Linke protestieren gegen Rechtsextremisten-Treffen

Farb-Anschlag: Die Fassade des Hauses am Burggraben, in dem heute Rechtsextremisten zusammenkommen werden, wurde in der Nacht zum Freitag besprüht.
Erstveröffentlicht: 
03.12.2010

Murnau - Die Autonome Antifa Weilheim hat für Samstag eine Demonstration in der Fußgängerzone angekündigt. Im Süden Murnaus werden zugleich Rechtsextremisten erwartet.

 

Bereits Anfang August 2009 hatte sich die Autonome Antifa Weilheim in Murnau ansagt, um gegen den Sonderverkauf eines Geschäfts am Burggraben zu demonstrieren. Dort decken sich Neonazis mit Szene-Artikeln ein.

 

Am zweiten Adventssamstag soll sich das extremistische Zusammenkommen auf beiden Seiten wiederholen. Erneut erwartet die Polizei 50 bis 60 Rechte in Murnau, angelockt durch einen Sonderverkauf mit NPD-Veranstaltung und einen Liedermacher-Auftritt. Und wiederum hat nach Angaben von Joachim Loy, Chef der Polizeiinspektion Murnau, ein Jugendlicher aus dem Landkreis Weilheim-Schongau für die Autonome Antifa eine Demonstration beim Landratsamt „gegen Deutschland und gegen Neonazis“ angezeigt. Der Protest soll im Zeitraum von 15 bis 19 Uhr nördlich der Mariensäule mitten in der Fußgängerzone laufen. ImSommer 2009 waren rund 40 junge Leute friedlich auf die Straße gegangen.

 

Und diesmal? Loy vermag nicht einzuschätzen, ob „überhaupt jemand kommen wird“. Die polizeiliche Erfahrung zeige, dass solche Versammlungen oft nur gemeldet werden, damit Störer einen Anlaufpunkt besitzen.

 

Die Polizei wird verstärkt Präsenz zeigen; der Inspektion Murnau stehen dabei Unterstützungskräfte anderer Dienststellen zur Seite. Die Beamten wollen im Hintergrund bleiben, soweit dies möglich ist. Sie werden sowohl die Veranstaltung der Rechtsradikalen als auch die Demonstration der Antifa „schützen“ - und verhindern, dass die Extremisten beider Lager aufeinandertreffen.

 

Die Situation erhält durch eine Aktion im Vorfeld besondere Brisanz: Unbekannte besprühten Fassade, Türen und Schaufenster des Hauses, in dem die rechtsgerichtete Klientel zusammenkommen wird, in der Nacht zum Freitag mit gelber Flüssigkeit. Dazu hatten sie einen Feuerlöscher umfunktioniert, der am Tatort zurückblieb. Der Geschäftsinhaberin entstanden mehrere hundert Euro Schaden. Hinweise erbittet die Polizei unter den Nummern 0 88 41/6 17 60 oder 08 81/64 00. Die Hintergründe seien noch nicht geklärt, heißt es.

 

Loy geht von „politisch motivierter Sachbeschädigung“ aus. „Der Anschlag verschärft die Lage“, meint er. „Wenn die Rechten anreisen und das sehen, wird das für aufgeheizte Stimmung sorgen.“ Hier sei im Vorfeld „gezielt provoziert“ worden. Dennoch: „Wir rechnen damit, dass wir die Lage im Griff haben.“

 

Horst Breidenbach, Leiter der Abteilung Staatsschutz der Kripo Weilheim, rechnet für die Protestaktion mit „einem überschaubaren Teilnehmerkreis“. Die Autonome Antifa Weilheim sei dem linken, autonomen Spektrum zuzuordnen, bestehe überwiegend aus Jugendlichen und wenigen Volljährigen; der harte Kern sei eher klein und stamme aus dem Kreis Weilheim-Schongau, feste Strukturen gibt es nicht. (sj)