Was das eigentliche Thema des Abends anging, herrschte Einigkeit am Freitagabend im Mittleren Saal des CongressCentrums Pforzheim. Rund 300 Zuhörer, darunter schätzungsweise zwei Drittel Russland-Deutsche, waren der Einladung der Stadtverwaltung gefolgt, um über das Thema Sicherheit in Pforzheim und vor allem auf dem überwiegend von Spätaussiedlern bewohnten Haidach zu reden.
Das alles vor dem Hintergrund der Flüchtlingswelle, die vergangenes Jahr rund 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland und rund 1200 nach Pforzheim brachte – und ausgelöst durch eine Kundgebung von überwiegend Russlanddeutschen, die am 24. Januar wie in vielen anderen deutschen Städten in Pforzheim stattgefunden hatte. Rund 700 Menschen hatten daran teilgenommen, eine Bürgerwehr ist am Entstehen und teils schon aktiv, was Stadt und Polizei ablehnen. Die Organisatoren Andreas Fabrizius und Rostislav Glushko sagten am Freitag: In Pforzheim habe es keine Gewalttaten durch muslimische Zuwanderer gegeben, und sie bestätigten, dass der Haidach sicher sei.
Angst trotz sicherem Haidach
Damit gaben sie Oliver Hiller recht, dem Leiter des Polizeireviers Pforzheim-Süd. Dennoch misstrauten sie und viele Zwischenrufer den von ihm vorgelegten Zahlen und sagten, sie fühlten sich von der Presse falsch dargestellt. Sie seien keine Rechten, und sie seien nicht von Russlands Präsident Wladimir Putin beauftragt. Sie hätten aber Sorge, dass es zu Verbrechen gegen Frauen und Kinder komme – „durch wen auch immer“. Man wolle keine gewalttätige Bürgerwehr, nur hinsehen. Man wolle auch mit den Flüchtlingen und allen Menschen zusammen einen Verein gründen, um die Umgebung besser zu machen, versicherte Fabrizius. Vom Podium aus hielt der katholische Pfarrer Georg Lichtenberger, der an der Hagenschießstraße 40 Flüchtlinge betreut, ihnen entgegen: Ihre Leute suchten gar keinen Kontakt zu Flüchtlingen. Er riet ihnen, dies zu ändern.
Wie bei der Kundgebung vor drei Wochen hatte sich auch am Freitag eine Handvoll stadtbekannter Rechtsradikaler unters Publikum gemischt. Auch der bekannte Vertreter der Pforzheimer Hooligan-Gruppe „Berserker“ war da. Am Ende der Veranstaltung, die unter erheblicher Polizeipräsenz stattfand, waren nicht alle zu Wort gekommen. Wie es weitergeht, ist zunächst offen.