Neonazi-Festival wurde getarnt organisiert – so wurde die Gemeinde «hinters Licht geführt»

Erstveröffentlicht: 
17.10.2016

«Rocktoberfest» im Toggenburg: Die Polizei will nichts von einem Neonazi-Fest wissen. Die Gemeinde spricht von einem Konzert für Hunderte von Glatzköpfen: Es habe im Vorfeld keine verdächtigen Anzeichen gegeben.

 

Die Kantonspolizei St.Gallen bestätigt, dass es am Samstagabend in der Event- und Tennishalle von Unterwasser ein Konzert gegeben hat, will aber nicht von einem Neonazi-Anlass reden. Anders schätzt der Gemeindepräsident von Unterwasser die Lage ein: «Wir hatten zwischen 5000 und 6000 Besucher in eindeutigem Erscheinungsbild», sagt Rolf Züllig gegenüber dem Regionaljournal Graubünden.

 

Am frühen Samstagabend hätten ihn Bürger angerufen, dass in Unterwasser Hunderte von «Glatzköpfen» einträfen. Er selber sei die ganze Nacht vor Ort gewesen. Folgendes Bild hat sich ihm geboten: Die Teilnehmer seien mit Bussen aus Deutschland und den Niederlanden angereist. 

 

Gemeinde räumt ein, naiv zu sein

 

Wie konnte es zu einem solchen Neonazi-Aufmarsch kommen? Die Gemeinde habe vor ein paar Wochen eine Veranstaltung bewilligt mit einem Gastwirtschaftspatent für Alkoholausschank für die Eventhalle in Unterwasser. Der Veranstalter habe angegeben, ein Konzert mit fünf, sechs jungen Schweizer Bands und rund 600 Zuschauern zu organisieren. «Wir wurden komplett hinters Licht geführt», sagt Züllig gegenüber den Sendungsmachern. «Vielleicht kann man uns Naivität vorwerfen», aber es habe keine verdächtigen Anzeichen gegeben.


Auch watson-User markus-meint berichtet von den Konzertteilnehmenden, die er von seinem Hotelbalkon aus habe sehen können. Demnach hätten zahlreiche Gruppen auf ihrem Weg zum Anlass Parolen wie «Sieg Heil» oder «Heil Hitler» skandiert.