Auffliegen des NSU: Kritik an Polizeieinsatz

Erstveröffentlicht: 
04.12.2015
Eisenachs Ex-OBM sagt im Untersuchungsausschuss aus
VON SEBASTIAN HAAK

 

Erfurt. Der frühere Oberbürgermeister von Eisenach, Matthias Doht (SPD), hat den Einsatz der Polizei beim Auffliegen der rechten NSU-Terrorzelle 2011 in seiner Stadt scharf kritisiert. Er sei damals „stinksauer“ auf die Polizei gewesen, sagte Doht gestern in Erfurt vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags. Die Polizisten, die an dem brennenden Wohnmobil in Eisenach eingesetzt waren, hätten die Feuerwehrleute nicht davor gewarnt, dass sich in dem Fahrzeug möglicherweise Bewaffnete aufhielten. In dem Wohnmobil waren im November 2011 die Leichen der mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden worden.

 

Ein damals eingesetzter Notarzt sagte derweil vor dem Ausschuss, er sei bei seinem Eintreffen von Polizisten darüber informiert worden, dass in dem Wohnmobil eine Bombe vermutet werde. Er sei deshalb angewiesen worden, hinter einem Abfall-Container in Deckung zu gehen. Dort habe er dann eine halbe Stunde bis eine Stunde ausgeharrt, sagte er. Anschließend sei er zu einem anderen Einsatz gerufen worden.

 

Doht sagte weiter, er sei auch unzufrieden damit gewesen, dass die Polizisten ihn vor Ort nicht zu den Feuerwehrleuten gelassen hätten. Als Stadtoberhaupt sei er deren oberster Dienstherr gewesen.

 

In den vergangenen Monaten waren die im November 2011 eingesetzten Polizisten unter anderen von Ausschussmitgliedern immer wieder dafür kritisiert worden, dass sie die Eisenacher Feuerwehrleute nicht gewarnt hätten, dass in dem Wohnmobil Bewaffnete sein könnten. Die Feuerwehr löschte das Gefährt wie jeden anderen Fahrzeugbrand, während die umstehenden Polizisten schusssichere Westen trugen.

 

Der Untersuchungsausschuss beschäftigt sich schon seit Monaten damit, wie der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) Ende 2011 aufflog. Dabei konzentrieren sich die Abgeordneten seit Kurzem vor allem auf mögliche Mängel etwa bei der Spurensicherung. Der erste NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages hatte Pannen des Verfassungsschutzes im Zusammenhang mit der Terrorzelle untersucht. Die mutmaßliche Komplizin von Mundlos und Böhnhardt, Beate Zschäpe, steht derzeit in München vor Gericht.