Sie tragen Uniformen, organisieren Zeltlager und Sonnenwendfeiern. Schon mehrfach haben wir über die rechtsextreme Gruppe „Sturmvogel“ berichtet. Während die Neonazi-Jugendgruppe Wikingjugend und die Heimattreue Deutsche Jugend verboten wurden, blieb diese Gruppierung bislang nahezu unbemerkt. Jetzt flog ein Sturmvogel-Zeltlager in Schweden auf.
Mitten im Wald, weit ab von größeren Städten hatten die Rechtsextremen ungestört ihr Lager aufgebaut. Das Recherche-Magazin Expo und das Boulevard-Blatt Expressen spürten den Lagerplatz auf und beobachteten die Gruppe. Mehr als 40 Personen übernachteten dort in schwarzen Zelten. An einem Fahnenmast wehte das schwarz-weiss-rote Emblem des Sturmvogel. Auch die taz und Störungsmelder-Autor Patrick Gensing berichten über die reisefreudigen Rechtsextremen.
Der Sturmvogel wurde 1987 nach internen Streitigkeiten von ehemaligen WJ-Funktionären gegründet. Bis dahin war die nach Vorbild der Hitlerjugend aufgebaute WJ die größte neonazistische Jugendorganisation Deutschlands. Drei Jahre später ging bei einer zweiten Abspaltung aus ihr die Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) hervor. Diese sorgte mit ihren rechtsextremen Zeltlagern immer wieder für Aufsehen. An Zelten wurden Führerbunker-Schilder aufgehängt, bei Polizeirazzien Noten für Nazilieder und reichlich NS-Propaganda beschlagnahmt. Im April 2009 wurde die HDJ schließlich vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) verboten. Inzwischen ist der Sturmvogel zum Auffangbecken für ehemalige HDJ-Mitglieder geworden.