Die Verbindungsangehörige treffen sich von Christi Himmelfahrt an zur Tagung in Weinheim
Am Ende beruhen die Zahlen auf Schätzungen: Ganz genau kann Albrecht Fehlig nie sagen, wie viele Studenten, Alte Herren und Angehörige an Christi Himmelfahrt nach Weinheim strömen. Sicher ist, dass rund 1500 Mitglieder des Weinheimer Senioren-Convents (WSC) und des Weinheimer Verbands Alter Corpsstudenten (WVAC) an der diesjährigen Tagung auf der Wachenburg teilnehmen. Diese beginnt am Donnerstag und geht am Sonntag, 8. Mai, zu Ende. Höhepunkt des studentischen Treibens ist der Fackelzug am späten Samstagabend. Dabei marschieren rund 900 Studenten von der Wachenburg hinab vors Alte Rathaus.
Auffällig sind die Corpsmitglieder im Straßenbild allemal. Zur Weinheim-Tagung trägt man(n) Wichs - die traditionelle Bekleidung der Corpsverbindungen, die sich zum Teil schon im 18. Jahrhundert gegründet haben.
Während sich die Ankömmlinge aus 23 Universitätsstädten und 59 Hochschulen an Christi Himmelfahrt unter anderem in den Markplatzgaststätten auf die Tagung und das Platzkonzert um 19 Uhr einstimmen, nehmen ausgewählte Vertreter von WSC und WVAC um 18 Uhr im Großen Ratssaal Platz. Dort begrüßt OB Heiner Bernhard die Gäste. Gehören die Corps doch zu denjenigen Weinheim-Touristen, die immer wieder kommen.
"Die Corpstagung ist nach wie vor sehr wichtig, sie genießt bei uns einen hohen Stellenwert", sagt auch Juan Salazar, Sprecher der Interessengemeinschaft Historischer Marktplatz. Er rechnet mit bis zu 2000 Zuschauern, wenn der Fackelzug (Beginn 21 Uhr) am Samstagabend sein Ziel erreicht. Für Wartende wie Ankommende stellen die Markplatzgastronomen Bierstände vor den Lokalen auf. Wenn der Große Zapfenstreich abgenommen, Steiger- und Deutschlandlied gesungen sind, kehren die Fackelträger vor Ort ein. "Zu uns kommen seit Jahren immer dieselben zwei, drei Corps", verrät Salazar, Betreiber des Café Florian. Auch die anderen Innenstadtgastronomen hätten sich eine jährlich wiederkehrende Stammkundschaft aufgebaut. Die Stimmung bleibe zumeist friedlich, trotz eines gewissen studentischen Alkoholkonsums: Dem Fackelzug geht ein gut zweistündiger Kommers auf der Wachenburg voraus. In früheren Jahren habe es zuweilen Händel zwischen einheimischen Kneipengängern und Studenten gegeben, erinnert sich Salazar. Inzwischen habe sich die Lage aber entspannt.
Doch auch wenn Innenstadtbesucher leicht etwas anderes annehmen könnten: Den Corpsangehörigen geht es in Weinheim nicht allein ums Feiern. So wird am Samstagvormittag um 10 Uhr der toten Corpsbrüder gedacht, für die es ein Ehrenmal auf der Wachenburg gibt. Eine Stunde später verleiht der Stifterverband Alter Corpsstudenten drei jungen Männern die Friedrich-von-Klinggräf-Medaille. Damit werden "hervorragende akademische Leistungen" sowie "beispielhafter Einsatz im corpsstudentischen Leben" honoriert. Für die Organisation der Tagung ist der studentische Vor-Ort-Sprecher zuständig. Der heißt dieses Mal Julian Oskamp, ist Mitglied des Braunschweiger Corps Teutonia Herzynia und studiert Maschinenbau.
Am nachhaltigsten wirkt sich die Anwesenheit der Corps jedoch auf der Wachenburg aus. "Burgen allein bringen wenig, man muss sie mit Leben füllen", so Corps-Sprecher Fehlig. Die Corps hätten die Burg nicht nur erbaut und zum 100. Jubiläum 2013 sanieren lassen. Mit der Auswahl von Pächterin Juliane Wasser sei dem WVAC zudem ein Glücksgriff gelungen. So finden auf der Burg das ganze Jahr über kleinere Messen und Feiern statt - und wer will, kann abends oder am Wochenende auch spontan einkehren.