Das Bündnis gegen Abschiebungen Mannheim dokumentiert an dieser Stelle einen Brief der Familie Barisha aus dem Kosovo. Darin wird die ihre gewaltsame Abschiebung im November 2008 in den Kosovo und ihre elende Situation nach der Abschiebung beschrieben. Außerdem wird zu Kundgebungen anlässlich des Jahrestags der Abschiebung der Familie Berishain am 04. November in Ludwigshafen aufgerufen.
Sehr geehrter N.N.,
am 4 November 2008 wurden wir nicht grade gewaltlos von 30 Polizisten um 3 Uhr morgens aus unserer Unterkunft in Ludwigshafen mit angelegten Handschellen in Polizeibusse verfrachtet. Nach dem Stopp an der Polizeiwache in Ludwigshafen wurden wir zum Flughafen gebracht. Wir wurden behandelt wie Schwerverbrecher. Alle Handys wurden uns abgenommen so dass uns niemand erreichen konnte und wir niemanden anrufen konnten. Meine Mutter hatte nur 100 Euro bei sich. Wir mussten uns beeilen und durften nichts mitnehmen. Als wir in Pristina im Kosovo ankamen, wussten wir nicht wohin wir gehen konnten, da wir hier keinen kannten und hier keine Verwandten haben.
Wir sind nach Peje gefahren. Der Taxifahrer wollte 70 Euro für die Fahrt haben. Wir haben ihm versucht unsere Lage zu erklären, dass wir nicht so viel dabei hätten und wir uns auch noch was zu essen kaufen müssten. Er wollte uns dann nicht mitnehmen. Da wir keine andere Wahl hatten sind wir eingestiegen und haben uns direkt zur Polizei fahren lassen. Da die uns aber nicht helfen wollte, haben wir meinen Vater angerufen. Unser Vater hat uns dann eine Telefonnummer von Bekannten gegeben, bei denen er aufgewachsen ist. Für 2 Wochen konnten wir bei denen wohnen, dann mussten wir wieder die Wohnung verlassen. (Anmerkung.:Der Vater ist inzwischen verstorben)
Wir sind zu fremden Leuten gegangen, haben gefragt ob wir ein paar Nächte bei ihnen bleiben können. Sie wollten Geld von uns haben. Wir konnten sie gerade noch dazu überreden, dass wir eine Nacht bleiben konnten. Da wir kein Geld hatten, mussten wir am nächsten Tag das Haus wieder verlassen.
Wir schlafen auf dem Fußboden, unser Körper tut weh. Wir haben hier niemanden, der uns hilft. Arbeit gibt es auch für uns nicht. Das Leben hier ist sehr schwer und teuer. Wir müssen immer warten bis unsere Tante uns Geld schickt. Das geht auch nicht immer regelmäßig, so dass wir immer mal wieder Wochen ohne Geld sind. Manchmal haben wir auch kein Essen und der Kühlschrank ist leer. Im Winter ist das sehr schlimm, da wir dann nicht mal was aus dem Garten ernten können. Wir müssen uns Holz kaufen damit wir uns wärmen können und Holz ist hier teuer.Wenn wir krank werden können wir nicht mal zum Arzt gehen weil uns das Geld für die Untersuchungen fehlt und für meine Mutter ist das besonders schlimm. Da sie herzkrank ist und ein Loch von einem Durchmesser eines 2 Eurostücks im Herz hat braucht sie unbedingt Hilfe. Hier können sie ihr nicht helfen da sie sich hier nicht auskennen und die benötigten Medikamente fehlen. Wenn man kein Geld hat wird man hier nicht mal untersucht noch bekommt man Medikamente.
Hier erwartet uns niemand wir stehen auf der Straße. Wenn wir krank werden können wir nicht mal zum Arzt gehen, weil uns das Geld für die Untersuchungen fehlt. Tagelang bleiben wir hier besonders im Sommer ohne Wasser und im Winter ohne Heizung und Strom.
Wir haben hier keine Zukunft. Für uns ist alles verloren gegangen und wenn wir weiterhin so leben müssen, sieht das für unsere Gesundheit nicht grade gut aus. Andere Leute die auch abgeschoben sind die haben hier ein Haus bekommen und leben auch besser als wir. Wenn man rechts oder links guckt sieht man nur Müll.Da 3 Kinder, M., E. und M. in Deutschland geboren wurden und dort auch aufgewachsen sind bis zu ihrem 16., 15. und 14. Lebensjahr haben sie dort die Schule wie jeder andere besucht bis zu ihrer Abschiebung. Wir würden auch heute gerne noch zur Schule gehen. Doch das ist für uns nicht möglich da wir die Sprache nicht anständig sprechen können und Angst haben vor Beschimpfungen oder Handgreiflichkeiten anderer Mitschüler. WENN WIR DAS HAUS VERLASSEN MÜSSEN, WISSEN WIR GARNICHT WOHIN WIR GEHEN SOLLEN.DER VERMIETER WILL DASS WIR SEIN HAUS VERLASSEN. JETZT IST ER NOCH IN DEUTSCHLAND.
Bald ist Winter und es wird hier sehr kalt. Wir haben kein Holz damit wir uns wärmen können. Wir müssen warten bis unsere Tante das Geld schickt. An Kleidern haben wir nur das was wir mitnehmen konnten bei unserer Abschiebung, und das sind Sommerkleider. Wir sind das alles nicht gewohnt hier gibt es keine Heizung wie in Deutschland.Bei uns waren zwei Journalisten und die haben gesehen dass es uns wirklich nicht gut geht.
Wir brauchen eure Hilfe, es geht um unsere Gesundheit. Mein ältester Bruder hat zwei Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren in Deutschland die ohne ihren Vater aufwachsen müssen. Wir haben die Kinder seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen. Wie sollen sie ohne Vater aufwachsen? Jedes Kind braucht seine beiden Elternteile !!! Er vermisst sie genau so wie sie ihren Vater !!!
BITTE HELFEN SIE UNS DAS LEBEN HIER IS LANGWEILIG!
Ich hoffe, dass ich alles gut geschrieben habe und dass sie uns helfen können.
Also, sie können den Bericht ruhig weitergeben und ich hoffe, dass wir Hilfe bekommen.
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Anlässlich des Jahrestags der Abschiebung der Familie Berisha werden in Ludwigshafen 2 Kundgebungen stattfinden:
Am Donnerstag, den 4. November
17.00 Uhr vor der Ausländerbehörde, Marienstr. 8, Ludwigshafen-Hemshof
18.00 Uhr vor dem Rathaus-Center, am Lichthof (Ende Bismarckstraße)
Wir fordern weiterhin, dass die abgeschobene Familie nach Deutschland zurückkehren kann
und hier ein Bleiberecht erhält!
Seid solidarisch mit der Familie, kommt zahlreich zu den beiden Kundgebungen!
Keine weiteren Abschiebungen in den Kosovo – Bleiberecht für alle!
Für weitere Infos zur Situation insbesondere der Familie Berisha und der anderen in den Kosovo abgeschobenen Menschen ist der Kontakt:
Email - Adresse : bleiberechtsbuendnis@web.de
Homepage: www.buendnisgegenabschiebungenmannheim.com
Bündnis gegen Abschiebungen (BgA) Mannheim