[NRW] Vorbereitung der Autonomen Vollversammlung (30.1.)

Autonomes Zentrum Köln

Am nächsten Sonntag, 30. Januar 2011 ab 13 Uhr, findet die 4. Autonome Vollversammlung im (besetzten) Autonomen Zentrum im Köln statt. Unsere autonome Reporterin Sabine C. sprach mit Antonia Z. aus der Vorbereitungsgruppe in Köln.

 

S.C.: Antonia, Du gehörst zu der Vorbereitungsgruppe für die "Vollversammlung für Autonome Politik NRW", die am 30. Januar in Köln stattfinden wird. Was kann man sich denn darunter vorstellen?

 

A.Z.: Die Autonome Vollversammlung NRW (kurz AVV) ist ein Treffen von und für Menschen in NRW, die in unterschiedlichen Gruppen und Zusammenhängen versuchen autonome Politik zu betreiben. Die erste AVV NRW fand im August 2010 statt. Ziel der Gründung, ist ein Forum zu schaffen, in dem Erfahrungen ausgetauscht und auch kritische Auseinandersetzungen solidarisch auf gemeinsamer politischer Grundlage geführt werden können. Es geht darum sich kennen zu lernen, überregional zu organisieren und gemeinsam autonome Politik in NRW voranzubringen.

 

S.C: Zunächst war Samstag, der 29.1., als Termin angedacht - warum findet die Vollversammlung jetzt am 30.1. statt?

 

A.Z.: Am 29.1. mobilisieren Nazis zu einem Aufmarsch gegen das Autonome Zentrum und gegen Antifaschist_innen in Wuppertal. Dies wollen die Genoss_innen dort nicht einfach geschehen lassen und sie mobilisieren zu Gegenprotesten und Blockaden. Da wollten wir keine Konkurrenzveranstaltung dazu machen, sondern lieber selber vor Ort unterstützen. Also haben wir diverse Gruppen in NRW gefragt, ob eine Verschiebung okay wäre – und niemand hatte etwas dagegen. Daher findet die Autonome Vollversammlung NRW jetzt am Sonntag, den 30.1. statt.

 

S.C.: Bei dieser vierten Autonomen Vollversammlung NRW gibt es diesmal einen Themenschwerpunkt? Worum geht es dabei und wie kommt das zustande?

 

A.Z.: Auf der letzten Autonomen Vollversammlung Ende November in Düsseldorf gab es unterschiedliche Arbeitsgruppen, die diskutierten. Im gemeinsamen Plenum stellte sich heraus, dass zwei der Gruppen jede Menge offene Fragen rund um autonome Strategien zu Intervention in Soziale Kämpfe hatten.

Es ging dabei um Fragen nach Bündnissen oder eigenständigen Aktionen; darum, ob sich der Kampf um kleine "Freiräume" oder Verbesserungen lohnt oder es immer ums Ganze gehen müsse bzw. die Gesamtkritik stets transportiert werden muss. Es ging um die Suche nach "Schnittstellen" oder Berührungspunkten, wo Gespräche über die Szene hinaus stattfinden können, was überhaupt erst die Möglichkeit eigene Inhalte zu vermitteln schafft. Auch wurde der Konflikt in dem jede_r von uns steckt angesprochen zwischen radikaler Kritik und einem oft zwangsweise angepassten (Über-)Leben im Alltag.

Das sind sicherlich Fragen und Schwierigkeiten mit denen viele konfrontiert sind und über die noch mehr Austauschbedarf besteht. Daher wurde beschlossen diese Fragen zu einem Schwerpunkt der nächsten AVV zu machen. Zusammengefasst wurde diese als Frage nach den Möglichkeiten der Intervention in Soziale Kämpfe.

 

S.C.: Das klingt ja ziemlich abstrakt. Wie diskutiert man den so ein Thema?

 

A.Z.: Das ist eine gute Frage. Wir als Vorbereitungsgruppe in Köln haben da länger drüber nachgedacht und uns etwas überlegt. Ob das funktioniert oder alles ganz anders kommt, wird sich herausstellen. Das hängt ja auch immer von den Leuten ab und den Ideen, die sie mitbringen.

Wir versprechen uns allerdings wenig davon, wenn die Diskussion auf sehr abstrakter Ebene verbleibt. Die unmittelbare Betroffenheit, die Zielsetzung und Möglichkeiten des Widerstands sind in den verschiedenen Bereichen sozialer Kämpfe sehr unterschiedlich, daher finden wir es schwer, diese Bereiche gleichzeitig zu diskutieren.

Wir erhoffen uns, dass verschiedene Themenfelder zunächst getrennt diskutiert werden um Ziele und Möglichkeiten der Intervention, sowie konkrete Handlungsoptionen auszuloten. Diese können dann kritisch und solidarisch mit allen diskutiert werden, so dass aus dieser Diskussion Gemeinsamkeiten autonomer Politik gefunden werden können.

 

S.C.: Welche Themenfelder stellt ihr Euch denn vor?

 

A.Z.: Wir wollen das eigentlich nur ungern vorgeben und dies lieber den Interessen der Anwesenden überlassen. Aber wir haben uns natürlich auch einen Vorschlag überlegt. Wie fänden es gut, über Ansätze autonomer Politik in folgenden Themenfelder zu diskutieren und sich auszutauschen:
- Recht auf Stadt:
- Leiharbeit und Arbeitskämpfe:
- Prekarisierung: Widerstand gegen das Abschreckungssystem Hartz IV
- Anti-Knast Arbeit.
Schön fänden wir auch, wenn eine Diskussion über Anti-Rassismus und Interventionen gegen die (soziale) Repression und Abschiebung von Migrant_innen zu Stande kommen würde. Letztlich entscheiden die Menschen auf der AVV selber, worüber sie diskutieren möchten. Wichtig ist uns, dass im Anschluss an die Diskussionen zu den einzelnen Feldern auch eine Reflexion über Gemeinsamkeiten autonomer Intervention in Soziale Kämpfe stattfindet.

 

S.C.: Wie kommt man zu der Ehre die AVV vorzubereiten?

 

A.Z.: Am Ende jeder Vollversammlung wird gefragt, welche Stadt bzw. welches Projekt, denn die nächste AVV organisieren möchte. Wir wollten die AVV NRW schon länger ins AZ Köln einladen, allerdings lieber im Frühjahr. Doch da sich zunächst niemand gefunden hat, haben wir uns auch für Januar bereit erklärt, auch wenn die Umstände im AZ noch etwas improvisiert sind.

 

S.C.: Wie sieht es denn mit dem Ort für die AVV, dem Autonomen Zentrum in Köln, aktuell aus?

 

A.Z.: Nett dass du fragst. Wir haben das Gebäude in der Wiersbergstraße 44 im Stadtteil Köln-Kalk im April letzten Jahres besetzt. Seit einem Räumungsalarm im Juni ist es relativ ruhig. Allerdings hat die Noch-Eigentümerin, die Kölner Sparkasse, uns Wasser und Strom abgedreht, so dass wir das Gebäude derzeit per Generator mit Strom versorgen, die Klos mit Regenwasser spülen und putzen und mit Öfen heizen. Das ist manchmal etwas umständlich. Wenn im März die Stadt Köln das Gebäude von der Sparkasse übernimmt werden wir nochmal Druck machen, damit wir hier wieder fließendes Wasser und Strom bekommen. Aber was da geplant ist, erzähle ich dir besser ein anderes mal.

 

S.C.: Okay. Danke für das Interview und viel Erfolg mit der Autonomen Vollversammlung, am Sonntag.