Kik im Fokus Linksradikaler

Völlig zerstört wurde bei den Anschlägen im Wendland die Filiale des Dänischen Bettenlagers in Dannenberg. Filialleiter Enrico Hellvoigt kommt aus Salzwedel. Foto: Björn Voigt
Erstveröffentlicht: 
19.05.2016

Richteten sich die verheerenden Brandanschläge im Wendland gegen den Textildiscounter Kik? Diese Frage müssen Ermittlungen klären.

 

Salzwedel l Bereits im April gab es Plakat- und Aufkleber-Aktionen an Kik-Filialen in Lüchow und Dannenberg. Dass sich die Anschläge von Freitagnacht ebenfalls ausschließlich gegen Kik richteten, wollte die Polizei gestern nicht ausschließen:

„Es ist nicht unwahrscheinlich, aktuell aber nicht belegbar“, sagte der Pressesprecher der Polizeidirektion Lüchow, Kai Richter, auf Anfrage der Volksstimme. Sechs Geschäfte hatten am vergangenen Freitag in Dannenberg im Einkaufszentrum Jeetzetal gebrannt. Im Lüchower Kik-Markt wurde ein Brandsatz gefunden, der nicht gezündet hatte.

Kik-Mitarbeiter befragt

Entgegen anderslautenden Berichten gibt es bislang keine Spur nach Salzwedel. Die Kik-Filiale in der Breiten Straße war nicht von Plakatierungen betroffen. Das bestätigte Kik-Sprecherin Olga Bakanow.

„Wir haben die Mitarbeiter schon einmal vor etwa zehn Tagen befragt und heute erneut“, ergänzte Frank Semisch Pressebeauftragter des Polizeireviers in Salzwedel, am Mittwoch auf Anfrage. Hinweise auf Straftaten hätten sich nicht ergeben.

Eine mögliche Spur liefert allerdings das Internet: Nach den Vorfällen im Wendland twitterte die radikale linke Gruppierung „Kapitalismus ist Krieg“ am 14. Mai: „In #Dannenberg abgebrannt, in #Lüchow verwüstet“. Dem Tweet fügte die Organisation den Link zu einem offenen Brief bei. Dieser richtet sich an die „weltweit kämpfenden TextilarbeierInnen“ und verurteilt die Produktionsmethoden großer Textilketten. Kik taucht dabei als vorgeschlagenes Hauptziel militanter Aktionen gegen deutsche Unternehmen auf, zu denen eine Gruppierung mit dem Namen „Destroika! Autonome Gruppen für globale Solidarität“ seit 2014 aufgerufen haben soll.

Der Schock sitzt tief

Die Kik Textilien und Non-Food GmbH wollte sich aufgrund laufender Ermittlungen am Mittwoch nicht zum Sachverhalt äußern. „Nichtsdestotrotz sind wir auf der Suche nach einem Ersatzstandort für die Filiale in Dannenberg. Die Mitarbeiter werden in der Zwischenzeit in umliegenden Filialen tätig“, teilte Sprecherin Olga Bakanow mit.

Auch dem Filialleiter des vom Anschlag betroffenen Dänischen Bettenlagers in Dannenberg, Enrico Hellvoigt, saß der Schreck am Mittwoch noch in den Knochen. „Ich habe Freitag kurz nach Mitternacht den Anruf bekommen. Ich bin gleich losgefahren, aber das Flammenmeer kann man sich nicht vorstellen. Das war ein Schock, schlicht erschreckend“, sagte er. Die sieben Mitarbeiter wurden auf die Filialen in Uelzen, Lüneburg und Salzwedel aufgeteilt, berichtete Hellvoigt, der in Salzwedel lebt. Jeder behalte seinen Vertrag und arbeite voll weiter. „Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Filiale in Dannenberg erhalten bleibt“.

Die Stadt Dannenberg hat ihre Unterstützung angeboten und bietet alternative Flächen für einen Neubau an. Das aber ist noch Zukunftsmusik. Der Besitzer des Grundstücks, der das Areal vor einigen Jahren erworben hat, brauche Bedenkzeit, was passieren soll. „Es laufen viele Gespräche, wir wollen Übergangsflächen schaffen mit Zelten und durch Kombination mit bestehenden Objekten“, berichtete Ursula Fallapp vom Stadtmarketing. „Wir sind auf einem guten Weg“.

Wiederaufbau geplant

Bei dem Großbrand im Dänischen Bettenlager wurde das gesamte Sortiment bis auf die Gartenmöbelcontainer vernichtet. Der Standort war eine erfolgreiche Filiale. Ole N. Nielsen, Geschäftsleitung: „Wir sind froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Wir würden einen Wiederaufbau des Gebäudekomplexes begrüßen und gern weiter in Dannenberg aktiv sein. Für die Zeit des Wiederaufbaus arbeiten wir an einer Übergangslösung. Die Mitarbeiter sind bis dahin in Filialen im Umkreis tätig.“

Wie das Unternehmen mitteilte, ist Enrico Hellvoigt bis auf weiteres in der Filiale in Salzwedel tätig. Kundenfragen würden dort beantwortet. Bei allen anderen Anliegen steht die Kommunikationsabteilung des Dänischen Bettenlagers zur Verfügung.