Leipziger Sowjetpavillon: Riesiges Mosaik aus Stalin-Zeit entdeckt

Erstveröffentlicht: 
30.03.2016

Wer zu Hause aufräumt, findet manchmal alte Dinge, von denen er gar nicht mehr wusste, dass es sie gibt. So ging es jetzt auch den Eigentümern der Alten Messe in Leipzig, wo mehrere Bauprojekte in Vorbereitung sind. Im früheren Sowjetpavillon haben sie dabei eine riesige Mosaikwand aus der Stalin-Ära entdeckt.

 

1923/24 wurde die Halle 12 als damals größte Ausstellungshalle der Welt errichtet. Eigentlich für Werkzeugmaschinen gedacht, erfolgte 1927 der Umbau eines Teils des Portikus zu einer – nach antikem Vorbild – runden Arena. Fortan diente das ganze Bauensemble im Winter unter dem Namen „Achilleion“ als Sportpalast. Bis zu 8000 Zuschauer konnten dort Sechs-Tage-Radrennen, Box-Finale oder Leichtathletik-Wettkämpfe samt 100-Meter-Sprints erleben. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde das Gebäude erst 1950 wieder eröffnet: nun als Sowjetischer Pavillon. Bis 1952 gestaltete der „große Bruder“ die Fassaden und den Innenraum nach dem Vorbild Moskauer Bauten der Dreißigerjahre um. Das Dach bekam seine goldene Spitze und den roten Stern.

 

Der Einbau des raumhohen, gewölbten Kreml-Mosaiks aus abertausenden farbigen Steinchen war wahrscheinlich erst 1952 abgeschlossen. Vor dem Bild standen überlebensgroße Statuen der Sowjetführer Stalin und Lenin. Womöglich war das Wand-Kunstwerk nur ein einziges Mal zu sehen: nämlich zur Frühjahrsmesse 1953. Der Grund: Stalin verstarb Anfang März 1953. In der UdSSR, die ihren Leipziger Ausstellungspavillon allein ausgestaltete, setzte viel schneller als in der DDR eine Abkehr vom Personenkult um den verblichenen Diktator ein. Mangels vorzeigbarer Produkte beteiligte sich die Sowjetunion seinerzeit kaum an den Leipziger Herbstmessen, die als Konsumgüterschauen angelegt waren. Bis zur nächsten Industriemesse im Frühjahr 1954 war genug Zeit, um das Mosaik zu verbergen.

 

Zu alledem soll nun der Denkmalschutz eine Einschätzung vorlegen, so Wölpert. Noch sei nicht entschieden, wie mit dem Mosaik und einigen ebenfalls wiederentdeckten Gemälden mit russischen Landschaften verfahren wird. „In zwei Wochen sehen wir da sicher klarer. Auf jeden Fall wird alles genauestens dokumentiert.“ Der geplante Abriss der Säulen und Innenmauern von diesem Teil des Portikus sei durch die Funde nicht infrage gestellt. Bekanntlich sollte in den Sowjetischen Pavillon schon im Frühjahr 2017 das Leipziger Stadtarchiv einziehen. Inzwischen nennt Wölpert als Umzugstermin 2018. Der Bauantrag für die 10 bis 15 Millionen Euro kostende Sanierung sei eingereicht. Für die angrenzende Halle 12 (derzeit ein Lager) haben LEVG und Freistaat Sachsen nun eine Studie beauftragt, ob sich trotz des Denkmalschutzes in dieses Gebäude „mehr Licht und Luft“ bringen ließe, so Wölpert. Ziel sei auch dort eine Nutzung für wissenschaftliche Zwecke.