Anschlag auf Berner Reitschule vor Bundesstrafgericht

Erstveröffentlicht: 
17.02.2016

Rund acht Jahre nach dem gescheiterten Brandanschlag auf die Berner Reitschule beginnt am Mittwoch am Bundesstrafgericht in Bellinzona der Prozess gegen den mutmasslichen Täter. Ohne den langen Atem der Privatklägerschaft wäre dies nicht möglich gewesen.

 

Die Bundesanwaltschaft hatte das Verfahren zum Sprengstoffdelikt bereits 2013 eingestellt. Dies sei "mangels klarer Beweise" geschehen, teilte die Bundesanwaltschaft damals mit. Der Verdächtige sollte einzig für Waffen- und Drogenvergehen verurteilt werden.

 

Dagegen wehrte sich der Verein Musik und Kultur, welcher das "Antifa-Festival" im August 2007 organisiert hatte, als Privatkläger mit einer Beschwerde beim Bundesstrafgericht. Dieses gab dem Verein im August 2014 recht, worauf das Verfahren weitergeführt wurde. Es gelte der Grundsatz, wonach im Zweifel für eine Anklageerhebung entschieden werden müsse, teilte das Bundesstrafgericht mit.

 

Der Fall geht auf das "Antifa-Festival" vom August 2007 zurück. Ein Konzertbesucher wurde auf einen verdächtigen Rucksack aufmerksam, der vor dem Mischpult abgestellt war. Nachdem ein Security-Mitarbeiter den Rucksack im Freien deponierte, entzündete sich der Rucksack mit einer Stichflamme. Bei dem Konzert waren laut Angaben der Veranstalter bis zu 1500 Personen im Saal anwesend.

 

Im Rucksack hatte sich eine selbstgebastelte Spreng- und Brandvorrichtung befunden, die unter anderem aus drei mit Benzin gefüllten 1,5-Liter-PET-Flaschen bestand. Ein Verfahren gegen Unbekannt wurde im Februar 2008 zunächst eingestellt, nachdem keine Täterschaft ermittelt werden konnte.

 

Dem mutmasslichen Sprengsatz-Bastler kam die Polizei ein Jahr später in einem anderen Zusammenhang auf die Spur. Der Mann stellte nämlich ein Gesuch für einen Waffenerwerbsschein, was die Polizei zu einer Hausdurchsuchung veranlasste. Nachforschungen hatten ergeben, dass der Mann in rechtsextremen und gewalttätigen Kreisen verkehrte.

 

Dabei ergab der Abgleich seines DNA-Profils eine Übereinstimmung mit den Spuren am Sprengsatz der Reitschule. Zudem wurden 2010 am Wohnort des Verdächtigen alle nötigen Komponenten zur Herstellung eines Sprengsatzes gefunden. Dies führte zu einer Wiedereröffnung der Strafuntersuchung, und der Fall wurde in der Folge der Bundesanwaltschaft übergeben.