Jetzt doch: Hotel Gutenberg wird ab Ende Januar zum Flüchtlingsheim

Erstveröffentlicht: 
06.01.2016
Besitzer: Wollte Haus wegen zu geringer Auslastung sonst schließen / Mitarbeiter gesichert

VON JöRG TER VEHN

 

Markranstädt. Jetzt also doch: Das Hotel Gutenberg in Markranstädt wird Flüchtlingsunterkunft. Das bestätigte der Landkreis am Montag. Schon ab Ende Januar sollten die ersten der insgesamt bis zu 160 Asylbewerber in die Gemeinschaftsunterkunft einziehen, erklärte Kreissprecherin Brigitte Laux.

 

Dabei hatte es in der Woche vor Weihnachten noch einmal Hoffnung für den weiteren Betrieb als Hotel gegeben. Da verkündete die Stadt nach einem Treffen mit Landrat Henry Graichen und dem Sozialbeigeordneten Thomas Voigt noch eine vorläufige Zurückstellung der Pläne, um Alternativen zu prüfen. Mit Nachdruck hätten die Stadtverwaltung und die Fraktionen parteiübergreifend dargestellt, dass eine Zweckentfremdung des Hotels den langjährigen Bemühungen entgegenstünde, den Tourismus als Wirtschaftsfaktor in Markranstädt zu fördern, hieß es damals von Seiten der Stadt.

 

„Wir haben die Alternativen geprüft“, so Laux am Montag. Es habe sich dabei aber herausgestellt, dass die genannten Objekte nicht geeignet seien. So kam der im Dezember noch kurzfristig von der Tagesordnung genommene „Abschluss eines Betreibervertrages für eine Not-/Gemeinschaftsunterkunft in Markranstädt“ auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des zuständigen Bau- und Vergabeausschusses des Kreises. Dieser tagt Donnerstag ab 17 Uhr in Haus zwei des Landratsamtes in der Stauffenbergstraße in Borna. Die Sitzung gilt als Formalie. Bei ihr wird auch über einen Betreibervertrag über eine Gemeinschaftsunterkunft in Colditz entschieden – derartige Verträge hat der Kreis inzwischen viele abgeschlossen. So kündigte er am Montag an, auch das Apart Hotel Böhlen, das der Freistaat bis zum Jahresende als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt hatte, als Gemeinschaftsunterkunft mit bis zu 200 Personen weiterbetreiben zu wollen. Parallel dazu werde auch die Turnhalle des Berufschulzentrums Böhlen als Notunterkunft mit 160 Personen belegt werden müssen, hieß es.

 

In Markranstädt waren 259 Flüchtlinge im Vorjahr avisiert, bis Mitte Dezember aber nur 43 aufgenommen worden. Die Stadt hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass dem Kreis genügend Wohnungen zur Unterbringung angeboten worden seien. Das Landratsamt hatte diese geprüft, die meisten Angebote aber als überteuert abgetan.

 

Hotel-Besitzer Christoph Weiß erklärte am Montag, dass er das Markranstädter Haus sowieso wegen zu geringer Auslastung geschlossen hätte. Das liege aber nicht an den hochmotivierten Mitarbeitern. Die wolle er alle mitnehmen zu neuen Projekten im Raum Leipzig, niemand werde auf die Straße gesetzt. Das Problem resultiere aus der ungesunden Größe des Hauses, den hohen Betriebskosten, der ungünstigen Lage in Markranstädt und der fehlenden Bereitschaft der Banken, angesichts steigender Bettenzahlen in Leipzig das Haus in Markranstädt zu finanzieren. So habe er in den letzten Jahren jeweils eine sechsstellige Summe zum Betrieb zuschießen müssen, um das Haus vor einer Insolvenz zu bewahren.