UN-Klimakonferenz abgeschlossen. Kompromiss in Sachen Anpassungsfonds erzielt. Kyoto-Protokoll-Fortschreibung weiter offen
Das Kyoto-Protokoll ist jetzt auf der Intensivstation, so fasst der internationale Dachverband von Umweltorganisation Friends of the Earth die Ergebnisse der zweiwöchigen UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún zusammen. Die Vertreter der reichen Länder hätten versucht, den Klimaschutzvertrag zu killen, so Nnimmo Bassey, der nigerianische Chef des Dachverbandes. In Deutschland ist Friends of the Earth durch den BUND vertreten.
Auch nach dem Treffen in Cancún bleibt also unklar, ob das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll fortgeschrieben werden wird, wie es das Gros der Entwicklungsländer fordert. Die Alternative wäre ein völlig neuer Vertrag, der aber nicht einmal im Ansatz vorliegt. Japan, Kanada und Russland haben sich in Mexiko vehement gegen eine Fortsetzung des Kyoto-Protokolls ausgesprochen. Ebenso die USA, die einer der ganz wenigen Staaten ist, die das Protokoll nicht ratifiziert haben. Die US-Regierung drängt darauf den unverbindlichen Kopenhagen-Akkord zur Grundlage der weiteren Verhandlungen zu machen. (Mehr dazu in der letzen Wochenschau.)
Immerhin hat es jedoch Fortschritte in Sachen Anpassung gegeben. In einem der Abschlussdokumente wird festgehalten, dass der Anpassung an den nicht mehr zu verhindernden Teil des Klimawandels eine ebenso große Bedeutung wie der Vermeidung weiterer Erwärmung zukommt. Ein Anpassungskomitee soll geschaffen werden. Die am wenigsten entwickelten Länder (Karte der betroffenen Länder) sollen in die Lage versetzt werden, nationale Anpassungsprogramme zu erarbeiten, die anderen Entwicklungsländer werden ebenfalls aufgefordert, solche vorzulegen. Außerdem wurden Sitz und Ausstattung des schon seit längerem beschlossenen Anpassungsfonds festgelegt. Der Fonds soll von einem paritätisch aus Nord und Süd besetztem Gremium mit Sitz in Bonn verwaltet und für die nächsten drei Jahre bei der Weltbank angesiedelt werden. Letzteres war von vielen Entwicklungsländern und auch Umweltaktivisten sowie Menschenrechtlern vehement kritisiert worden.
Weitgehend offen ist weiterhin, wie es nach 2012 mit der Reduktion der Emissionen weitergeht. In der erwähnten Abschlusserklärung wird gefordert nach Wegen zu suchen, wie die globalen Emissionen möglichst früh ihren Höhepunkt überschreiten können. Insbesondere soll auch untersucht werden, ob es notwendig ist, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken, was etwa 0,7 bis 0,8 Grad Celsius gegenüber heute entspricht.
Bisher wird allgemein von zwei Grad Celsius ausgegangen, die nicht überschritten werden sollten. Um die einzuhalten, müssten die globalen Emissionen bis 2020 ihren Höhepunkt erreicht haben und danach zügig reduziert werden. Wie das erreicht werden kann, bleibt jedoch auch nach Cancún offen, die im Kopenhagen-Akkord abgegebenen unverbindlichen Versprechen reichen dafür bei weitem nicht aus, aber weitergehende Verpflichtungen der einzelnen Länder gibt es bisher nicht.
Der Streit darüber wird also auch in den nächsten Monaten auf den diversen technischen Treffen von Klima-Konvention und Kyoto-Protokoll weitergehen und sicherlich auch noch die nächste UN-Klimakonferenz dominieren, die sich in einem Jahr im südafrikanischen Durban.
Wolfgang Pomrehn
11.12.2010