NSU-Schüler-Projekt: Bürgermeisterin setzt sich durch - AfD will klagen

Erstveröffentlicht: 
09.09.2016

Die Stadt Zwickau unterstützt nun doch ein Theaterprojekt zum Terror des Nationalsozialistischen Untergrunds NSU. Nachdem der Kulturausschuss den Zuschuss von 10.000 Euro im Juni noch abgelehnt hatte, stimmte er am Donnerstag mit deutlicher Mehrheit dafür. Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) hatte das Thema erneut auf die Tagesordnung gesetzt.

 

Szenische Lesung von Schülern aus Hamburg und Sachsen


Bei dem Projekt sollen sich Schüler aus Zwickau, Chemnitz und Hamburg mit den Morden und der rechtsradikalen Ideologie des NSU befassen.

"Anlass ist der 5. Jahrestag der Aufdeckung des NSU und die mangelnde Aufarbeitung und Aufklärung in Sachsen. Wir wollen im Rahmen des Chemnitzer Theatertreffens 'Unentdeckte Nachbarn' Schüler aus Hamburg, Zwickau und Chemnitz zusammenbringen", sagt Franz Knoppe, Projektleiter des Theatertreffens. Dabei sei es interessant, dass unterschiedliche Lebenswelten aufeinanderträfen. "Die Hamburger Schule liegt im Stadtteil St. Pauli. In den Klassen liegt der Anteil von Schülern mit ausländischen Wurzeln bei etwa 90 Prozent. Das ist natürlich für die Zwickauer Schüler eine ganz neue Erfahrung." Aber auch die Schüler aus Hamburg lernten eine ostdeutsche Stadt kennen und könnten Vorurteile abbauen. Gemeinsam werden die Schüler zum Theatertreffen eine szenische Lesung gestalten, die die Gerichtsprotokolle des NSU-Prozesses in München auf die Bühne bringt. 

 

AfD will gegen Beschluss rechtlich vorgehen


Der Zuschuss für das Theatertreffen war bei der ersten Abstimmung im Juni von Vertretern der CDU und AfD abgelehnt worden. Nach der Zusage der 10.000 Euro in der erneuten Sitzung des Kulturausschusses erwägt die Zwickauer AfD rechtliche Schritte gegen die Entscheidung: "Wir sind der Meinung, dass die Entscheidung nicht rechtswirksam ist und gegen die Geschäftsordnung des Stadtrates und die Sächsische Gemeindeordnung verstößt", sagte AfD-Kreischef Sven Itzek MDR SACHSEN. Nach beiden Rechtsgrundlagen müsste zwischen Abstimmungen zur gleichen Sache eine Mindestfrist von sechs Monaten gegeben sein. Das sei hier nicht der Fall. Im Übrigen gebe es Bereiche, wie Jugendklubs oder Schulen, in denen das Geld besser investiert sei.