Abschlussbericht zu rechter Gewalt im Landkreis Leipzig: Fälle häufen sich in Borna

Erstveröffentlicht: 
31.03.2017

Immer wieder liest man von rechts motivierten Übergriffen. Schnell verlieren sich diese Meldungen in der Fülle der Nachrichten. Um auf die Qualität und Qualität rechter Gewalt im Landkreis Leipzig aufmerksam zu machen, veröffentlichte Chronik.LE nun einen Bericht mit Zahlen und Dokumentationen aus dem Jahr 2016.

 

Landkreis Leipzig. Schmierereien, Angriffe auf Büros von Engagierten, verbale und körperliche Attacken auf Asylsuchende und politische Gegner – in diesem Spektrum bewegt sich rechte Gewalt im Landkreis Leipzig. 86 solcher Vorfälle dokumentierte die Arbeitsgruppe Chronik.LE im vergangenen Jahr in der Region. Das geht aus dem Abschlussbericht zum Projekt „Sichtbarmachung rechter Gewalt im Landkreis Leipzig“ hervor, den die Ehrenamtlichen gestern auf ihrer Website (www.chronikle.org) veröffentlichten.

 

„Aber die Dunkelziffer ist viel höher. Wir sind hier zwar gut vernetzt, aber längst nicht alles wird bekannt“, ergänzt Steven Hummel zur Thematik. Der 27-jährige Student verwendet einen Großteil seiner Zeit auf die Aufarbeitung von rechten Übergriffen im Landkreis, aus dem er selber stammt. Mehr als ein Drittel der dokumentierten Taten fanden in Wurzen und Borna statt. „Das ist sehr auffällig. In Wurzen gibt es traditionell eine sehr aktive rechte Szene. In Borna scheint das ähnlich zu sein“, erklärt Hummel. 18 Körperverletzungen wurden im Zusammenhang mit rechter Gewalt erfasst. Bei einem Drittel davon wurden ausländische Mitbürger verletzt.

 

Generell seien zwei Drittel aller Übergriffe klar rassistisch motiviert. „Wir dokumentieren alles, das mit rechtem Gedankengut zusammenhängt“, so Hummel. Dazu würden auch Demonstrationen gehören, auf denen eben jenes verbreitet wird. „Die Qualität der Angriffe variiert. Trotzdem dokumentieren wir alles. Vieles gehört zusammen, es zeichnet ein Gesamtbild der Situation“, so Hummel. Er und seine Mitstreiter haben das Gefühl, dass über diese von offizieller Seite nicht gern gesprochen würde, vieles des Images wegen „unter den Teppich gekehrt“ werde. Deshalb wolle man aufmerksam machen und sensibilisieren.

 

Ziel sei es außerdem , eine Art Archiv zu erarbeiten, das auch der Nachwelt zur Verfügung steht. „Dann muss nicht mehr viele Jahre später alles lückenhaft aufgearbeitet werden, sondern die Infos sind schon da“, so der Student weiter. Die Dokumentationsarbeit der Arbeitsgruppe Chronik.LE, die zum Verein Engagierte Wissenschaft gehört, gehe auch im laufenden Jahr weiter. „Aber bis zum Schluss waren wir noch voll mit dem Jahr 2016 befasst. Es ist sehr viel passiert und wir legen großen Wert auf eine ausgewogene Darstellung der Ereignisse“, erklärt Hummel. Und die Aufarbeitung koste viel Zeit. „Zwei bis drei Leute sind schwerpunktmäßig damit beschäftigt. Wir sprechen mit den Kommunen, mit Mitstreitern und auch mit der Polizei, wollen alle Infos zusammentragen, bevor wir etwas veröffentlichen.“ Das sei zum einen wichtig, um ein realistisches Bild zu zeichnen und zum anderen, um glaubwürdig zu sein. „Es muss nachvollziehbar sein, Hand und Fuß haben und es muss Beweise dafür geben“, betont Hummel.

 

Von Nathalie Helene Rippich