Wolfgang Heinze ins „Stille Helden“-Projekt aufgenommen

Erstveröffentlicht: 
15.01.2016
Zeigner-Haus-Verein reagiert auf Neonazi-Exzess in Connewitz / Ehrung am Sonnabend auf dem Südfriedhof

VON ANGELIKA RAULIEN

 

Leipzig. Der organisierte Überfall von Neonazis auf Anwohner, Geschäfte und Wohnhäuser in der Wolfgang-Heinze-Straße: Für Leipzigs Erich-Zeigner-Haus-Verein – bekannt unter anderem für seinen Einsatz gegen Rechtsextremismus und für das Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes – hat der Connewitzer Gewaltexzess am Vorabend des 12. Januar noch eine ganz andere Note:

 

„Immerhin war der antifaschistische Widerstandskämpfer Wolfgang Heinze gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Leipziger Schumann-Engert-Kresse-Gruppe vor 71 Jahren genau an dem Tag von den Nationalsozialisten in Dresden umgebracht worden“, so Frank Kimmerle vom Verein.

 

Wolfgang Heinze war 1911 in Angermünde geboren worden. Der gelernte Jurist war ab den späten 1930er-Jahren als Direktor eines Leipziger Industriebetriebs tätig. In dieser Position unterstützte der parteilose Heinze die Hilfe für die im Betrieb ausgebeuteten Zwangsarbeiter, störte die Kriegsproduktion und organisierte den überregionalen Informationsfluss mit anderen Widerstandsgruppen. Von der Gestapo im Sommer 1944 verhaftet, verurteilten ihn die Nazis zum Tode, ermordeten ihn am 12. Januar 1945 im Hof des Dresdner Landgerichts.

 

Der Zeigner-Haus-Verein will jetzt – als Reaktion auf den jüngsten Neonazi-Überfall just in dieser Leipziger Straße – ein weiteres seiner Projekte „Stille Helden“ initiieren, gewidmet Wolfgang Heinze. Verbunden sein soll das Ganze am Ende mit der Installation einer Gedenktafel. „Wir planen, auch dies im Rahmen eines unserer Schülerprojekte umzusetzen“, so Kimmerle. Leipziger, die dabei mithelfen möchten, seien willkommen. Diesbezüglich wenden sollte man sich an den Verein per E-Mail (kontakt@erich-zeigner-haus-ev.de).

 

Zudem hat die Leipziger Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVNBdA) für den morgigen 16. Januar um 10 Uhr auf dem Südfriedhof eine Gedenkveranstaltung nebst Kranzniederlegung für die Mitglieder der Schumann-Engert-Kresse-Gruppe organisiert. Da, wo sich im Anschluss an das Bronzeplastik-Mahnmal „Sterbender Kämpfer“ die Gräber der Opfer befinden. Die aktuellen Entwicklungen in der Stadt zeigten erneut, Vergangenes dürfe nicht vergessen werden, lädt der VVN-BdA zur Teilnahme ein. Zeigner-Haus-Verein und weitere Initiativen schließen sich dem an.

 


 

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