Die AfD punktet im Stuttgarter Norden

Erstveröffentlicht: 
14.03.2016

Zwei AfD-Vertreter aus der Region Stuttgart sitzen künftig im Landtag von Baden-Württemberg. Darunter findet sich auch ein Stuttgarter Stadtrat – allerdings für den Kreis Göppingen. Im Rathaus will er weiter mitmischen.

 

 Am Sonntag war Feiern angesagt bei der Alternative für Deutschland (AfD) – doch Spitzenkandidat Jörg Meuthen hat schon bei der Wahlparty angekündigt, die Arbeit beginne am nächsten Tag. Das hat man in Stuttgart durchaus wörtlich genommen. Bernd Klingler jedenfalls war am Montag bereits unterwegs, um Wahlplakate abzuhängen. Und das mit einem guten Gefühl. Vor allem, weil der Sprecher des Kreisverbandes und der Gemeinderatsfraktion in seinem Wahlkreis Stuttgart III das mit Abstand beste Ergebnis der vier Kandidaten in der Landeshauptstadt eingefahren hat. 15,3 Prozent liegen sogar leicht über dem Landesschnitt. Die anderen Stuttgarter AfD-Vertreter landeten bei 7,0 bis 12,0 Prozent.

 

„Das Ergebnis ist insgesamt gut“, sagt Klingler. Von vornherein klar gewesen sei, dass man sich in der Innenstadt schwer tue. „Dafür ist es in den Außenbezirken gelaufen, vor allem im Norden scheinen wir gut mit den Bürgern ins Gespräch gekommen zu sein.“ Also unter anderem dort, wo der frühere FDP-Mann Klingler selbst angetreten ist.Der Zuspruch für die AfD geht in der Tat innerhalb des Stadtgebiets weit auseinander. Das schlechteste Ergebnis gab es im Westen mit nur 6,6 Prozent, im Süden und im Stadtbezirk Mitte war es kaum mehr. Dafür konnte die Partei, die sich selbst als rechtskonservativ sieht, in Mühlhausen mit 18,9 Prozent punkten. In Weilimdorf, Zuffenhausen, Stammheim und Münster gab es jeweils zwischen 16 und 18 Prozent. In 16 von 23 Stadtbezirken hat es die AfD auf zweistellige Ergebnisse gebracht.

 

Persönliche Angriffe auf die Kandidaten

 

Den Erfolg erklärt sich Klingler nicht nur mit der Flüchtlingspolitik im Bund. Er glaubt, dass auch die vielen Attacken auf die AfD bei manchem Wähler zu einer Trotzreaktion geführt haben. „Angriffe auf unsere Infostände und Veranstaltungen sowie gegen Kandidaten in ihrem Wohnumfeld sind in der Bevölkerung auf viel Unverständnis gestoßen. Auch das mag zu unserem Erfolg beigetragen haben“, glaubt er.

 

Obwohl Klingler selbst ein Landtagsmandat trotz seines guten Ergebnisses verpasst hat, sitzt künftig ein Stuttgarter AfD-Stadtrat im Landtag. Heinrich Fiechtner ist im Wahlkreis Göppingen angetreten, hat dort 17,4 Prozent und damit ein Zweitmandat geholt. Der aufgrund umstrittener Äußerungen immer wieder in der Kritik stehende Arzt will seinen Sitz im Gemeinderat behalten. „Ich werde beides parallel machen und auch meine Praxis weiter betreiben“, sagt er. Derzeit wisse er noch gar nicht, wie er sich fühlen solle: „Nach dem langen Ringen um Wählerstimmen ist der Wahlkampf jetzt schlagartig zu Ende und alles wieder neu“, sagt Fiechtner. Er bedaure, dass manche AfD-Kollegen in Stuttgart nicht besser abgeschnitten haben: „Ich hätte es ihnen gegönnt, weil sie auch persönlichen Angriffen ausgesetzt gewesen sind.“

 

Fiechtner ist einer von zwei AfD-Kandidaten, die es in der Region Stuttgart in den Landtag geschafft haben. Der zweite ist Spitzenkandidat Jörg Meuthen, der in Backnang angetreten ist und dort knapp 20 Prozent geholt hat. Er hat auch das Rekordergebnis in einer Gemeinde in der Region eingefahren: 26,6 Prozent in Spiegelberg machen ihn dort zum Wahlsieger. Höher lag das AfD-Ergebnis nur noch im Nürtinger Stadtteil Roßdorf: Dort kommt sie auf 34 Prozent. In dem Teilort, in dem der Anteil von Spätaussiedlern an der Bevölkerung ein Viertel ausmacht, gibt es seit Monaten Streit über eine geplante Flüchtlingsunterkunft.