht alle Delegationen vor Ort, der Gang über die Brücke
wird weiter nach hinten verschoben.
9:28 Uhr, Kehl: Schaulustige ärgern sich, weil die
Sicherheitskräfte mit Reisebussen in der Großherzog-Friedrich-Straße
immer wieder die Sicht auf die Brücke versperren. Der in Kehl wohnende
Professor für Geophysik Ulrich Achauer sagt dazu ironisch: "Wir müssen
ja nur die 70 Millionen Euro bezahlen, warum sollen wir dann auch noch
live dabei sein."
9:20 Uhr, Kehl:Die 387 Meter lange Passerelle des deux
Rives steht im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Die schmucke
Fußgängerbrücke ist auf allen Livebildern im Fernsehen zu bestaunen.
9:17 Uhr, Kehl: Barack Obama steigt aus seiner gepanzerten Limousine. Shakehands mit Angela Merkel auf dem Roten Teppich.
9:13 Uhr Uhr, Kehl: Der Zeitplan ist ein bisschen ins Stocken geraten. Alle warten auf Obama, dessen Karawane sich nun nähert.
9:07 Uhr, Kehl: Selbst der Kehler Oberbürgermeister
Günther Petry darf sich nur in Polizeibegleitung durch die
Sicherheitszone bewegen. Er wird gleich am Rheinufer auf
Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen. Übrigens: Die Deutsche
Presse-Agentur verwechselt Günther mit Wolfgang Petry. Doch Wolfgang
ist bekanntlich ein Schlagersänger.
9:00 Uhr, Kehl: Anspannung am Rhein. Angela Merkel ist
eingetroffen. Der Tross der Kanzlerin umfasst mit vier Limousinen. Nun
wartet Merkel im Pavillion auf die anderen Staatsgäste.
8:52 Uhr, Straßburg: Die Demonstranten melden eine zweite Straßenblockade. Auch nördlich des Kongresszentrums soll eine Zufahrtstraße dicht sein.
8:49 Uhr, Straßburg: Mehrere deutsche Helikopter
kreisen über Straßburg und erkundeten mit Wärmebildkameras die Lage.
Sollte sich die Lage in Straßburg verschärfen, können weitere
Hubschrauber sofort in Richtung Frankreich starten, sagt ein Sprecher
der Bundespolizei in Freiburg.
8:40 Uhr, Baden-Baden: Mit dicken Augen wachen einige
Menschen in Baden-Baden auf. Der Gipfel hat ihnen in der Nacht das
Schlafen schwer gemacht. Ein Bewohner schreibt im Internet: "Drei
Hubschrauber 50 Meter über meinem Haus – und da soll man pennen."
BZ-Video vom Freitagabend: Gipfel-Gegner zünden in Straßburg Barrikaden an
8:36 Uhr, Baden-Baden: Extrem ruhig ist die vergangene
Nacht nach Auskunft der Polizei in Baden-Baden und Kehl verlaufen.
"Seit dem Abflug von Obama kurz nach Mitternacht haben wir keinen
einzigen Eintrag mehr", sagt ein Sprecher der Polizei in Freiburg.
"Keine Demonstranten, keine Störer – also nichts."
8:25 Uhr, Straßburg: Die eigentliche Sitzblockade auf
einer Zufahrtstraße in die Innenstadt hat begonnen. Die Polizei ist mit
29 Mannschaftswagen und zwei deutschen Wasserwerfern angerückt. Es ist
schon seit einiger Zeit kein Tränengas mehr geschossen worden, so
können sich die Augen unsere Reporterin erholen. Zuvor hat die Polizei
die Demonstranten eine zeitlang in Richtung Innenstadt getrieben und
zugleich Passanten vorbeilassen müssen. Eine kuriose Situation.
8.15 Uhr, Kehl: Ein deutsch-französischer
Grundschul-Chor aus Müllheim passiert die Kontrollstelle an der
Hildebrandstraße. Die 38 Dritt- und Viertklässler, teils aus der
Michael-Friedrich-Wild-Grundschule, teils Kinder von Soldaten der
deutsch-französischen Brigade, haben bereits beim Neujahrsempfang in
Freiburg gesungen. Dort war Ministerpräsident Günther Oettinger derart
begeistert, dass er sie zum Gipfel einlud. Singen werden sie in Kehl
allerdings nicht, da ihre Lieder im Hubschrauberlärm untergehen würden.
Aber: Sie dürfen winken. Konrektorin Karin Lagache sagt: "Das ist eine
große Ehre für uns."
8:02 Uhr, Kehl: In knapp eine Stunde soll Angela
Merkel eintreffen, um kurz nach 9 Uhr dann Barack Obama. Die Brücke,
auf der die Politiker den Rhein überqueren werden, ist festlich
geschmückt: vier französische und vier deutsche Fahnen, dazu die 28
Flaggen aller Nato-Mitgliedsländer. Ein roter Teppich ist ausgelegt,
ein Nato-Emblem aufgebaut. Hier, in der roten Zone, sind kaum noch
Polizisten zu sehen. Sie ist derart abgeschirmt, dass die Anzugträger
hier unter sich sein können. Kurz und gut: Es ist angerichtet.
8 Uhr, Straßburg: Laut Christoph Kleine von der
Organisation "Block Nato" haben es zahlreiche Gruppen in die –
eigentlich abgesperrte – Innenstadt geschafft. Eine Zufahrtstraße zum
Kongresszentrum ist weiterhin blockiert. Im Moment spricht aber dennoch
wenig für eine Eskalation. Die Szenerie erinnert an ein
Räuber-und-Gendarm-Szenario unter einer Tränengas-Glocke. Womöglich
lässt die Polizei die Demonstranten im Glauben, dass sie eine wichtige
Zufahrtstraße blockieren – und schickt die Staatsgäste
mir-nichts-dir-nichts über eine andere Route zum Tagungszentrum.
7:50 Uhr, Kehl: Die Blaskapelle, die Merkel, Obama
& Co. ein Ständchen spielen soll, wird gefilzt. Jede Uniform, jedes
Instrument. Es könnte ja Sprengstoff in einer Tuba versteckt sein.
Theoretisch zumindest. In der Realität sind die südbadischen Musiker
natürlich völlig harmlos.
7:45 Uhr, Kehl: Eine Polizeibeamtin aus
Mecklenburg-Vorpommern freut sich auf den Schichtwechsel um 8 Uhr. Am
Samstag hat sie von 5 bis 15 Uhr im Einsatz, in der Nacht dann wieder
seit 22 Uhr. Die Lage ist weiterhin ruhig. Von der Eskalationsgefahr in
Straßburg bekommt man hier wenig mit.
7:23 Uhr, Straßburg: An der Straßenbahnhaltestelle
Parc du Contades blockieren rund 200 Demonstranten die Tramgleise und
die Zufahrt in Richtung Tagungszentrum. Die Nato-Gegner werden immer
zahlreicher. Die Polizei setzt Tränengas ein.
BZ-Video vom Freitag: So bereiten die Nato-Gegner Protestaktionen vor
6:45 Uhr, Kehl: BZ-Redakteur Helmut Seller trifft auf
einen jungen Mann, der ziemlich verschlafen aussieht. Seine Geschichte:
Er war in der vergangenen Nacht unterwegs und wurde an einem
Kontrollposten nicht durchgelassen – offenbar hatte er keine Papiere
bei sich. Also nächtigte er kurzerhand bei einem Freund.
6:30 Uhr, Kehl: Chaos, Andrang, Menschenmassen? Nein.
Kehl präsentiert sich als ein verschlafenes Örtchen. Alles wie immer?
Nein. Das massive Polizeiaufgebot und die kreisenden Hubschrauber
deuten darauf hin, dass hier noch Großes geschehen wird. Um 9 Uhr wird
US-Präsident Obama zusammen mit anderen Gipfelteilnehmern zum
Familienfoto auf der Passerelle-Brücke erwartet.
6:15 Uhr, Straßburg: Am Platz der Universität
versammeln sich immer mehr Demonstranten. Die meisten von ihnen sind
dunkel gekleidet, viele sind maskiert und tragen Helme sowie
Schwimmbrillen (als Schutz gegen das Tränengas), einige haben sich die
Telefonnummer der Rechtshilfe mit Edding ganz dick auf den Unterarm
geschrieben.
5:45 Uhr, Straßburg: Der Stadtteil Meinau hat eine
zentrale strategische Bedeutung für Polizei und Demonstranten – wer zum
Gipfelgelände will, muss hier durch. Die Sicherheitskräfte sind als
erstes da und blockieren die Straßen, damit sie nicht von Nato-Gegnern
blockiert werden können. Mit Tränengas versucht sie, die Gipfelgegner
auf Distanz zu halten.
5 Uhr und früher, Straßburg: Die ersten Demonstranten machen sich auf den Weg. Sie wollen die Zufahrtstraßen zum Gipfelgelände blockieren.