Bei einer eskalierten Zwangsräumung in Tübingen ist ein Bewohner tödlich verunglückt. Beim Versuch, über den Balkon zu klettern, stürzte er ab. Der 69-Jährige wohnte nicht rechtmäßig im Haus.
Der 69-Jährige, der bei einer Zwangsräumung in Tübingen am Montag 
tödlich verunglückt ist, hat nicht rechtmäßig in dem Haus gewohnt. Er 
war einst Angestellter am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische 
Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, das in dem landeseigenen 
Gebäude untergebracht ist, wie eine Sprecherin der Hochschule mitteilte.
 Als das Institut 2011 sämtliche Räume im Haus in Anspruch nehmen 
wollte, habe man bemerkt, dass sich der damalige Mitarbeiter häuslich 
niedergelassen hatte. Seit 2012 gab es laut Stadtverwaltung in dem Fall 
mehrere Räumungsklagen. Dem Bewohner wurde demnach eine Wohnung 
angeboten, was er jedoch ausschlug.
Die Waffe, mit der er bei der Zwangsräumung am Montag auf einen 
Ordnungsamtsmitarbeiter schoss, besaß der Mann laut Stadtverwaltung 
illegal. Verletzt wurde durch den Schuss niemand. Beim Versuch, sich 
über den Balkon aus seiner brennenden Wohnung ins Freie zu retten, 
stürzte der Mann mehrere Meter in die Tiefe und starb. Ob er das Gebäude
 selbst in Brand gesetzt hatte, war zunächst unklar.
Der Vorfall hat sich am Montagmorgen in Tübingen gegen 9 Uhr ereignet. 
Als der Gerichtsvollzieher und Mitarbeiter des Ordnungsamtes eintrafen, 
um die angekündigte Räumung zu vollstrecken, kam es in dem 
Einfamilienhaus aus noch ungeklärter Ursache zu einem Brand. Nach 
derzeitigem Ermittlungsstand gab der 69-jährige Hausbewohner vom Balkon 
im Obergeschoss mindestens einen Schuss aus einer Pistole auf den 
Mitarbeiter des Ordnungsamtes ab. Das Projektil streifte den Mitarbeiter
 zum Glück nur am Ärmel und beschädigte lediglich dessen Jacke. Er blieb
 unverletzt.
Da sich der Brand in dem Einfamilienhaus schnell ausbreitete und die 
Flammen bereits auf den Balkon überzugreifen drohten, versuchte der 
69-Jährige, vom Balkon zu klettern, wobei er mehrere Meter in die Tiefe 
stürzte. Er wurde hierbei so schwer verletzt, dass er trotz 
Reanimationsmaßnahmen noch am Unglücksort verstarb. Die Kriminalpolizei 
Tübingen hat vor Ort die Ermittlungen aufgenommen.
Im Gebäude war außer der Wohnung auch die Arbeitsstelle "Sprache in 
Südwestdeutschland" des Ludwig-Uhland-Instituts der Universität Tübingen
 untergebracht. Ob Aufnahmen von Dialektsprechern, mit denen die Stelle 
arbeitet, zerstört wurden, war bei der Universität am Vormittag noch 
nicht bekannt. Das Feuer hatte vor allem im Dachgeschoss gewütet, wo 
sich die Wohnung befand. Die Feuerwehr war am Vormittag noch damit 
beschäftigt, den Brand zu löschen.
