Saftige Gehaltserhöhung, obwohl ihm der Terror-Verdächtige davon lief – Sachsen befördert Al-Bakr-Versager

Erstveröffentlicht: 
30.01.2017

Seit Jahresbeginn ist Volker Lange (57) neuer Dresdner Kripochef. Was die Öffentlichkeit nicht erfuhr: Lange war zuvor als Polizeiführer im Landeskriminalamt für den desaströsen Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz verantwortlich, bei dem der mutmaßliche Sprengstoff-Attentäter Dschaber al-Bakr (†22) dem SEK davonlief.

 

Wegen des chaotischen Einsatzes und dem späteren Selbstmord des Syrers standen die Behörden im Freistaat deutschlandweit in der Kritik.

 

Ministerpräsident Stanislaw Tillich (57, CDU) zog die Notbremse und setzte noch im Oktober eine Expertenkommission ein, um den Pannen-Einsatz „transparent“ aufzuklären.


Und was tat sein Innenminister Markus Ulbig (52, CDU)? Noch bevor die Kommission ihren Bericht vorlegte, zog der noch fix eine geplante Beförderung durch.

So darf sich Volker Lange (Besoldungsgruppe A16, 6488 Euro/Monat) jetzt „Leitender Kriminaldirektor“ nennen. Er übernahm den Posten als Dresdner Kripochef, bekommt jetzt 664 Euro mehr.


Selbst im Ulbig-Ministerium schüttelt man darüber den Kopf: „Das Mindeste wäre gewesen, das Ergebnis des Untersuchungsberichts abzuwarten“, so ein hoher Beamter zu BILD.

 

Denn der Bericht listet zahlreiche Pannen beim Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz auf, für den Lange den Hut als Polizeiführer aufhatte.

► Kompetenz-Chaos vor Ort


Zunächst hatte ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) die Wohnung von al-Bakr observiert. Als das Spezialeinsatzkommando (SEK) dazustieß, glaubte der MEK-Chef, der SEK-Boss würde jetzt die Leitung vor Ort übernehmen. Der fühlte sich aber nur für seine SEK-Leute zuständig.

 

► Einsatzkräfte funkten nicht auf einer Welle


Laut Untersuchungsbericht gab es vier unterschiedliche „Telefonschaltkonferenzen“, also geschlossene Funkgruppen von MEK, SEK, Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Einsatzleitung. Als MEK und BfV beobachteten und funkten, dass al-Bakr das Haus verlässt, kam das beim SEK nicht an. Schwere Panne: Die Polizeiführung hatte keinen „Kommunikationsplan“, so die Kommission.

 

 Nur Führungsgruppe – kein großer Stab


Weil der Einsatz von Polizeiführer Lange „nur“ als Festnahme und nicht als bevorstehender Terroranschlag eingestuft worden ist, gab es lediglich eine kleine Führungsgruppe statt eines großen Führungsstabes, kritisiert die Untersuchungskommission.

 

Auf BILD-Anfrage erklärt das Ministerium die Beförderung von Lange übrigens so: „Das Bewerbungsverfahren lief bereits über ein Jahr. Lange hatte sich gegen eine Vielzahl von Kollegen durchgesetzt. Denn er ist ein guter Polizist“, so ein Ulbig-Sprecher. „Er ist aber noch auf Probezeit!“ Deshalb werde seine Beförderung jetzt beamtenrechtlich überprüft.