Hätte auch eine Firma aus der Eifel den Basalt für den neuen Rotteckring in Freiburg liefern können? Das behauptet der Lobbyverband. Die Stadt behauptet indes: Nur der Stein aus Vietnam war geeignet.
Für die Umgestaltung des Rotteckrings hätte es keine Steine aus Vietnam gebraucht. Das behauptet der "Industrieverband Steine und Erden". Die Darstellung des Rathauses, wonach nur vietnamesische Steinbrüche die gewünschte Qualität, Farbe und Menge hätten liefern können, stimme nicht. Der Lobbyverband verweist auf ein Unternehmen in der Eifel. Dessen Geschäftsführer hatte tatsächlich Proben nach Freiburg geschickt. Doch die Planer der Stadtverwaltung lehnten ab – und sie bleiben dabei: Das Produkt sei weder technisch noch optisch geeignet.
		
								
				
																	
								Der Gemeinderat hat das "Materialkonzept" für den Platz der 
Alten Synagoge vor eineinhalb Jahren beschlossen. Mit 130 auf 130 Meter 
ist er Freiburgs zweitgrößter Platz nach dem Münsterplatz – und das 
Kernstück der Umgestaltung des Rotteckrings mit Stadtbahn. Das 
federführende Garten- und Tiefbauamt informierte die Stadträte, dass das
 graue Basaltsteinmaterial in Europa "nicht zur Verfügung" stehe. 
Immerhin müssen 3900 Quadratmeter gepflastert werden – so groß wie ein 
halber Fußballplatz. 1700 Quadratmeter sind bereits vor der neuen 
Universitätsbibliothek verlegt.
				
				
Die Verfügbarkeit sei im Vorfeld recherchiert worden, teilte die 
Stadtverwaltung auf Nachfrage der BZ mit. Dazu zählt sie "vorhandene 
Erfahrungen der Fachplaner" sowie die Abfrage bei Lieferanten. Zudem sei
 die Expertise eines "renommierten Gutachters" eingeholt worden.
Dass die Firma "Naturstein Schmitz" mit Sitz im rheinland-pfälzischen 
Mendig später eine Pflasterprobe schickte, bestätigt das Rathaus. 
Auslöser war der Hinweis des baden-württembergischen "Industrieverbands 
Steine und Erden" an Oberbürgermeister Dieter Salomon, dass es sehr wohl
 genügend Steine in Deutschland gebe. Darauf bat die Verwaltung um ein 
Exemplar aus Mendig. Doch sei man sich mit dem gemeinderätlichen 
Verkehrsausschuss einig gewesen, dass das Material aus der Vulkaneifel 
ungeeignet sei, teilt das Pressereferat mit.
Nun hat der Industrieverband, der 500 Unternehmen vertritt, in einer 
Mitteilung die Stadt erneut kritisiert. Basalt aus Vietnam zu verwenden 
sei wirtschafts- und klimapolitisch das falsche Signal.
Die Stadtverwaltung weist den Vorwurf zurück. Die Mendiger Basaltlava 
sei keine Alternative gewesen, denn sie besitze eine Porosität von 15 
bis 25 Prozent (Hohlraum im Verhältnis zum Gesamtvolumen), weshalb er 
nicht so fest sei und zwei- bis dreimal mehr Abrieb habe als der Basalt 
aus Vietnam mit einer Porosität von 0,5 Prozent. Das sei entscheidend 
für eine Fläche, die stark genutzt werde. Außerdem dringe in die Poren 
viel leichter Schmutz ein, was den Aufwand und somit die Kosten für die 
Reinigung erhöhe.
"Alles Käse", sagt hingegen Rainer Krings, Geschäftsführer der Mendiger 
Firma. Seine Basaltlava habe eine Porosität von maximal neun Prozent, 
weise bessere Werte gegen Verformung auf als jeder Basalt und habe im 
Gegensatz zum Material aus Vietnam bewiesen, dass es 50 Jahre und länger
 überdauert. Er habe den Eindruck, dass sein Angebot den Planern lästig 
gewesen sei. "Man wollte unserem Material keine Chance geben." Aber 
warum? Kommunen, sagt Krings, würden häufig von Natursteinlieferanten 
beraten, und die verdienten mit exotischen Steinen besser.
Den Auftrag in Freiburg hat die Arbeitsgemeinschaft Johann Joos / 
Zürcher Bau nach einer europaweiten Ausschreibung erhalten. Was sie fürs
 Verlegen bekommt und wie teuer die Steine aus Vietnam sind, falle unter
 die gesetzliche Geheimhaltungspflicht, teilte das Rathaus auf 
BZ-Nachfrage mit.
