Die Pegida Dreiländereck hat mit ihrer Kundgebung gestern Nachmittag in Kandern durchaus viel bewegt – wenn auch nicht in ihrem Sinne. Rund 200 Gegendemonstranten hatten es sich zum Ziel gesetzt, die Veranstaltung lautstark zu stören. Von einer Welle der Solidarität gegen Pegida war die Gegenveranstaltung in der Stadtkirche mit weiteren 200 Besuchern getragen.
Von Alexandra Günzschel
Kandern. Ein Schild mit der Aufschrift „Pegida-freie Zone“ bei Hammerstein war der erste Vorbote für das, was die Pegida Dreiländereck in Kandern erwartete. Dort verkündeten weitere Schilder „Keine Parkplätze für Pegida“. Die Fensterläden und Schaufenster auf dem Blumenplatz waren geschlossen. Und auch der Gegenprotest stand dem in Weil am Rhein in keiner Weise nach. Mit Trillerpfeifen und anderen Krachmachern wurde die Kundgebung, von der man kaum ein Wort verstand, massiv gestört. Schon im Vorfeld hatten sich 20 Personen zu eine Fahrraddemo durch die Innenstadt zusammengeschlossen.
Nicht minder beeindruckend war das, was sich ein paar Meter weiter in der voll besetzten Stadtkirche abspielte. Initiiert von Bürgermeister Christian Renkert und dem Gemeinderat fand dort ein Kontrastprogramm statt, das sich mit den Themen Flucht und Vertreibung, auch aus einer christlichen Perspektive, auseinandersetzte. Personen aus dem öffentlichen Leben, Künstler, Musiker und Vereine hatten sich spontan dazu bereit erklärt, an dem zweistündigen Programm mitzuwirken.
„Liebe Gemeinde der Aufrechten, liebe kritische Bürger“ – mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Matthias Weber die vielen Besucher. Sofort habe er zugesagt, als der Bürgermeister wegen der Veranstaltung auf ihn zugekommen sei, erklärte Weber. Schließlich sei es auch Aufgabe der Kirche, fürs Gemeinwesen da zu sein. „Gut, dass wir so viele sind, die für Freiheit und Menschenrechte eintreten“, sagte der Pfarrer.
Nicht nur die Besucher, auch die Mitwirkenden waren zahlreich und sorgten für ein vielseitiges, durchaus auch besinnlich-weihnachtliches Programm. Der Kanderner Schlagerstar Christian Lais etwa sang das Lied „Wer die Augen schließt“, das sich gegen Fremdenhass richtet. Und auch das Kunstwerk „Hope“ von Regina Baumgartner hatte mit Flucht und Vertreibung zu tun.
Frank Moll von „Teach Beyond“ beleuchtete das Thema aus christlicher Sicht. Markus Becker, Geschäftsführer der Black Forest Academy, berichtete von alltäglichen Begegnungen mit Menschen aus aller Herren Länder.
Andere, wie Ursula Uhl, erzählten bewegende Geschichten zum Thema, während Liedermacher Wolfgang Gerwig mit entsprechenden Songtexten zum Programm beitrug. Diakon Roy Paraiso von der katholischen Seelsorgeeinheit Kandern-Istein trat mit seiner Flüchtlingsband auf. Der Künstler Johannes Beyerle erinnerte daran, wie in einem nahe gelegenen Steinbruch vor 75 Jahren ein polnischer Zwangsarbeiter gehängt wurde. Auch damals seien aus Protest die Fensterläden geschlossen worden, wusste er zu berichten.
Für passende musikalische Unterhaltung sorgten der Jazzchor, die Stadtmusik zusammen mit Wortbeiträgen von Gabriele Weber, Martin Kutterer, Cornelia Hossfeld sowie Marc und Silvi Egles.
Pegida habe eine Welle der Solidarität ausgelöst, die sie hoffentlich auf Dauer von Kandern fernhalte, wünschte sich der Bürgermeister zum Abschluss.