Auch 2016 viele Übergriffe auf Asylunterkünfte

Erstveröffentlicht: 
29.01.2017

Auch 2016 sind in Sachsen-Anhalt viele Anschläge auf Flüchtlingsheime verübt worden. Nach neuen Zahlen des Innenministeriums blieb das Niveau trotz der deutlich sinkenden Flüchtlingszahlen hoch. Bis Ende Oktober wurden demnach 54 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte verübt.

 

Das Innenministerium von Sachsen-Anhalt hat neue Zahlen zu Straftaten gegen Flüchtlingsheime herausgegeben. Auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT wurde eine Übersicht von Januar bis Ende Oktober erstellt. Danach gab es in diesem Zeitraum 54 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte. In den Landkreisen Stendal und Wittenberg gab es 2016  überdurchschnittlich viele Anschläge.

 

Dagegen wurde im Altmarkkreis Salzwedel 2016 kein einziger Zwischenfall bekannt. Im gesamten Jahr 2015 tauchten in der Statistik des Innenministeriums 71 Angriffe auf Flüchtlingsheime auf.

 

Zu Beginn der Flüchtlingskrise waren die Überfälle stark gestiegen. In den Jahren davor hatte es in Sachsen-Anhalt kaum solche Straftaten gegeben. Die Daten des Innenministeriums beziehen sich auf alle Straftaten, die gegen Unterkünfte und gegen Flüchtlinge in den Unterkünften verübt worden sind.

 

An erster Stelle stehen Sachbeschädigungen. Dahinter folgen gefährliche Körperverletzung und das Verwenden von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen.

 

Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sagte dem MDR: "Das ist sicher einer nach wie vor aufgeheizten politischen Situation geschuldet." Es gebe Menschen, die auch bereit seien, durch Gewalt ihr Unverständnis gegenüber der Flüchtlingspolitik auszudrücken. "Das sind in der Regel Straftaten, die gehören verurteilt. Auch gesellschaftlich ist das zu verurteilen, weil Gewalt nie ein Mittel der Auseinandersetzung sein kann." 

 

Zweite Analyse mit höheren Zahlen


Zu dem Thema liegt noch eine zweite Übersicht vor. Sie wurde von der Amadeu Antonio Stiftung und dem Verein Pro Asyl erstellt. Danach gab es im gesamten Jahr 2016 in Sachsen-Anhalt insgesamt 136 Übergriffe.

 

Die Amadeu Antonio Stiftung und Pro Asyl haben im Vergleich zum Innenministerium andere Parameter verwendet. Während die Landesregierung Straftaten gegen Unterkünfte und Bewohner zählte, wurden in der zweiten Übersicht alle Übergriffe auf Flüchtlinge, also auch außerhalb der Unterkünfte, mitgezählt.

Nach dieser Zählung kam es besonders in den Großstädten Magdeburg und in Halle zu Straftaten gegen Flüchtlinge.