Gegen Sexismus und Homophobie beim „Chiemsee Reggae Summer“ und überall!
Für das diesjährige Festival wurde Sizzla angekündigt. Sizzla hat
zwar offiziell den sogenannten Reggae Compassionate Act unterzeichnet,
welcher aussagt, dass sich alle Unterzeichner_innen von homophoben
Inhalten distanzieren, aber in einem Interview der Sunday Mail
publiziert am 28. Februar 2010, erklärte Sizzla: „I did not sign any
papers, it is just an agreement I have with certain promoters – it is
their system. I cannot stop singing those songs because there is a
message in those songs which people should hear.“ (in etwa: „Ich habe
keine Dokumente unterzeichnet, es ist lediglich eine Vereinbarung mit
bestimmten Organisatoren – es ist deren System. Ich kann nicht aufhören,
diese Songs zu singen, da in ihnen eine Botschaft enthalten ist, die
die Leute hören sollten.)⁵.
Mit diese Songs meint Sizzla z.B.
Nah Apologize aus dem Jahr 2005. In dem Songtext, der auf der Homepage
von Sizzla abgerufen werden kann⁶, heißt es unter anderem, „Rastaman
don’t apologize to no batty-boy / if yuh diss King Selassie mi gun shot
yuh bwoy“ (in etwa: „Ein Rastaman entschuldigt sich nicht bei einer
Schwuchtel, denn wenn ihr King Selassi durch den Dreck zieht, werde ich
euch erschießen“).
Das zeugt von der Wirkungslosigkeit des
Reggae Compassionate Act. Viele Artists, die den RCA signiert haben,
fielen danach wieder durch homophobe Äusserungen oder Distanzierung vom
RCA auf.
Die Veranstalter_innen kommentieren die Bekanntgabe von
Sizzla wie folgt:„Wir sind für Kunstfreiheit, wir sind für
Meinungsfreiheit, den Respekt vor anderen Kulturkreisen und wir sind
gegen verfassungswidrige Zensurbestrebungen[...]“⁷.
Diese Aussage
zeugt entweder von krasser politischer Dummheit und der Ignoranz
gegenüber menschenverachtendem Hass oder versucht bewusst Homophobie
durch den Deckmantel einer falsch verstandenen Meinungsfreiheit zu
schützen.
Neben Sizzla wurde auch noch Anthony B („Zwei
Millionen Rastas können nicht durch Frankreich gehen, aber zwei
Millionen Schwule können es. Das ist Babylon! Wenn nur 100 Rastas auf
die Strasse gehen, werden sie verprügelt. Die Schwulen gehen
ungehindert… Denn Frankreich ist auch ein «Battyman-Country»“)⁸ von den
Veranstalter_innen eingeladen.
Somit dürfte klar sein, dass
weder unseren letztjährigen Forderungen⁹ nachgekommen wurde, noch dass
diese zum Nachdenken angeregt haben. Auch unsere anderen Forderungen
nach einem Konzept zur umfassenden Information im Vorfeld und für eine
qualifizierte Unterstützung Betroffener sexualisierter Gewalt zu
entwickeln und der Schaffung von Freiräumen für Frauen, die dringend
aufgrund diverser Fälle von Vergewaltigungen und Übergriffen nötig
wären, scheint bei den Veranstalter_innen auf taube Ohren zu stoßen.
Dieses bewusste Verschweigen und Wegschauen zeugt von demonstrativem
Desinteresse und trägt zu einem Klima bei, in dem diese Übergriffe
leichter möglich sind.
Dazu wollen und werden wir nicht
schweigen! Wir fordern alle auf und sich an den Protesten gegen
Homophobie und Sexismus und den Umgang der Organisator_innen des crs
damit zu beteiligen und selbst aktiv zu werden.
¹ Song: damn; Album: Trendsetter; Erscheinungsjahr: 2000; Label: Shocking Vibes
² Song: caan tan yah; Album: Still Blazin; Erscheinungsjahr: 2002; Label: Vp
³ http://www.guardian.co.uk/world/2004/jul/17/gayrights.arts
⁴ Song: chi chi man; Album: My Crew My Dawgs; Erscheinungsjahr: 2001; Label: VP Records
⁵ http://www.queer.de/detail.php?article_id=11835
⁶ http://www.judgementyard.org/index.php?pageID=177 (offizielle website von Sizzla)
⁷ http://www.chiemsee-summer.de ⁸ http://www.armageddontimes.ch/Artist/Interview/I_AnthonyB.html
⁹ Keine Einladung homophober, sexistischer Künstler; Auseinandersetzung mit Homophobie im Reggae
www.rabatz-buendnis.net