Nach einem Brand in einer Flüchtlingsunterkunft in Herxheim hat die Polizei einen Spürhund eingesetzt. Der hat bislang keine Hinweise auf Brandbeschleuniger gefunden. Es war bereits das zweite Feuer innerhalb kurzer Zeit.
Ob noch ein zweiter Hund eingesetzt werde, werde im Rahmen der Ermittlungen entschieden, sagte ein Polizeisprecher. Unterdessen gingen erste Hinweise aus der Bevölkerung ein. Eine Anwohnerin sagte den Beamten, sie habe Fotos vom Brandort gemacht, bevor die Einsatzkräfte eingetroffen seien.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln. Es bestehe der Verdacht auf eine Straftat, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Rheinpfalz am Donnerstag. Der Leitende Oberstaatsanwalt Detlef Winter sagte dem SWR: "Wenn es ein Brandanschlag war, werden wir Ermittlungen wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung einleiten." Dafür müsse aber zuerst die Brandursache festgestellt werden. Es könne auch ein technischer Defekt gewesen sein.
In einer früheren Version hieß es, es werde bereits wegen versuchten Mordes ermittelt. Dies ist nur dann der Fall, wenn es tatsächlich um Brandstiftung handeln sollte. Das hat bis zum Mittag noch nicht festgestanden.
Ein Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft verunsichere die Menschen zutiefst, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstag. Sie werde am Abend nach Herxheim kommen, bestätigte ein Sprecher der Mainzer Staatskanzlei. Auch der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad will den Ort des Brandes besuchen. Damit wolle er mit denen solidarisch sein, die unmittelbare Opfer des Feuers wurden, und mit denen, die dem Hass gegenüber Fremden entschlossen widerstehen, so Schad.
Am Freitag wollen Herxheimer Bürger den Asylbewerbern ihre Solidarität zeigen. Um 18.00 Uhr ist deshalb eine Kundgebung für ein faires Miteinander in Respekt und Toleranz vor dem Rathaus geplant.
Brandanschlag in der vergangenen Woche
In einem ersten Fall war Ende vergangener Woche auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Herxheim (Landkreis Südliche Weinstraße) ein Brandanschlag verübt worden. Ein Kanister war damals in Flammen aufgegangen, Decke und Bodenbelag waren leicht verschmort worden. In die Unterkunft sollten bis zu 800 Asylsuchende einziehen.
Innenminister Roger Lewentz (SPD) kündigte an, Justiz und Polizei würden alles dafür tun, dass die beiden Brände rasch aufgeklärt werden.
Im aktuellen Fall war das Feuer in der Nacht zum Donnerstag in einer Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im obersten Stock einer ehemaligen Gaststätte in einem Tribünengebäude am Waldstadion ausgebrochen. Warum, ist noch unklar. Ein Feuerwehrmann erlitt bei den Löscharbeiten Verletzungen, als es zu einer Verpuffung kam. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Feuerwehr war bis zum Mittag mit den Nachlöscharbeiten beschäftigt.
Im Stockwerk unterhalb der Kleiderkammer wohnten neun Flüchtlinge in ehemaligen Fremdenzimmern. Die Flüchtlinge konnten sich laut Polizei selbst in Sicherheit bringen. Alle blieben unverletzt. Die Kleiderkammer war eingerichtet worden, um auch die Flüchtlinge in der geplanten Unterkunft ganz in der Nähe zu versorgen, auf die es jüngst den Brandanschlag gegeben hat.
Auch wenn die Flüchtlinge im aktuellen Fall nicht verletzt worden sind: Einer 44 Jahre alten Anwohnerin fiel vor allem "die Angst in den Gesichtern der Flüchtlinge" auf. "Ich glaube, die fühlen sich ein Leben lang nicht mehr sicher", sagte sie.
Der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Herxheim, Max-Josef Meyer, zeigte sich fassungslos angesichts des Brandes. "Die Kleidung, die abgegeben wurde, ist zu hundert Prozent vernichtet", sagte er. Eintausend Umzugkartons lagerten nach seinen Angaben in der Kammer, "komplett sortiert nach Größen". Aus der gesamten Region seien Leute gekommen und hätten beim Packen und Sortieren der Kleider geholfen. "Das ist alles weg. Ein Raub der Flammen", so Meyer. "Wie es weitergeht, wissen wir wirklich nicht."
Mehr Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte
Seit Monaten steigt die Zahl der Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland. Für dieses Jahr verzeichneten die Ermittler bis zum 7. Dezember 817 Fälle, wie das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden am Mittwoch mittgeteilt hat. Für mindestens 733 Attacken seien Rechtsextreme verantwortlich. Auch die Zahl der Gewaltdelikte gegen Flüchtlingsunterkünfte stiegen bis zum 7. Dezember deutlich an. Die bisherige Höchstmarke aus dem vergangenen Jahr von 28 sei mit bislang 130 Gewalttaten 2015 bereits deutlich überschritten, erklärte eine BKA-Sprecherin. Zu den Gewaltdelikten zählten allein 68 Brandstiftungen, 2014 seien es sechs gewesen.