Keine Baugenehmigung für Google Campus in Berlin-Kreuzberg

Erstveröffentlicht: 
23.04.2017

Bauamt Friedrichshain-Kreuzberg verweigert dem Bauantrag in seiner jetzigen Form die Zustimmung

 

Gegen Jahresende sollte der Google Campus im ehemaligen Umspannwerk an der Ohlauer Straße in Berlin-Kreuzberg eröffnet werden. »Der Bauantrag für den Umbau wurde allerdings in dieser Form abgelehnt«, sagt Julian Schwarze, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg, auf nd-Anfrage. Begründet wurde die Ablehnung unter anderem mit dem Immissionsschutz und der geplanten baulichen Dichte, so Schwarze. »Befürchtet wird vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg unter anderem eine zu große Lärmbelästigung der Nachbarschaft durch Veranstaltungen«, erläutert Schwarze. »Durch das geplante Einziehen einer zusätzlichen Etage in den historischen Bau wäre auch die für die Gegend festgelegte Geschossflächenzahl überschritten«, so der Bezirkspolitiker weiter. Unklar ist auch, ob das Landesdenkmalamt Einwände gegen die Umbaupläne des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes hat. Das Büro des Baustadtrats von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne), bestätigt, dass das Bauantragsverfahren nach wie vor nicht abgeschlossen ist.

 

»Ich kann diese Informationen nicht bestätigen«, erklärt dagegen Google-Sprecher Ralf Bremer auf Anfrage von »neues deutschland«. »Wir freuen uns weiterhin auf den Campus Berlin im Umspannwerk, dessen Umbau, wie im November angekündigt, weiter voranschreitet«, so Bremer weiter. Bei der Bekanntgabe der Pläne war auch der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) anwesend. »Heute ist ein guter Tag für Berlin«, sagte Müller damals über das Vorhaben. »Mit dem Campus Berlin entsteht in unserer Stadt ein neuer Ort der Kooperation, der Kreativität und des Entrepreneurship«, so Müller weiter. Man arbeite »eng mit den zuständigen Behörden zusammen, um die historischen Merkmale des Gebäudes nicht nur zu bewahren, sondern im Sinne des Projekts und der Umgebung hervorzuheben«, sagt Google-Sprecher Ralf Bremer.

 

Die Nachbarschaft zeigt sich wenig begeistert über die Ansiedlungspläne von Google. »Es wird also noch hipper für die mobile-verrückten und hemmungslos endsolidarisierten Disruptions-Jünger der New Economy hier in Kreuzberg zu leben und zu arbeiten«, sagt Magnus Hengge von der Anwohnerintiative »Bizim Kiez«. »Der Internethändler Zalando, der sich an der Schlesischen Straße im Bezirk ansiedeln will, und Google werden alles übernehmen wollen: eigene Kindergärten und Schulen machen«, befürchtet Hengge. »Wir wollen aber die Gestaltungsmacht über die Stadt nicht in die Hände von Strategen ohne lokale Verankerung geben und werden uns wehren«, kündigt Hengge an.

 

»Es gibt Negativbeispiele in San Francisco. Dadurch, dass solche Projekte mitten in die Kieze reinkommen, verändert sich die ganze Infrastruktur im Bezirk«, sagt Anwohner Konstantin Sergiou. »Alle Wohnungsangebote richten sich darauf aus, und auch Gewerberäume können von Startups besetzt werden«, so Sergiou weiter.