Karlsruhe pbr - Bei der Veranstaltung "Karlsruhe zeigt Flagge gegen Rechts" (ka-news berichtete) im Konzerthaus ist es während des Referats des "Extremismusforschers" Eckhard Jesse zu einer Störung durch die Antifa Karlsruhe gekommen. Während des Vortrags stürmten mehrere Mitglieder der Antifa unter "Alerta, Alerta, Antifaschista"-Rufen die Bühne und versuchten ein Transparent mit der Aufschrift "Antifaschismus ist extrem wichtig, nicht extremistisch" zu entfalten, woran sie jedoch von der Security gehindert wurden.
Die Antifa kritisiert an Jesse, dass er linken und rechten Extremismus gleichsetze. Außerdem soll er die Umtriebe der NPD und Rechtsextremismus im Allgemeinen bagatellisieren. "Linke Ideen, die vom Gedanken der Gleichheit aller Menschen getragen sind, auf eine Stufe mit menschenverachtender rechter Ideologie zu stellen ist wissenschaftlicher und politischer Blödsinn", meint Tobias Jahnke, Sprecher der Autonomen Antifa Karlsruhe.
Gegen jede Art von Extremismus
Die Veranstaltung "Flagge zeigen gegen Rechts" war vor allem wegen des in der Badener Straße 34 geplanten Nazizentrums ins Leben gerufen worden (ka-news berichtete). Die Stadt wollte ein deutliches Zeichen gegen jede Art von Extremismus, also auch gegen Linksextremismus, setzen.
Während die Stadtverwaltung gegen das geplante "Kulturzentrum" der NPD über die Abänderung der Nutzungserlaubnis in der Badener Straße vorgegangen war, hatte die Antifa zu einer friedlichen Demonstration, dem "Stuhlgang gegen Rechts", aufgerufen, an dem sich auch einige Karlsruher Politiker beteiligt hatten (ka-news berichtete).
Jesse klar gegen ein Verbot der NPD
Während der Veranstaltung verteilte die Antifa im Konzerthaus Flugblätter, auf denen sie sich gegen die von den Referenten vertretene Gleichsetzung von Antifaschismus und Nazi-Ideologie wehrten und auf die angeblichen Verbindungen der Referenten zu Rechten aufmerksam machten. So soll Jesse nach Auskunft der Kritiker Kontakte zu führenden Protagonisten der "Neuen Rechten" haben. Auch sein Buch "Die Schatten der Vergangenheit - Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus" soll inzwischen als Standardwerk des "gemäßigten Geschichtsrevisionismus" gelten.
Jesse selbst distanzierte sich in seinem immer wieder von ironischem Beifall und Husten unterbrochenem Vortrag von den Vorwürfen. "Ich setze linken und rechten Extremismus nicht gleich", meinte er während seines Referats. In diesem sprach er sich klar gegen ein Verbot der NPD aus, da dieses "nicht effizient" sei und unter anderem "die NPD radikal machen" würde. Außerdem sei er dagegen, der NPD Räume zu verwehren da sie sonst von ihrer "Opferrolle" profitieren würde.