Flüchtling aus Guinea für Praktikum zu AfD-Mann vermittelt

Erstveröffentlicht: 
16.08.2016

Hünxe/Dinslaken. Ein 23-jähriger Flüchtling aus Guinea sollte in dem Betrieb eines aktiven AfD-Mitglieds ein Praktikum machen. Chef lässt ihn am ersten Tag auflaufen.

 

Absicht war es nicht, beteuern sowohl der Internationale Bund (IB) als auch die Agentur für Arbeit Dinslaken. Weder der Internationale Bund, der als Maßnahmeträger für den Integration Point der Arbeitsagentur Flüchtlinge in eine Ausbildung oder ein Praktikum vermittelt, noch der Integration Point selber informieren sich zuvor über die politische Gesinnung der entsprechenden Betriebsinhaber. Und so konnte es passieren, dass ein 23-jähriger Flüchtling aus Guinea, der in Hünxe lebt, vom Internationalen Bund Dinslaken als Praktikant in den Betrieb eines AfD-Mitglieds vermittelt wurde.
Facebook-Profil lässt eindeutige Rückschlüsse zu

Der 23-jährige B., der vor drei Jahren als politischer Flüchtling nach Deutschland kam und als solcher seit Februar anerkannt ist, hat in seiner Heimat Guinea Abitur gemacht. Er möchte eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration machen, absolvierte nach dem Integrationskurs Praktika in der Gemeindeverwaltung, in der Marketingabteilung von Sinalco und in der Lagerlogistik von Hövelmann. Dort hätte man ihn gerne als Aushilfe weiterbeschäftigt, sagt Eva Danner. Sie kümmert sich als Alltagsbegleiterin um die Flüchtlinge in Hünxe, gründete die Kleiderkammer und wurde für ihr Engagement mit dem Solidaritätspreis der Freddy Fischer-Stiftung im Düsseldorfer Landtag ausgezeichnet.

Trotz des Interesses von Hövelmann ging der junge Mann den behördlich vorgesehenen Weg und meldete sich bei dem Betrieb als Praktikant. Dort allerdings, so Eva Danner, habe man gar nicht gewusst, dass überhaupt ein Praktikant an diesem Tag komme. Der Chef, so sagt sie, „war also ohnehin schon genervt“. B. soll im Auftrag des Arbeitgebers Staub gewischt haben, als er nach weiterer Arbeit gefragt habe, habe der Chef eine Mitarbeiterin angewiesen, ihm die Tür vor der Nase zu schließen.

Eva Danner schaute sich auf der Facebookseite des Firmeninhabers um. Dort ist das AfD-Parteizeichen im Seitenkopf, in den Posts wird öffentlich vor einer „Islamisierung“ Europas gewarnt, die Fliehburg in Dinslaken als das „städtische Asylghetto“ bezeichnet, in geteilten Posts wird die Schließung von Integration Points gefordert, weil „am Arbeitsmarkt konsequent Politik gegen das eigene Volk betrieben werde“, in Comics werden Frauen mit Burka mit Müllsäcken gleichgesetzt, über „neue Heizkörper für Asylheime“ in Schweine-Form gewitzelt. Die Posts, so Eva Danner, „sind eindeutig.“ B. habe sich beim IB beschwert – und habe die Anweisung erhalten, das Praktikum fortzusetzen. Man würde bereits länger mit dem Arbeitgeber zusammenarbeiten, soll es geheißen haben.
Ausbildungsplatz bei Hövelmann

Daraufhin wurde B. krank geschrieben. Die Firma Hövelmann bot ihm auf Nachfrage von Eva Danner einen Ausbildungsplatz ab 1. September an, er kündigte die Maßnahme beim IB.

Die Arbeitsagentur schreibe verschiedene Maßnahmen aus, erklärt der Leiter der Arbeitsagentur Dinslaken, Hans-Peter Greifenhofer. In diesem Fall habe der IB die Ausschreibung gewonnen. Die „Gesinnung“ der Arbeitgeber, mit denen der Träger im Rahmen solcher Maßnahmen zusammenarbeite „können wir nicht prüfen“. Natürlich bemühe sich die Arbeitsagentur um Qualitätssicherung, „vor allem, wenn es Beschwerden gibt“. Allerdings könne man „nicht automatisch aus einer Parteizugehörigkeit eine negative Bewertung ableiten“.

Für den Internationalen Bund stellte sich nach Auskunft des Regionalleiters Joachim Czoik, der sich auf Nachfrage bei seinen Mitarbeitern erkundigt hat, die Lage so dar: Der junge Mann habe das Praktikum am 8. August begonnen und habe sich nach dem 9. August krank gemeldet. Danach habe er einen Ausbildungsplatz anderswo bekommen. Seine Sprachkenntnisse hätten für eine Bürotätigkeit nicht ausgereicht.

Der Internationale Bund greife auf eine große Betriebsdatenbank zurück, prüfe dabei aber nicht den politischen Hintergrund der Firmeninhaber. „Einen solchen Fall hatten wir allerdings auch noch nicht“, so Czoik. Sollte es allerdings Beschwerden über Firmen geben, werde dem nachgegangen und die betreffende Firma im Ernstfall aus der Datenbank genommen. Das werde nun geprüft. Zudem lege der IB Wert darauf „nicht mit irgendeiner Partei in Verbindung gebracht“ zu werden.